Ehrung eines Opfers der iranischen Diktatur
Am letzten Freitag wurde im Herzen der Osnabrücker Altstadt der Jina-Mahsa-Amini-Platz eingeweiht. Oberbürgermeisterin Katharina Pötter enthüllte in einer bewegenden Einweihungszeremonie das neue Straßenschild, das die Friedensstadt Osnabrück mit der weltweiten Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ verbindet. Die Platzbenennung ehrt Jina Mahsa Amini, die im September 2022 von der iranischen Sittenpolizei verhaftet und ermordet wurde. Der neue Platz soll als Symbol für Mut, Menschenrechte und Solidarität mit Frauen im Iran und weltweit erinnern.
Einweihung des Platzes
Vor rund 50 Anwesenden eröffnete Oberbürgermeisterin Katharina Pötter die Zeremonie und begrüßte auch Gäste aus Paderborn, die eigens für diesen Anlass angereist waren. In ihrer Ansprache hob sie hervor, dass der Platz nicht nur Jina Mahsa Aminis Mut würdigt, sondern auch die universellen Werte der Menschenrechte und Gleichberechtigung unterstreicht.
Die Entscheidung, den Platz in der Altstadt umzubenennen, wurde am 1. Oktober 2023 auf Initiative der FDP/UWG-Gruppe vom Stadtrat einstimmig beschlossen. Pötter betonte, wie wichtig es sei, die Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ zu unterstützen – sowohl in Osnabrück als auch weltweit. Der Jina-Mahsa-Amini-Platz soll ein dauerhafter Ort des Gedenkens und Motivation sein, für Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen.
Zeremonie im Friedenssaal
Nach der Einweihung wurde die Veranstaltung im Friedenssaal des historischen Rathauses fortgesetzt. Begleitet von einer musikalischen Darbietung der Künstlerin Minoo Döme hielt Oberbürgermeisterin Pötter erneut eine Rede, in der sie betonte, dass die Stadt Osnabrück auch in Zukunft ein starkes Zeichen für Menschenrechte setzen möchte.
Besonderen Nachdruck verlieh Pötter ihrer Ankündigung einer kommunalen Patenschaft für die iranische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Golrokh Iraee. Iraee, die wegen ihres Engagements immer wieder inhaftiert wird, setzt sich selbst unter schwierigsten Bedingungen für Frauenrechte, die Abschaffung der Todesstrafe und den Schutz von Minderheiten ein. Die Patenschaft soll den Druck auf das Regime in Iran erhöhen und an die vielen Inhaftierten in der Islamischen Republik Iran erinnern.
Osnabrück ist die erste Stadt, die eine solche Patenschaft übernimmt. Die Oberbürgermeisterin rief die Bevölkerung dazu auf, sich aktiv an den Aktionen rund um diese Initiative zu beteiligen. Dies könnte zum Beispiel ein Kunstprojekt, eine Veranstaltung eines Vereins oder alles, was das Thema politisch inhaftierter Frauen und Männer in den Mittelpunkt rückt.
Worte des Dankes und ein starkes Zitat
Die stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP Osnabrück, Annahita Maghsoodi, dankte den Beteiligten, dem Büro für Chancengleichheit und allen demokratischen Fraktionen, die die Platzbenennung unterstützt haben. In ihrer Rede zitierte sie den Grabstein von Jina Mahsa Amini: „Liebe Jina, du bist nicht tot. Dein Name wird ein Symbol werden.“ Dieser Satz habe sich erfüllt, betonte Maghsoodi, denn Jina Mahsa Amini sei heute eine weltweite Symbolfigur für den Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit.
Klare Haltung gegen das Regime
Auch Saeed Fadaeebash, Vorsitzender des Vereins Diar, bedankte sich im Namen der iranischen Community bei der Stadt Osnabrück und den Entscheidungsträgern, den Platz nach Jina Mahsa Amini zu benennen. “Diese Ehrung ist ein Zeichen der Solidarität und der Unterstützung für die Menschenrechte. Solidarität und Unterstützung für den Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung, insbesondere für Frauen im Iran”, betonte Fadaeebash weiter. Obwohl sich die internationalen Krisen verschärften, hätten Medien und politische Akteure die Freiheitsbewegung im Iran zunehmend aus den Augen verloren. Gerade vor diesem Hintergrund sei das Engagement der Stadt Osnabrück von besonderer Bedeutung.
Abschließend betonte Saeed Fadaeebash, wie entscheidend es ist, den internationalen Druck von Deutschland und der EU auf das islamische Regime zu erhöhen, um die Menschenrechte zu wahren und die Freiheit der Bevölkerung zu schützen. Fadaeebash forderte, dass das Regime für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft gezogen wird und dass internationale Institutionen eine klare Haltung gegen die repressive Politik des Regimes einnehmen. Die Welt müsse weiter auf die Lage im Iran schauen, um die Menschen nach ihrem Wunsch nach einer demokratischen Zukunft zu unterstützen. Man hoffe, dass die Benennung des Platzes ein Bewusstsein für die Situation im Iran schärft.
Unter dem Straßenschild ist nunmehr folgende Widmung zu lesen:
„Jina Mahsa Amini *21.09.1999, †16.09.2022. Opfer des Terrorregimes im Iran, Symbolfigur für die weltweite Bewegung ‚Frauen, Leben, Freiheit’“.