Peter von Koss, seit Jahrzehnten Abonnent der NOZ, pensionierter Lehrer, VfL-Fan sowie Co-Autor des Buchs „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ und anderer Veröffentlichungen beschwert sich über das Verhalten des Osnabrücker Printmonopolisten …
Nach meinem Hinweis an die NOZ zum fehlenden Spielbericht der Partie „Paderborn – VfL“ in der mir am Samstag, den 05.08.2023, zugestellten Ausgabe (Osnabrück Stadt) erhielt ich am 07.08.2023 vom Kundenservice der NOZ folgende Antwort:
„… vielen Dank für Ihre Nachricht.
Aufgrund des früheren Andrucks seit 01.08.2023 kam es am Samstag, 5. August, erstmalig dazu, dass wir in der gedruckten Ausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung nicht über das aktuelle Spiel des VfL Osnabrück berichten.
Print-Leser, die noch keinen Zugang zum E-Paper haben, können auf der Internetseite noz.de/vfl-news einen Testzugang erhalten. Sie müssen dort nur Ihre E-Mail- und Postadresse eingeben und testen das E-Paper kostenlos.
Zum Hintergrund des früheren Andrucks schrieb Ralf Geisenhanslüke:
Liebe Leserinnen und Leser,
pünktlich und regelmäßig rechtzeitig möchten wir Ihnen Ihre Neue Osnabrücker Zeitung täglich in Ihren Briefkasten liefern. Von der Planung und Erstellung der Inhalte über den Druck bis zu den letzten Metern auf den Frühstückstisch ist es immer eine große logistische Herausforderung. Um diese bewältigen zu können, beginnen wir mit dem Zeitungsdruck seit dem 1. August früher am Abend. So steht Ihnen unsere elektronische Ausgabe, das E-Paper, bereits ab 20 Uhr zur Verfügung. An wenigen Tagen gehen auch kleine Nachteile für die gedruckte Ausgabe damit einher: Wir bekommen nämlich nicht alle Ereignisse des Abends mehr in der Zeitung abgebildet. So ist es heute mit dem Spiel des VfL Osnabrück beim SC Paderborn, über das wir in dieser Printausgabe nicht berichten können. Sie haben aber die Möglichkeit, alle Berichte über den VfL Osnabrück wie gewohnt auf einer Seite in unserem E-Paper jetzt zu lesen.
Wir bedauern sehr, dass der von Ihnen bevorzugte Inhalt in der Zeitung fehlte.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne telefonisch unter der Rufnummer 0541 – 310889 in der Zeit Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr zur Verfügung oder unter kundenservice@noz.de
Mit freundlichen Grüßen
NN
Ihr Kundenservice“
Ich habe dazu wie folgt am 10.08.2023 Stellung genommen:
Sehr geehrte NN,
vielen Dank für Ihre Mail vom 07.08.2023.
Sie zitieren Ihren Chefredakteur, der zu der Erkenntnis gelangt ist, dass die NOZ nach 56 Jahren die logistischen Herausforderungen der Zeitungserstellung von der Planung und Erstellung der Inhalte über den Druck bis zu den letzten Metern auf den Frühstückstisch nicht mehr bewältigen kann. Plötzlich soll nicht mehr möglich sein, was seit Jahrzehnten funktioniert hat. Welch ein Armutszeugnis! Mit haarsträubenden und scheinheiligen Begründungen wird der frühe Andruck gerechtfertigt! Gleichzeitig werden Ihre Leser für dumm verkauft.
Zur besseren Einordnung meiner Zeilen beziehe ich mich auf das Gespräch Geisenhanslüke / Hoffmann in Ihrer Ausgabe v. 29.07.2023.
G: Die gedruckte Tageszeitung gehört für viele Leser wie die Tasse Kaffee oder Tee zu einem gelungenen Morgen.
Natürlich – aber nur dann, wenn sie ein hohes Maß an Aktualität bietet, vor allen Dingen in den Segmenten, in denen sie sich von überregionalen Zeitungen unterscheidet. Und dazu gehören in der NOZ auch der „größere“ und der „kleinere“ lokale Sport, wobei letzterer mehr und mehr aus Ihrem Blatt verschwunden ist.
H: In den vergangenen Jahren hat sich zunehmend gezeigt, dass das schmale Zeitfenster zwischen Druck, Weiterverarbeitung, Transport und Verteilung in einigen Zustellbereichen zu Problemen führte.
Die kalkulierte Zeit für die Bewältigung der Transportwege wird sich in den letzten Jahrzehnten kaum signifikant verlängert haben oder ist Meppen dichter an die Küste gerückt? Nicht nur die Rotationsmaschinen sind schneller geworden, auch die Digitalisierung erleichtert die Arbeit in den Redaktionen, im Layout und in der Weiterverarbeitung, sie verlangsamt nicht die aufgeführten Prozesse, sie beschleunigt sie. Ihre fadenscheinigen Argumente lassen den Schluss zu, dass ganz andere Gründe und Absichten hinter dem sukzessiven Umbau Ihres Printproduktes stehen.
Was bleibt also übrig? Probleme in einigen Zustellbereichen. Und zur Lösung dieser Probleme gibt es keine geeigneten Instrumente?
G: Und seien wir ehrlich: Was nutzt die beste Zeitung, wenn sie nicht pünktlich geliefert wird.
Ohne die erwartete Aktualität nützt sie gar nichts. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.
