Luca Herrmann
Konflikte zwischen Stadtplanung und autonomer Jugendarbeit
Auch dieser Autor war Teilnehmer einer parallelen Lehrveranstaltung, die sich – analog aktuellen Ausstellung in der Uni-Bibliothek – mit örtlichen Geschehnissen während der Regierungszeit des Bundeskanzlers Helmut Schmidt von 1974 bis 1982 befasste. Im Beitrag Luca Herrmanns geht es um die Themenfelder Stadtsanierung und Initiativen für ein unabhängiges Jugendzentrum. Im abschließenden Podcast interviewt Anna Asbrock, in diesem Fall nicht nur OR-Redaktionsmitglied, sondern auch Seminarteilnehmerin, ihren OR-Kollegen Heiko Schulze als Zeitzeugen.
Bewährungsprobe für lokale Demokratie und Rechtstaatlichkeit
Auch die Stadt Osnabrück musste während der Schmidt-Ära durch einige gravierende Veränderungen durchgehen, welche auch die lokale Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf eine Kraftprobe stellen würden. Ein Beispiel wäre dafür die Osnabrücker Altstadtsanierung der frühen 70er-Jahren. Diese sollte der Stadt ein neues attraktives Zentrum mitsamt einem ansprechenden Stadtbild geben.
Einige Pläne der Sanierung konnten ohne große Probleme durchgeführt werden, andere stoßen wiederum auf große Proteste der Bürger Osnabrücks. Einer dieser kontroversen Vorhaben sollte an der Lortzing- und Dielingerstraße durchgeführt werden. Hierbei sollten zahlreiche Wohnhäuser abgerissen werden, um Platz für eine neue vierspurige Straße zu machen. Dies führte nicht nur zu Protesten von den Anwohnern der betroffenen Straßen, sondern auch von vielen anderen Bewohnern der Stadt.
Diese Proteste der Bevölkerung nahmen ihren Höhepunkt am 20. Januar 1975, als Schüler, Auszubildende, Studenten und andere Anwohner Osnabrücks das Haus Schöningh an der Lortzingstraße 2 besetzten. Wie viele andere Gebäude der Straße, sollte auch dieses abgerissen werden, jedoch hatten die Besetzer andere Pläne. Laut ihnen sollte stattdessen im Haus Schöningh ein Unabhängiges Jugendzentrum (UJZ) errichtet werden.
Podcast zum Thema
Was bei Debatte um fein UJZ folgte, war ein fast vier Monate langer Showdown zwischen der Stadt und den Protestlern. Heiko Schulze, OR-Redaktionsmitglied und Historiker aus Osnabrück, war damals als Schüler hautnah dabei.