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Mittwoch, 22. Oktober 2025

Zeit für ein deutsch-französisches Orchester?

Von der Idee zur Vertiefung der deutsch-französischen Freundschaft. Ein Interview mit Patrice Oliva

Von Barbara Theilmeier

Aus Frankreich stammt der Komponist und Dirigent Patrice Oliva. Ein fest geplantes, offiziell noch zu gründendes deutsch-französischen Orchesters dürfte stark durch ihn geprägt sein. Klappt alles, dürfte ein solches Orchester ein weiterer Mosaikstein für die kulturelle Szene der Friedensstadt Osnabrück sein. Barbara Theilmeier sprach für die OR mit Patrice Oliva und seinen Ideen für das ehrgeizige Vorhaben.

Herr Oliva, zusammen mit der Deutsch-französischen Gesellschaft sind Sie Initiator einer charmanten Idee, der Gründung eines deutsch-französischen Amateurorchesters in unserer Stadt. Vielen Kennern der Osnabrücker Musikszene sind Sie seit langem ein Begriff. Manch ein Amateurmusiker hingegen kennt Sie vielleicht noch nicht. Mögen Sie sich kurz vorstellen?

Ich komme gebürtig aus dem südfranzösischen Marseille, habe einige Jahre in München gelebt, wo ich ein Aufbaustudium in Komposition absolviert habe. Seit nunmehr zehn Jahren ist Osnabrück meine Wahlheimat. Musik hat mich immer schon beseelt, obwohl mir Musik nicht in die Wiege gelegt wurde. Mit Musik habe ich meine Sprache gefunden, mit der ich mit anderen kommunizieren möchte.


Wie kamen Sie auf die Idee zu einem deutsch-französischen Orchester? Was ist das Besondere an Ihrem Orchester?

Ein solches Orchester stellt einen weiteren Mosaikstein für die kulturelle Szene der Friedensstadt dar. Ich möchte Musikern die beglückende Erfahrung bieten, im Ensemble zu musizieren und damit die Idee der französisch-deutschen Freundschaft in die Welt zu tragen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal, das Orchester ist nicht von ungefähr in der deutsch-französischen Gesellschaft Osnabrück (DFG) angesiedelt und wird von ihr unterstützt. In bewegten Zeiten wollen wir ein Zeichen friedlichen Miteinanders, ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus setzen und natürlich vor allem Freude am gemeinsameren, entspannten Musizieren haben.


Sie haben bereits andernorts erfolgreich Frieden stiftende Projekte initiiert, indem Sie musikalische Begegnungen mit der Idee von Völkerverständigung verbunden haben.

Mir liegt daran, mit musikalischen Projekten den Horizont der Musiker und der Hörer zu erweitern, Ihnen neue Erfahrungen zu ermöglichen in der Auseinandersetzung mit Musik, die sie vielleicht sonst nicht hören oder spielen würden. Das erfordert Toleranz, baut Vorurteile ab und fördert gegenseitige Akzeptanz.


Einige passionierte Musiker haben Sie bereits für Ihre Idee eines Osnabrücker Ensembles gewonnen, mit denen Sie seit 2024 an Projekten arbeiten. Sie und Ihre Mitstreiter hoffen, weitere Interessenten für Ihr Vorhaben zu gewinnen, um von einem kleinen Ensemble zu einem Kammerorchester anzuwachsen. Was für Musiker suchen Sie?

Wir suchen in erster Linie zuverlässige Streichinstrumentenspieler, gerne auch ambitionierte Wiedereinsteiger, die nicht unbedingt langjährige Orchestererfahrung aufweisen müssen, aber ein wenig Erfahrung im Zusammenspiel haben sollten. Wir würden uns wünschen, wenn sie sich für unser besonderes Orchester begeistern können und ein solches Orchester zu ihrer Herzensangelegenheit machen. Musiker jeden Alters sind willkommen, sofern sie ernsthaftes Interesse haben.


Sie haben auch schon einen Namen für das Ensemble …

Ich habe an den Namen der Göttin Euterpe, der Musik und der Musiker, gedacht, in der Hoffnung, dass sie wohlwollend auf das Projekt schaut und und uns mit ihren himmlischen Kräften besonders in der schwierigen Anfangsphase unterstützt.


Sollten sich auch Musiker anderer Instrumentengruppen bei Ihnen melden?

Zunächst suchen wir nur Streicher, die das Fundament des Ensembles bilden sollen. Zu einem späteren Zeitpunkt schließen wir nicht aus, projektbezogen auch andere Instrumentengruppen einzubeziehen.


Sie sind ein Musiker mit vielseitigen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Profis im Rahmen internationaler Workshops. Wie ist Ihre bisherige Erfahrung mit Amateurmusikern?

