„Sendung mit der Maus“ vom 26.01.2025 über Felix Nussbaum, sein Leben und seine Ermordung
Warum Stolpersteine putzen? Natürlich müssen Felix Nussbaum und sein Werk auch den Kindern nahegebracht werden: Die schlimmsten Ereignisse der deutschen Geschichte verstehen sie am besten, wenn das Schicksal einer konkreten Person erzählt wird.
Als erster tat das der Osnabrücker Künstler Manfred Bliefert: 2007 brachte er das Buch „Ich werde nicht müde …“ heraus, in dem er das Leben Nussbaums anhand von dessen Bildern erzählt.
2018 folgte das belgische Comicmagazin „Spirou“ mit einer vierteiligen Graphic Novel über das schwierige Leben des Flüchtlings Felix in Brüssel. Und jetzt, mit Blick auf den 80. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung durch die Rote Armee – der Künstler war dort schon 1944 ermordet worden – in die „Sendung mit der Maus“.
Da beginnt Clarissa, die Moderatorin, mit der Erklärung von Stolpersteinen: Die gäbe es da, wo die Menschen zuletzt gelebt hätten, bevor sie nach Verhaftung und Deportation ermordet wurden.Dann kommt sie konkret zur Familie Nussbaum und deren Stolpersteinen vor dem Haus in der Schlossstraße. Kinder erfahren: Von der Religion her seien sie Juden gewesen, so wie andere katholisch oder evangelisch seien. Deren Gotteshäuser heißen Synagogen, – ansonsten Menschen wie du und ich.
Felix hat schon als Kind begeistert gemalt. Bereits mit 17 hat er Osnabrück zum Kunststudium nach Hamburg verlassen, danach ging er nach Berlin.
Dem jungen Maler sei alsbald Erfolg beschieden gewesen. Aber: Schon vor 1933 habe es eine aufgeheizte politische Stimmung mit antisemitischen Parolen gegeben. Ab April 1933 dann Boykott der jüdischen Geschäfte und Berufsverbote für jüdische Ärzte, Rechtsanwälte, Richter, Lehrer und viele andere.
Jüdische Sportler werden aus den Vereinen ausgeschlossen. Die jüdischen Menschen müssen Judensterne tragen, durften nachts nicht mehr außer Haus gehen, Parkbänke nicht benutzen. Die Teilnahme am kulturellen Leben ist ihnen verboten. Das Leben in Deutschland wird für Jüdinnen und Juden immer gefährlicher. Am 09. November 1938 kommt es zu massiven antisemitischen Pogromen.
Felix hatte Deutschland schon 1932 verlassen, er ging zunächst nach Italien, dann noch Frankreich und Belgien. Inzwischen mit Felka Platek verheiratet, malt er weiter und beginnt mit Michael Loewen die Arbeit an einem Zeichentrickfilm „Pit und Peggs“, – das Drehbuch galt lange Zeit als verschollen. Nach dem Tod von Michael Loewen hatte es seine Witwe Anfang der 1990er Jahre in dessen Nachlass entdeckt und an das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück geschickt. Dort war man begeistert über den Fund.
Zunächst erschien ein Kinderbuch mit der Erzählung über Pit und Peggs, und schließlich wurde eine Produktionsfirma gefunden, die in Anlehnung an das damalige Drehbuch einen Zeichentrickfilm mit den von Felix Nussbaum gezeichneten Figuren erstellte.
Auch dieser Film wurde in der Sendung mit der Maus gezeigt: Pit und Peggs machen mit ihrem schmucken roten Auto einen Ausflug und kommen schließlich in Nizza an, wo sie von einer jubelnden Menschenmenge empfangen werden. Nach einer Nacht im Hotel beobachten sie, wie das technische Innenleben ihres Autos sich zu einer Parade reiht, Kolben und Ventile marschieren und verschwinden dann allesamt im Motorraum.
Eine bunte, sympathische Geschichte mit den beeindruckenden Figuren aus dem Pinsel des Osnabrücker Künstlers, der sich im Exil seinen feinen Humor bewahrte.
Im Mai 1940 überfallen die Soldaten des Naziregimes Belgien. Felix wird verhaftet, nach Frankreich abgeschoben und dort in einem Lager interniert.
Nach einigen Monaten kann er fliehen und findet den Weg zurück nach Brüssel. Dort wohnt er mit Felka in der Rue Archimède. In einer Kellerwerkstatt kann er heimlich weitermalen, es entstehen die eindrucksvollen Bilder über Angst vor Entdeckung, über den „Judenpass“ und vieles mehr.
Felix und Felka werden im Juni 1944 denunziert, verhaftet und schließlich in Auschwitz ermordet. Einige seiner letzten Worte: „… wenn ich untergehe, lasst meine Bilder nicht sterben.“ Und um diese Bilder zu sehen, so die Moderatorin Clarissa, könnte man doch nach Osnabrück kommen zum Felix-Nussbaum-Haus.
Resümee: Diese Sendung mit der Maus hat erneut und auf beeindruckende Weise gezeigt, wie man Kindern politische Schicksale und das Kunstwerk eines jüdischen Malers erklären kann. Und alle sind zum Putzen der Stolpersteine eingeladen, damit die Gequälten und Ermordeten im Gedächtnis der jetzt lebenden Menschen verbleiben.
Die Sendung ist noch bis zum 4. März 2025 20 Uhr in der ARD Mediathek verfügbar.