Nicole Emektas für die Gruppe DIE LINKE./Kalla Wefel
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Namen der Gruppe DIE LINKE / Kalla Wefel wünsche ich Ihnen ein schönes und friedvolles neues Jahr.
Es ist erfreulich und aufregend zugleich, zu sehen, wie sehr sich eine Stadt wie Osnabrück, aber auch das eigene Leben in einem Jahr verändern kann. Vor genau einem Jahr saß ich – nichtsahnend -, ganz hinten hier im Friedenssaal, als Gast anlässlich des Handgiftentags und heute stehe ich hier, als Ratsmitglied, als stellvertretende Gruppenvorsitzende aber auch als Frau, die am Mentoring-Programm „DEMOKRATIE. MACHT. INTEGRATION“ teilgenommen hat. Wer hätte damals gedacht, dass ich heute an Sie Worte richten darf …? – Ich jedenfalls nicht!
Als ich im Oktober 2017 für das Politikstudium nach Osnabrück gezogen bin, begrüßte mich das Ortsschild an der Hannoverschen Straße mit der Aufschrift: Osnabrück – Die Friedensstadt. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was dies zu bedeuten hat. Ich empfinde Dankbarkeit und Freude, dass ich in unserem Osnabrück mein zu Hause gefunden habe, denn das Jubiläum des Friedensjahres hätte ich ungerne verpasst.
Anlässlich des Jubiläumsjahres des Westfälischen Friedens gab es nicht nur viele kulturelle Veranstaltungen rund um das Thema Frieden, zudem haben wir gemeinsam mit unseren Gästen aus nah und fern in sieben Monaten auf unterschiedlichste Weise sieben Themen in Bezug auf Frieden erarbeiten können. Zwischen Fordern, Innehalten, Engagieren und Debattieren haben wir alle doch eins gelernt: Wenn wir Frieden wollen, benötigen wir gerade in unruhigen Zeiten viel Zuversicht. Dazu müssen wir in der Lage sein, ob jung oder alt, gegenseitiges Vertrauen und Verständnis aufzubringen. Dies bedeutet aber auch, seinem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen und auch richtig zuhören zu lernen.
Um Frieden schaffen zu können, müssen wir vor allem bei unseren Jüngsten ansetzen. Bereits Nelson Mandela sagte einst: „Bildung ist die mächtigste Waffe, die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern” Er hat Recht. Die aktuelle PISA-Studie zeigt in aller Deutlichkeit, dass wir, in ganz Deutschland, aber auch in Osnabrück, umdenken müssen. Wie wäre es mit einem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Schulen und Kitas? Bevor wir überhaupt von einem Geldsegen des Bundes träumen können, haben wir da für dieses Jahr ein vergleichendes großes Anliegen. Und zwar die Umsetzung des Beschlusses aus 2019: Eine dritte Integrierte Gesamtschule für Osnabrück.
Wir sind der felsenfesten Überzeugung, dass dieses Schulmodell als einziges zukunftsfähig ist. Nur durch flächendeckende Integrierte Gesamtschulen wird die Vielseitigkeit der Schüler*innen geschätzt und funktionierende Inklusion ermöglicht.
Echte Chancengleichheit wird es in diesem jetzigen selektiven Schulsystem niemals geben. Wir sehen aber genau diesen Punkt als fundamental wichtig für eine Gesellschaft an. Es braucht für unsere Kinder, grade in einer immer diverser werdenden Gesellschaft, konsequente Inklusion und Chancengleichheit im Bildungssystem.
Diese benötigen wir nicht nur in der Bildung. Es sollte ein Fundament im täglichen Leben unserer Gesellschaft sein. Deswegen möchte ich an dieser Stelle einen besonderen Dank an alle Osnabrücker*innen aussprechen, die sich in ihrem täglichen Einsatz, sei es im Ehrenamt oder beruflich, genau dafür einsetzen. Ohne die Tafel, deren Aufgabe in den letzten Jahren leider immer bedeutender wurde, den „Omas gegen Rechts“, die eine ernsthafte Brandmauer aufgebaut haben und erhalten, dem Solidarischen Aufbau, die durch ihre Projekte einfache Lösungen bieten, und besonders in diesen Wochen, den unzähligen Menschen, die in Hochwassergebieten mit anpacken, ohne Sie alle, hätten wir keine Gesellschaft, in der Zusammenhalt und Solidarität Priorität hat.
Wenn ich schon beim „Danke sagen“ bin, möchte ich all denen danken, die mir Mut gemacht haben, den Platz meines Vorgängers einzunehmen und welche mich im Rat der Stadt Osnabrück mit helfenden Händen, freundlich, aufgenommen haben. Auch danke ich Heidi Reichinnek, unserer und meiner persönlichen Lieblings-Bundestagsabgeordneten. Ohne sie als ehemalige Mentorin würde ich wahrscheinlich nicht hier stehen. Auch meinen Kollegen Henry und Kalla möchte ich danken, die ohne zu zögern einer jungen Frau den Vortritt lassen. Das empfinde ich als vorbildliches Verhalten.
Zu guter Letzt: Wenn wir in diesem Jahr die gleiche Liebe für soziale Themen wie im letzten Jahr für den VFL aufbringen könnten, ja, dann wird es sicherlich ein gutes Jahr.