Samstag, 7. September 2024

Aktuelle PM: Besetzung des ehemaligen Autonomen Zentrums SubstAnZ

Aktivist*innen haben in der Nacht zum Samstag das SubstAnZ in der Frankenstraße besetzt
Es ist eine Reaktion auf das Ende des selbstverwalteten Zentrums zum September

In der Nacht zum 07.09.2024 haben Aktivist*innen das Gebäude „SubstAnZ“ in der Frankenstraße in Osnabrück besetzt, um auf die zunehmende Verdrängung durch Gentrifizierung und Kommerzialisierung aufmerksam zu machen. Das SubstAnZ, seit 15 Jahren ein bedeutender politischer und sub-kultureller Treffpunkt, musste aufgrund von privaten Interessen Seitens der Vermieter zu September aus der Frankenstraße ausziehen. Damit ist die Besetzung eine direkte Reaktion auf die Verdrängung aus diesem wichtigen Ort. Die Besetzenden fordern eine Legalisierung ihrer Aktion sowie die Übergabe des Hauses an die langjährigen Nutzenden. Das SubstAnZ solidarisiert sich mit den Aktivist*innen im besetzten Gebäude.

„Wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen,“ erklärt eine Sprecherin der Besetzenden. „Das SubstAnZ wurde uns als wichtiger politischer und kultureller Treffpunkt genommen. Es wurde verdrängt und wir stehen jetzt ohne Alternative da. Eine Stadtgesellschaft braucht gerade in Zeiten des Rechtsrucks antifaschistische Freiräume.“

Die Besetzenden verstehen sich als eine Gruppe von Menschen, die den Erhalt des SubstAnZ als zentralen Treffpunkt für politische Arbeit und gesellschaftlichen Austausch unterstützen. Ihr Ziel ist es, Verdrängung sichtbar zu machen und ein klares Zeichen dagegen zu setzen.

Unerfreulich war, wie die Besetzenden das Haus vorfanden. Im Inneren wurden mehrere Graffiti-Schriftzüge übermalt. So wurde die antifemistische Haltung der Menschen deutlich, die das ehemalige SubstAnZ nun kommerziell nutzen wollen. Aus dem Wandbild „However I dress, wherever I go, YES MEANS YES AND NO MEANS NO“ (Wie auch immer ich angezogen bin, wo auch immer ich hingehe, Ja heißt Ja und Nein heißt Nein) wurde ein „NO MEANS YES“. Nein heißt Ja ist dabei ein klassisch patriarchales Gewaltphänomen, bei dem das Nein von Frauen ignoriert wird. Da stellt sich die Frage, wieso die Firma eines Clubs wie das Brücks ein Interesse daran hat, ein solches Bild zu übermalen, wo es doch gerade im Kontext von Partys häufig zu sexualisierten Übergriffen kommt. Eine klare Absage an sexistisches Verhalten sollte doch eigentlich von jedem Club zu erwarten sein. Das Übermalen der feministischen Wandbilder ist demnach sehr schockierend und hart zu verurteilen.

Auf die Frage, warum gerade dieses Haus und nicht ein leerstehendes Gebäude besetzt wurde, erklärt die Gruppe der Besetzenden: „Wir werden aktiv von diesem Ort verdrängt und haben keinen anderen Ort. Seit 15 Jahren ist dies ein Lebensmittelpunkt für viele Menschen. Hier machen wir gemeinsam Politik, lernen voneinander und knüpfen Freund*innenschaften. Hier finden soziale und kulturelle Veranstaltungen statt. Nun soll es kommerziellen Interessen weichen, und damit verlieren von der Stadt marginalisierte Menschen einen sicheren Ort. Es braucht diesen nicht-kommerziellen Raum als einfachen Zugang zu kulturellen und politischen Angeboten, besonders für junge Menschen.“

Das SubstAnZ teilt diese Sicht. Es wurde sich lange Zeit bemüht, dass Haus an der Frankenstraße zu erhalten bzw. einen Ersatz zu finden. Der Auszug am vergangenen Wochenende stellte für den Verein und seine Mitglieder eine große Herausforderung und emotionale Belastung dar.

Zu den Forderungen der Besetzenden gehört auch ein Ende der Gentrifizierung und Kommerzialisierung in Osnabrück. Sie verlangen einen langfristig nutzbaren Raum, der von gemeinnützigen Initiativen und Vereinen genutzt werden kann, sowie Ressourcen, die eine nachbarschaftliche Organisierung ermöglichen. Ihr Motto: „Häuser denen, die darin leben!“. Die Besetzung ist auf unbestimmte Zeit angelegt. „Wir gehen nicht. Wir bleiben hier, solange es geht,“ betonen die Besetzenden.

Die Forderungen der Besetzenden sind sehr nachvollziehbar. Gerade in eben diesen Zeiten des starken Rechtsrucks ist die Verdrängung besonders kritisch zu sehen. Freiräume für antifaschistische Arbeit sind wichtiger denn je. Dies geschah im SubstAnZ an der Frankenstraße unter anderem durch die Kampagne „Den Rechten die Räume nehmen“ bestehend aus verschiedenen Initiativen, sowie durch viele weitere Gruppierungen.

Das SubstAnZ, welches mittlerweile für den Übergang in die Parkstraße gezogen ist, solidarisiert sich mit der Besetzung und ruft zur Unterstützung direkt vor dem Haus in der Frankenstraße auf. Kommen Sie auch gerne vorbei!

Mit freundlichen Grüßen

SubstAnZ Osnabrück

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