Praxistest Fahrradgarage

Nun ist sie schon einige Wochen geöffnet, die neue Fahrradgarage am Osnabrücker Hauptbahnhof. Unsere Redaktionsmitarbeiterin hat sie am vergangenen Wochenende getestet.

Samstag, 3. Juni 2023, Ausflugstag mit der Regionalbahn nach Höxter zur Landesgartenschau (hat übrigens wunderbar geklappt trotz zwei Umstiegen – 9-Uhr-Tagesticket NRW, da Osnabrück ja bahntechnisch glücklicherweise zu Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehört, Ticket vorher per Handy gekauft und gespeichert).

Abfahrt sollte sein um 10.47 Uhr auf Gleis elf; ich musste durch den ganzen Bahnhof hoch nach Gleis eins, um dann wieder die Treppe runter auf Gleis elf zu gelangen und war wie immer spät dran. Mir stellte sich die Frage, ob ich mein Fahrrad schnell „wild“ irgendwo ankette oder doch noch die neue Garage ausprobiere.

Da draußen alles voll war und ein großer Teil der Fahrradbügel für den breiten „Fahrrad-Boulevard“ bereits entfernt wurde, nahm ich die 90 Cent für die Unterstellgebühr in die Hand und ab ins Parkhaus: Die Eingangstür öffnet sich automatisch, wenn man sich nähert (schon mal gut), dann führt eine lange Rampe in den Keller (könnte man auch runterfahren, wenn die Bremsen was taugen) und dann? Große Fragezeichen drehten sich in meinem Kopf – verschiedene Kellerräume, die mit verschiedenen Arten von Fahrradständern bestückt sind, die auch noch zu einem ganzen Teil belegt zu sein scheinen (so kriege ich meinen Zug niemals!).

Radstation Hbf Osnabrück, Foto: Kerstin Broszat

Aber: direkt am Ende der Rampe die Rettung! Links ein großes verglastes Empfangsrevier mit einem anscheinend netten Menschen hinter dem Tresen. Also schwungvoll mit der linken Hand die Tür geöffnet (mit rechts krampfhaft das Fahrrad festgehalten) und hineingerufen: „Können Sie mir helfen? Ich bin neu hier und möchte mein Fahrrad für ein paar Stunden unterstellen.“ Der tatsächlich nette Mensch kommt heraus, zeigt mir, wo ich mein Radl abstellen kann, gibt mir einen nummerierten Papierabschnitt und tackert das Gegenstück an meinen Lenker – bezahlt wird hinterher („Und das im Digitalzeitalter?“ dachte ich noch bei mir). Das war’s; nur noch abschließen und schnell zum Zug, der tatsächlich pünktlich war.

Rückkehr um Viertel nach acht pünktlich wieder am Osnabrücker Hauptbahnhof. Raus aus dem Bahnhof, hinein ins Parkhaus, die Rampe runter und den neuen netten Menschen hinter dem Tresen fragen, was denn nun zu tun sei. Ich verrat’s: den angetackerten Papierstreifen vom Lenker abreißen und zusammen mit dem Papierabschnitt als Vergleich abgeben, 90 Cent bezahlen (mit EC-Karte oder so geht nicht, ein Automat ist auch nicht da), Fahrradschloss aufschließen und ab nach Hause.

So weit, so gut. Toller Tagesausflug, alles hat geklappt, nur ein kleiner Wermutstropfen war dann doch noch dabei: Wir wären gerne noch in Höxter geblieben, hätten uns das UNESCO-Welterbe „Kloster Corvey“ und die Altstadt von Höxter angeschaut und dann noch vor Ort etwas Leckeres gegessen. Leider ging das nicht, denn: wenn wir dann erst den Zug von Höxter aus um 20.10 Uhr genommen hätten, wären wir um 23.15 Uhr in Osnabrück angekommen, und ich hätte mein Zweirad nicht mehr aus dem Parkhaus holen können, da es um 23.00 Uhr schließt.

Ich weiß, es wird darauf verwiesen, dass es nur sehr wenige Leute sind, die ihr Rad spätabends wieder abholen möchten, und dass es für viele auch mit sehr viel Unbehagen verbunden ist, alleine nachts das Fahrrad abzuholen. Da frage ich mich allerdings: Wo ist der Unterschied zwischen einem nachts leeren und unheimlichen PKW-Parkhaus und einer Fahrradgarage? Warum kann man keine Pappkärtchen mit Magnetstreifen ausgeben, wie im Autoparkhaus, und die Radparkhaustüren gehen nur damit auf (nach Bezahlen und Verlassen wird die Karte automatisch ungültig und man käme nicht wieder rein). Es ist mir einfach schleierhaft.

Fazit: tolle Abstellmöglichkeit, vor allem günstig (90 Cent am Tag für Gelegenheitsparker), sauber, trocken, übersichtlich, Ladestationen für E-Bikeakkus – aber: wenn schönes Wetter ist, und die Gefahr besteht, dass ich vielleicht am Abend noch zum Grillen eingeladen werden könnte nach einem Ausflug mit der Bahn, werde ich meinen Drahtesel weiterhin irgendwo rings um den Bahnhof herum anketten – da muss er dann durch!

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