Sonntag, 7. Januar 2024
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Osnabrück

Heroes of Peace – Revue der Musik- und Kunstschule zum Jubiläumsjahr 375 Jahre Westfälischer Frieden

Die Musik- und Kunstschule hat einen fulminanten Abschluss ihrer sieben Monate währenden Unterstützung bei den Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr 375 Jahre Westfälischer Frieden angekündigt – und hat mehr als „geliefert“.

Unter dem selbstgesteckten Motto „be part of it“, begann das „Teilhabeprogramm“ am 29. April (der April war der erste Monat des von der Stadt Osnabrück ausgerufenen Friedensjahrs) mit „Young bands on stage“, führte im Mai zu „Young talents & musical languages“, im Juni zum „Familienfest auf dem Peace-Berg“,  über „Musik und Kunst über und unter der Erde“, zu im August „Barocke Klangkunst in St. Johann“, dann zu „The music escape adventure“ und schlussendlich zur Abschlussveranstaltung mit Familienfest auf dem Theatervorplatz mit anschließender absolut sehens- und hörenswerter Revue im Osnabrücker Stadttheater.

KMS OS, Alltagshelden im Schuhkarton, Foto: Kerstin Broszat

Nach der Programmeröffnung durch das Blasorchester und Vorstellung der „Alltagshelden“ von Feuerwehr, THW, Polzei am Nachmittag des 1. Oktober hatte die Musik- und Kunstschule auf dem Theatervorplatz bei schönstem Wetter ein Familienfest auf die Beine gestellt, auf dem man Musikinstrumente selberbauen konnte, eine kleine Ausstellung von Dioramen, die Grundschulkinder zum Thema „Alltagshelden im Schuhkarton“ gebastelt haben, bestaunen, sich im (Getränke-)Kistenklettern messen konnte,  oder Tommeln bis der Arzt kommt, Instrumente ausprobieren und, und und.

MKS BackStreetBeats, Foto: Kerstin Broszat

Ab 17.45 Uhr waren dann die Türen zum Theater geöffnet, dessen Saal sich allmählich füllte und gegen 18.00 Uhr vom Dauergemurmel in eine spannungsgeladene Stille überging.

Die Revue begann mit den Trommlern der BackstreetBeats, die durch einen Seiteneingang im Gänsemarsch die Bühne vor dem roten Samtvorhang in Beschlag nahmen, das Publikum zum Mitklatschen animierten und so das Eis der Stille für die nächsten Darbietungen brachen.

MKS Osnabrücker Longhorns, foto: Kerstin Broszat

Nach diesem impulsiven Beginn sollte nun wieder Ruhe einkehren mit den „Osnabrücker Longhorns“, der Alphorngruppe der Musik- und Kunstschule (ja, die gibt es wirklich). Der rote Vorhang ging auf und da standen sie, die Musikerinnen und Musiker mit ihren meterlangen Instrumenten. Nicht nur, dass man sich musikalisch in den Alpen wähnte – zwischen Gruppe und Publikum war ein Gaze-Vorhang gespannt, auf den Marcel Keller live per Beamer-Übertragung Berge und Kühe zeichnete; eine wunderbare Illusion.

Immer noch gefühlt in den Schweizer Bergen bekam man die Umbauten, die jeweils bei geöffnetem Vorhang stattfanden, fast nicht mit. Was man aber mitbekam, waren die aus dem Off eingespielten, berührenden Kinderstimmen, die kurze Texte und Sätze zu den Themen Frieden und Krieg sprachen,  wie zum Beispiel den berühmten Satz von Willy Brand:

MKS, Jinlin Zheng, Foto: Kerstin Broszat

„Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts“.

 

Und Schnitt, neue Szene: Vorne auf der linken Seite der Bühne steht ein nun geöffneter schwarz glänzender Flügel, von oben beleuchtet. Ein Musikschüler tritt nach vorne, verbeugt sich, setzt sich auf den Klavierhocker und spielt Chopin, als gäbe es kein Morgen. Den anschließenden donnernden Applaus hatte er wahrlich verdient.