H: Ein weiterer Vorteil ist, dass wir unseren Zustellern und neuen Bewerbern eine Vollzeitbeschäftigung anbieten können, weil sie zukünftig bis zu 8 Stunden am Stück arbeiten können. Hierdurch erhoffen wir uns mehr Attraktivität für diese Jobs.
Das hat doch mit dem früheren Andruck nichts zu tun. Sie bieten schon jetzt Zustellern sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten und solche auf Minijob-Basis an, im Rahmen von 2 – 40 Stunden!
H: Nicht zu vergessen Ausfallzeiten durch Krankheit oder den wohlverdienten Jahresurlaub. In diesen Fällen setzen wir auf Zustellkräfte, die flexibel die Bezirke übernehmen.
Das Problem hat jeder Arbeitgeber. Ausfallzeiten durch Jahresurlaube sind kalkulierbar; die Summe krankheitsbedingter Ausfallzeiten korreliert auch mit dem Betriebsklima, der Mitarbeiterzufriedenheit sowie der Entlohnung.
G: Tatsächlich nutzen bereits mehr als 52 000 Abonnenten in Stadt und Landkreis Osnabrück unsere digitalen Produkte, darunter auch immer mehr ältere Menschen. Aber eben nicht alle.
Wie war das noch mit dem gelungenen Morgen und der gedruckten Tageszeitung? Sollen wir demnächst mit Notebook oder Tablet am Frühstückstisch sitzen? Höre ich aus dem letzten Satz Bedauern? Der klingt viel mehr wie ein Abgesang auf Ihr Printmedium, zumal dann, wenn der Chefredakteur fortfährt: Unsere digitalen Produkte bringen eine Menge Vorteile mit sich, die sich in Zukunft immer stärker durchsetzen werden.
Butter bei die Fische: Welches Medium soll nach dem Wunsch Ihres Chefredakteurs im Wettstreit mit den digitalen Produkten als Verlierer dastehen?
G: Aber natürlich kann es vor allem spätabends noch Ereignisse geben, über die wir dann noch nicht frühmorgens berichten können. Das ist richtig. Aus vielen Rückmeldungen unserer Leser wissen wir aber, wie wichtig ihnen die pünktliche Lieferung der Zeitung ist.
Gehen Herrn Geisenhanslüke die Argumente aus, oder warum weist er zum dritten Mal auf die Wichtigkeit einer pünktlichen Lieferung hin? Ist vielleicht das Druckzentrum nicht mehr in der Lage, die Fülle an zusätzlichen Aufgaben zu leisten? Die blöden Print-Abonnenten werden stillhalten, Hauptsache die NW und andere Partner werden zufriedengestellt.
Es ist kein Problem, für jeden Schwachsinn Argumente zu finden. Bleiben wir bei einem sogenannten „Ereignis spätabends“, beim VfL also, dessen Spiel in Paderborn am vergangenen Freitag tatsächlich am frühen Abend um 20:20 Uhr endete. In unserer Stadtausgabe am Samstag wurde nicht einmal das Ergebnis genannt – in den Bramscher Nachrichten dagegen erschien ein Spielbericht – die Montagausgabe enthielt hier eine abgespeckte Version der am Samstag in einigen Ausgaben abgedruckten Beiträge.
Müssten nicht unter logischen Gesichtspunkten die Ausgaben für den Bahnverkehr und den Landkreis zuerst und jene für Osnabrück Stadt zuletzt gedruckt werden? Im Internet wird berichtet, dass die letzte Samstagausgabe der NOZ teilweise schon am Freitagabend um 22:30 Uhr (!) zugestellt wurde. Geht’s noch?
- Haben Sie bereits beim Bundes-/Landeswahlleiter beantragt, dass die Wahllokale demnächst schon um 16 Uhr schließen, damit die NOZ am Montag Prognosen, Hochrechnungen oder gar Ergebnisse vermelden kann?
- Nationale und internationale Sportereignisse von überregionalem Interesse finden zu einem großen Teil in den Abendstunden statt. Im kommenden Jahr sind das u.a. die Olympischen Spiele und die Fußball-EM. Erfahren wir zukünftig am Montagmorgen, was am Freitagabend passiert ist?
Angesichts der aktuellen Problematik ist wieder einmal die Arroganz des Monopolisten zu beklagen. Im Falle einer Konkurrenz vor Ort gäbe es in Ihrem Haus eine Vielzahl von Baustellen. Unter anderem könnte hinterfragt werden, ob die Qualität der NOZ-Print mit der Preissteigerung Schritt halten konnte. Der Abo-Preis stieg seit dem Jahre 2000 (19,94 €) bis 2023 (52,90 €) um das 2,65-fache. Der Verbraucherpreisindex veränderte sich in diesem Zeitraum in Deutschland wesentlich moderater, er stieg von 75,5 auf 116,5 (x 1,54).
Warum sollte ich das Print-Abo der NOZ nach mehr als 50 Jahren nicht kündigen? Was bietet mir diese Zeitung an lesenswerten Inhalten exklusiv? Was unterscheidet sie von konkurrierenden Blättern?
Ihre Gesamtausgabe ist in den vergangenen 25 Jahren um fast 20% geschrumpft. Dafür gibt es mehrere Gründe – Qualität und Kundenorientierung könnten neben anderen eine Rolle spielen. Mit Ihrer grandiosen, vom Leser abgewandten Politik, beschleunigen Sie diesen Prozess, der m. E. gewollt ist. Ihre Kunden aus dem westfälischen Grenzgebiet und aus Hasbergen und Hagen lassen grüßen.
Mit freundlichen Grüßen