Dienstag, 13. Februar 2024

Raspo-Degenfechterin nimmt an der EM 2023 in Thionville teil

Osnabrück hat mehr zu bieten als Fußball – zum Beispiel erfolgreiche Degenfechter*innen! Eine von ihnen, Halka Tuchen, Abteilungsleiterin beim Raspo (SV Rasensport DJK von 1925 e. V. Osnabrück), möchten wir in einem Interview gerne vorstellen.

Halka Tuchen bei der EM in Thionville 2023

Kerstin Broszat, Osnabrücker Rundschau: Hallo Halka, wie war die Fecht-Europameisterschaft in Thionville in Frankreich, an der du als deutsche Veteranen-Vertreterin teilgenommen hast?

Halka Tuchen: also die Fecht-Europameisterschaft der Veteranen findet alle zwei Jahre statt; in diesem Jahr war es in Thionville in Frankreich. Ich glaube, es waren insgesamt über 1500 Fechter am Start in allen drei Waffengattungen (Florett, Degen, Säbel), Damen sowie Herren. Es ist für jeden Fechter ein Großereignis und ein Muss einmal an so einer an so einer Meisterschaft teilzunehmen. Es ist ein Riesenevent und man misst sich mal mit anderen Fechtern, denen man halt in Deutschland nicht begegnet.

OR: Du bist ja schon lange aktiv in einem doch eher regional ausgerichteten Sportverein in Osnabrück, beim Raspo. Wie kam es zu der Teilnahme an der EM?

Halka Tuchen: Ja, ich bin beim Raspo in Osnabrück schon seit fast 20 Jahren im Sportverein, aber ich nehme regelmäßig in ganz Deutschland an Turnieren teil, vor allem an denen, die einem dann die Berechtigung geben, an Europameisterschaften teilzunehmen oder die Qualifikation für die Weltmeisterschaften zu bekommen.

OR: Bist du alleine als einzige deutsche Teilnehmerin dorthin gefahren?

Halka Tuchen: Nein, ich bin nicht alleine nach Frankreich gefahren; wir haben uns zu sechst zusammengeschlossen und sind mit einem Bulli nach Frankreich gefahren, wir kamen aus verschiedenen Städten wie Berlin, Aachen, Dresden, Duisburg, Essen und Osnabrück.

OR: Wie läuft so ein Turnier ab? Und wie hast du dich letztendlich geschlagen?

Halka Tuchen: Ja, wie läuft so ein Turnier ab? Als allererstes muss man am Tag zuvor alle seine Sachen abgeben, sprich Fechtkleidung, Waffen, Maske, Kabel, Zubehör. Die werden kontrolliert, ob das alles technisch in Ordnung ist und ob nicht irgendwie manipuliert wurde. Dann bekommt man einen Stempel oder eine kleine Markierung drauf, die zeigt, dass es angesehen wurde, sonst kann man auf der Bahn nicht starten. Dann werden alle Teilnehmer in Vorrunden aufgeteilt wie auf anderen normalen Turnieren auch, und man ficht in der Vorrunde gegen die Gegner, die man halt hat. Meistens wird darauf geachtet, dass keine gleichen Nationen in einer Vorrunde sind. Aus diesen Ergebnissen entsteht dann ein Ranking und es geht anschließend im „K. O.“ weiter. Die „K. O.“-Matches richten sich nach dem Ranking und ja, wer sein „K. O.“ verliert, fliegt raus und wer gewinnt, kommt weiter.

Halka Tuchen im EM-Wettkampf 2023

Letztendlich habe ich mich in meiner Vorrunde gut geschlagen, habe drei Gefechte gewonnen und drei verloren und habe mich erstmal gut im Mittelfeld platziert, habe mein erstes „K. O.“ gegen eine Französin gewonnen, konnte dann ins zweite „K. O.“. Das zweite „K. O.“-Gefecht habe ich dann gegen eine weitere Französin leider nur 9 zu 10 verloren. Das war deswegen so bitter, weil ich eigentlich ganz gut war. Sie war Linkshänderin, und ich konnte sehr gut mit ihrem Fechtstil umgehen. Letztendlich ist diese Französin in der Europameisterschaft Dritte gewonnen und hat die Bronzemedaille gewonnen; aber ich bin trotzdem mit meiner Platzierung dann sehr zufrieden gewesen.

OR: Nimmst du öfter an Turnieren teil? Finden hier ist Osnabrück auch welche statt?