MKS, Lena Wessels, Jinlin Zheng, Paula Wasmuth, Foto: Kerstin Broszat

Zu Jinlin Zheng gesellten sich anschließend Lena Wessels (Violine) und Paula Wasmuth (Violoncello), um als toll harmonisches Trio irische Volkslieder zu präsentieren und den Saal zum Träumen zu bringen.

MKS Horngruppe, Foto: Kerstin Broszat

Mit Blech ging es anschließend weiter: die Horngruppe der Schule hat sich einen Friedenschoral ausgesucht, der mehrstimmig intoniert wurde. Nach der Leichtigkeit der irischen Weisen wirkte das Stück etwas schwer, wurde aber von den Hornistinnen und Hornisten sehr gekonnt und emotional gespielt.

 

Tanztheater eigenart 2.0, MKS-Gitarreros und Gäste, Foto: Kerstin Broszat

 

Und dann kam mein persönlicher Höhepunkt der Revue: eine kleine Gruppe von Musikerinnen und Musikern mit akustischen Gitarren, E-Gitarre, E-Bass, Violine und Violoncello setzte das Stück „Fragile“ von Sting phantastisch um und gab die Hintergrundmusik für das inklusive „Tanztheater eigenart 2.0“. Das Duo Lilia Dahlhaus & Alexander Doan Vu bewegte sich zauberhaft auf einander abgestimmt zur Melodie, man sah die pantomimisch gepflückten und weitergegebenen Wiesenblumen förmlich in den Händen der beiden Tänzer. Einfach wunderbar!

Jan Pohlmann_MKS-Streichorchester, Foto: Kerstin Broszat

Aber der nächste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten. Das Streichorchester der Musik- und Kunstschule wurde um ein Instrument gruppiert, das man heutzutage nicht oft „in Aktion“ sieht – das Marimbaphon. Das Marimbaphon mit seinen Holzklangstäben wird meist mit vier Schlägeln (zwei in jeder Hand) gespielt und hat eine Klangbandbreite von vier bis fünf Oktaven. Dass und wie man dieses Instrument beherrschen kann, zeigte eindrucksvoll Jan Pohlmann (wie er immer den passenden Anschlag bei dem Tempo hinbekommt, ist mir ein Rätsel). Eine tolle Vorstellung.

Johanna Nagy,Yvonne Dombrowski, MKS-Instrumentalisten, Foto: Kerstin Broszat

Lachen ist immer gut, dachten sich die Leute der Musik- und Kunstschule und streuten als nächsten Programmpunkt eine humoristische Performance mit dem Titel „Das Friedensmenü“ ein, untermalt mit Kammermusik und hintermalt auf der Bühnenrückwand mit Livezeichnungen.

Das kleine theatralische Intermezzo von Johanna Nagy und Yvonne Dombrowski, die sich beim Essenkochen in die Haare kriegen, aber dann doch wieder friedlich zusammenkommen, ließ die Mundwinkel wirklich kräftig nach oben wandern.

chor HerzensStimme_Marion Gutzeit_Blechreiz, Foto: Kerstin Broszat

Unter Leitung von Marion Gutzeit leitete der Chor HerzensStimme mit seinem vielstimmigen Gesang des Titels „For Good“ aus dem Musical „Wicked“ über zum Finale mit der wie immer phantastischen Bigband Blechreiz unter Leitung von Uwe Nolopp, einer stimmgewaltigen Marion Gutzeit und dem Chor HerzensStimme, die noch einmal alle mitswingen ließen zu „A Natural Woman“ und dem Klassiker „It don’t mean a thing“.

Beschwingt und gut gelaunt konnte das Publikum danach entweder im Foyer noch ein wenig weiterfeiern und die Ausstellung „Alltagshelden“ der Kunstwerkstatt bewundern oder unter türkisblauem Himmel noch einen Spaziergang durch die Altstadt genießen.

Die Osnabrückerinnen und Osnabrücker können stolz sein auf ihre Musik- und Kunstschule und ihr Stadttheater, die zusammen einen so tollen Festtag auf die Beine gestellt haben. Weiter so!

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