Donnerstag, 10. Oktober 2024

Heute, am 09.10., letztmaliger Verkauf der kultverdächtigen Horten-Kachel

Horten-Kachel sorgt für Aufregung nicht nur bei Freunden des Retro-Designs

Zuerst sollten sie verschwinden wie bei der Entsorgung der vormalige Horten-Filiale in Stuttgart, wo Sammler leer ausgingen. Dann die etwas überraschende Bekanntgabe seitens der Stadt, dass die unverkennbaren Bausteine mit dem stilisierten H, die den Kaufhausbau aus den 50zigern den markanten Wabenstil gaben, doch zum Verkauf kämen. Mit Erfolg: Am morgigen Mittwoch, 09.10., folgt die dritte Verkaufsphase, solange der Vorrat reicht!

Wie beim ersten und zweiten Mal werden die Kacheln ab 16 Uhr von der Firma Hagedorn zum Preis von 70 Euro pro Stück verkauft. Am ehemaligen Liefereingang Öwer de Hase, nur bar gegen handgeschriebene Quittung. Angeboten wird ausschließlich die Aluversion, für eine sorgsame Entfernung der Keramikkacheln sei der Aufwand zu groß. Der Erlös bleibt bei der für den Abriss verantwortlichen Firma, stellt die Stadt klar. Man darf gespannt sein, ob die Schlange erneut so lang wird wie die beiden Male zuvor und ob es wieder Enttäuschte geben wird, weil der Vorrat eben nicht gereicht hat.


Retro-Feeling

Foto: OR/RG

Woraus die Begehrlichkeit für ein Deko-Objekt aus der Wirtschaftswunderzeit erwächst, versuchen Experten zu erklären: Das liege wohl daran, dass Design aus den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts seit geraumer Zeit an Attraktivität gewinnt und hoch gehandelt wird. Hinzu kommen nostalgische Anmutungen, wehmütige Erinnerungen an eine Zeit, als das Kauferlebnis noch ganz und gar mit dem Bummel durch die Innenstädte verbunden war und mit Häusern wie Horten oder Karstadt. Schnell ist dann von Vintage oder Retro die Rede, oft ziemlich vage und schwer fassbar. Ähnlich wie die Urheberschaft. Eine erste Version der Wabenfassade von 1958 geht auf Helmut Rohde zurück.  An der Weiterentwicklung sollen dann die Architekten Egon Eiermann und Helmut Hentrich mitgewirkt haben. Vollends geklärt ist das nicht. Vielleicht fügt sich das ja mal in einer Bachelor- oder Masterarbeit, die an Universität oder Hochschule Osnabrück geschrieben wird.


Käuferwünsche

Vor Ort trifft man auf Käufer, die einfach auf rasche Wertsteigerung und schnellen Gewinn im Internet spekulieren. Tatsächlich kursieren seit dem 11. September auf einschlägigen Portalen Angebote zwischen 170 und 200 €. Dann gibt es welche mit konkreten Vorstellungen für eine dekorative Platzierung rund ums Haus oder, wenn Platz genug ist, auch innen. Jemand, der gleich zehn Stück erwirbt, möchte eine Minifassade nachbilden für ein retromäßiges Gartenhäuschen oder so … Einige kommen im Auftrag von Interessenten von weit her, während andere, ehrlich gesagt, nicht genau wissen, warum sie so ein Ding überhaupt haben möchten. Vielleicht ja nur, um nichts zu verpassen, was noch mal richtig viral gehen könnte.

Foto: OR/RG
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