Halka Tuchen: Ja, ich nehme regelmäßig in ganz Deutschland an Turnieren teil; an Turnieren für die Europameisterschaft und für die Weltmeisterschaft auf jeden Fall. Es gibt dann deutschlandweit immer vier bis fünf, davon kommen drei in die Wertung, aber es gibt auch noch andere schöne Turniere in Deutschland, wie zum Beispiel den Pärchen-Cup in Bochum. Aber auch in Osnabrück gibt es ein Turnier, das für die Niedersachsen-Rangliste zählt; es findet auch einmal im Jahr statt, das ist das Heinz-Böckmann-Turnier, eigentlich immer im Herbst des Jahres. Also ich bin schon regelmäßig auf guten Turnieren, aber auch auf schönen Spaß-Turnieren, weil: es muss ja eben auch Spaß machen.

OR: Nun bist du ja Degenfechterin; es gibt aber nicht nur den Degen als Sportwaffe, sondern auch …?

Halka Tuchen: Ja, ich bin als Degenfechterin beim Deutschen Fechterbund gemeldet und registriert, aber es gibt noch zwei andere Waffen: das Florett und den Säbel. Alle drei Waffengattungen sind gleichberechtigt in der Sportart, wie sie regional laufen, sprich bei Qualifikation für EM, für WM und bei Spaßturnieren. Nicht jeder Verein vertritt alle Waffen. Wir hier beim Raspo haben ja auch nur den Degen zu vertreten, aber sehr viel wird woanders auch Florett gefochten. Meistens werden Kinder erst im Florettfechten angelernt, weil das die leichtere Waffe ist. Die drei Waffen unterscheiden sich jeweils in der Trefferfläche.

OR: Seit wann fechtest du? Wie bist du zu diesem Sport gekommen und seit wann bist du beim Raspo aktiv?

Fechttraining beim Raspo Osnabrück, Foto: Kerstin Broszat

Halka Tuchen: Beim Raspo bin ich seit knapp 20 Jahren wieder aktiv. Da waren damals viele Herren, ältere Herren am Fechten; Raspo war früher der Polizei-Sportbund der Stadt. Mittlerweile habe ich die Abteilungsleitung übernommen, weil die alten Herren so langsam aus dem Sport ausgeschieden sind und sich zur Ruhe gesetzt haben, und wir die Raspo-Fechtsportabteilung wieder, glaube ich, ganz gut mit vielen jungen Menschen aufgebaut haben. Wir sind mittlerweile 15, 17 Personen, die beim Fechten sind; nicht alle sind aktiv, immer regelmäßig dabei, aber viele kommen mindestens einmal oder zweimal die Woche, und der eine oder andere kommt auch mal mit zu einem Turnier. Das heißt also, die Fechtabteilung dort gibt es schon sehr lange und ja, wie gesagt, ich bin seit knapp 20 Jahren wieder dabei. Ich habe ja 15 Jahre Pause gemacht, habe als Kind angefangen und mit dem pubertierenden Alter dann mit 16 aufgehört, weil ich zur Sportschule wollte und nicht konnte von meinen Eltern aus. Ja, dann später: Familie, Kinder und danach habe ich mich dem Sport wieder gewidmet.

OR: Was ist denn das Tolle am Fechtsport?

Halka Tuchen: Wie im Vorfeld schon erwähnt, ist der Sport für alle geeignet, die sich sportlich aktiv betätigen wollen, mal was anderes machen möchten und einen Kampfgeist in sich haben. Letztendlich muss man nicht an Turnieren teilnehmen, kann man, aber man kann das Fechten auch nur erlernen, um in einer Trainingseinheit zu trainieren, weil es Spaß macht. Letztendlich ist es halt ein Sport, den man alleine auf der Bahn für sich betreibt. Man ist eigentlich ein Einzelkämpfer, der zu Turnieren und Gefechten das auf den Punkt bringt, was er kann. Es gibt aber auch den Mannschaftssport, da fechten dann drei Fechter in einer Mannschaft; das ist natürlich auch eine ganz tolle Sache. Da gibt es dann zum Beispiel den Deutschland-Pokal, aber auch Team-Landesmeisterschaften.

OR: Kann da jeder / jede mitmachen? Was sind die Voraussetzungen?

Halka Tuchen: Wie gesagt: man kann als Kind anfangen, man verlernt es nicht, ist wie Fahrrad fahren, man muss dann wieder reinkommen und man kann es natürlich auch als Älterer anfangen zu lernen.

OR: Vielen Dank, Halka Tuchen für diese vielen Infos zum Fechtsport und dir ganz viel Erfolg weiterhin. Vielleicht fühlt sich die eine oder der andere ja nun berufen (endlich) mit Sport anzufangen – es ist nie zu spät dafür.

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