Es gab eine Erfolg versprechende Pilotphase unseres Ensembles im letzten Herbst. Auch wenn die Welt der Profis sich in mancherlei Hinsicht von der der Amateure unterscheidet, empfinde ich die Arbeit mit Amateuren als sehr gewinnbringend und lehrreich. Meine Erfahrung zeigt, dass ich in der Arbeit mit Amateuren sehr klar meine Vorstellung von der musikalischen Gestaltung verdeutlichen muss, dass Amateure andere Erwartungen an das Musizieren haben als versierte Profis. Anders als bei Profis, für die Musizieren eine Alltagserfahrung ist, ist für Amateure gemeinsames Musizieren eher eine Ausnahmeerfahrung, die bei Gelingen zu einem tiefen Grad an Zufriedenheit führen kann. Das ist eine sehr beglückende Erfahrung. Wir sollten nicht vergessen: la musique appartient à tout le monde, die Musik gehört allen.


Als Cellistin Ihres Ensembles ist mir während der Pilotphase sehr positiv aufgefallen, wie geduldig und verständnisvoll Sie mit Schwierigkeiten bei Laienmusikern umgehen. Was reizt Sie an der Arbeit mit Amateuren?

In der Arbeit mit Laienmusikern weiß ich, was auf mich zukommt, dass sie nicht die gleiche Erfahrung haben wie Profis. Geduld ist der Königsweg zu guten Resultaten. Die Erfahrung im Umgang mit Amateuren bringt erfrischende Erkenntnisse, die sich wiederum positiv auf die Arbeit mit Profis auswirken können.


Muss ich entweder Deutsche oder Französin sein? Muss man Französisch sprechen, um in das Orchester zu gehen?

Die Proben finden auf deutsch statt, es ist also nicht nötig, Französisch zu sprechen oder zu verstehen. Selbstverständlich sind Musiker aller Nationalitäten herzlich willkommen, auch solche mit geringen Deutschkenntnissen.


Muss ich Mitglied in der DFG werden?

Jeder ist in der DFG herzlich willkommen. Die DFG bietet vielfältige Aktivitäten, es lohnt sich unbedingt, mal auf ihre Homepage zu gehen, frankophilen Osnabrückern bietet sich dort ein tolles Forum. Eine Mitgliedschaft in der Gesellschaft ist für die Teilnahme am Orchester aber nicht erforderlich. Es wird lediglich ein geringfügiger Beitrag für die Teilnahme am Orchester erhoben, aktuelle Infos dazu finden sich auf der Homepage der DFG.


Wann und wo proben Sie?

Wir proben regelmäßig, einmal wöchentlich zweistündig in dem schönen Probensaal der ESG, Arndtstr 19, samstags von 17 bis 19 Uhr. Es ist aber unbedingt ratsam, vorher mit der DFG Kontakt aufzunehmen, um sich über eventuell geänderte Probezeiten zu informieren.


Wenn jemand sich nicht sicher ist, ob das Ensemble etwas für sie/ihn ist, kann man auch erst einmal für eine Schnupperphase teilnehmen?

Selbstverständlich. Wir freuen uns über jedes Interesse.


Was für Musik wird gespielt? Werden nur deutsche und französische Werke einstudiert?

Das Repertoire soll von Klassik bis hin zu Filmmusik reichen, darüber hinaus plane ich Projekte, in deren Mittelpunkt die reichhaltige Literatur der beiden prominenten Musiknationen Frankreich und Deutschland steht.


Sie sind Komponist, wird das Orchester auch Ihre Kompositionen spielen?

(Mit einem Schmunzeln) Das schließe ich nicht aus.


Wird man Ihr Ensemble auch mal in der Öffentlichkeit hören?

Angedacht sind zwei Konzerte im Jahr, beispielsweise jeweils im Sommer und im Winterhalbjahr. Natürlich würden wir in Zukunft auch sehr gerne bei deutsch-französischen Events einen musikalischen Beitrag leisten.


An wen sollen sich interessierte Musiker wenden, wenn Sie im Orchester mitwirken wollen?

Sie können entweder per Email unter der Adresse dfo@dfg-osnabrueck.de oder unter der Telefonnummer 05461- 8092782 mit uns Kontakt aufnehmen.


Herr Oliva, ich danke Ihnen für das Gespräch und hoffe, auch in eigenem Interesse als Cellistin Ihres Ensembles, dass Ihre Idee viel Anklang in unserer Region findet. Das Gelingen einer solchen Initiative würde das Ansehen Osnabrücks als Friedensstadt treffend unterstreichen.

Das Interview wurde auf Französisch geführt und von Barbara Theilmeier ins Deutsche übertragen.

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