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Montag, 12. Mai 2025
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Buchzitate aus dem Feuer

Gedenkveranstaltung zur NS-Bücherverbrennung am 10. Mai 1933

Alles geschah auf den Tag genau am 10. Mai vor 92 Jahren: Einmal mehr erinnerte ein breites Bündnis um DGB, OMAS GEGEN RECHTS sowie VVN/BdA an jenen Tag, an dem hasserfüllte Nationalsozialisten im Jahre 1933 Bücher jüdischer, sozialistischer, demokratischer, pazifistischer und humanistischer Autor*innen verbrannten. Schauplatz einer eindrucksvollen Inszenierung war bei strahlendem Sonnenschein erneut die voll besetzte Sommerbühne unweit des Mehrgenerationenspielplatzes an der Lerchenstraße.

Als NS-Studenten der damaligen Zeit waren maskierte Darsteller*innen mit Burschenschaftsmützen und Banderolen kenntlich gemacht. Spielerisch wiederholten sie zu Beginn der Veranstaltung jene Hasstiraden, mit denen Mitglieder des NS-Studentenbundes und nationalsozialistische Hetzredner seinerzeit am 10. Mai 1933 die systematisch durchgeführten Bücherverbrennungen begleiteten. Ort des Geschehens waren seinerzeit vor allem Universitätsstädte.

Schnappschuss aus der Publikumsperspektive. Foto_ Pascal Grötemeyer/OR
Schnappschuss aus der Publikumsperspektive. Nahezu alle Plätze waren besetzt. Foto: Pascal Grötemeyer/OR

Schauspielerisch nachempfunden wurde danach die damals spektakuläre „Enttarnung“ des Schriftstellers Erich Kästner, der am Tag der Verbrennung auch eigener Werke von umstehenden Passanten erkannt worden war, dabei um sein Leben fürchten musste und erst im Nachhinein passende Worte zum Geschehen fand, die dem aktuellen Publikum endrucksvoll vorgetragen wurden.

DGB-Vorsitzende Nicole Verlage erinnerte danach an die unverändert wichtige Bedeutung des Jahrestages. Die Werke des Osnabrücker Weltliteraten Erich Maria Remarque zählten seinerzeit zu Tausenden von Büchern, die verbrannt wurden, weil sie von aufgehetzten Nationalsozialisten als „undeutsch“ oder „entartet“ angesehen wurden. Verlage: „Die Stadt Osnabrück hat sich nach dem Kriege lange schwer damit getan, ihren Sohn Erich Maria Remarque gebührend anzuerkennen. Heute haben wir am Markt das Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrum, und es gibt den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis.“

Symbolisch wurden danach Werke aus einem fiktiven Feuer geholt, um aus ihnen besonders markante Botschaften zu vernehmen. Tatkräftig dabei waren immer wieder engagierte Schüler*innen des Projekts der Wallenhorster Alexanderschule „Friday-Project gegen das Vergessen“, die jeweils besonders markante Zitate „verbrannter“ Literat*innen vortrugen. Michael Hoffmann und Marlene Funke hatten für den Auftritt ihrer Schüler*innen für eine ausgezeichnete Vorbereitung gesorgt.

Den textlichen Rahmen lieferten Mitglieder der OMAS GEGEN RECHTS, die sich bei der Vorstellung einzelner Literaturschaffender abwechselten. Zu Gehör gebracht wurden in lockerer Abfolge Kernaussagen von Karl Marx (1818-1883), Erich Kästner (1899-1974), Anna Siemsen (1882-1951), Bertha von Suttner (1843-1914), Claire Goll (1890-1977) und Anna Seghers (1900-1983). Die jeweils Vortragenden „Omas“ gingen zusätzlich auf jeweilige Lebenswerke der verfemten Autor*innen ein.

Karin Jabs-Kiesler, ehemalige Bürgermeisterin und aktive OMA FEGEN RECHTS, machte das Publikum mit der sozialistischen Autorin Anna Siemsen vertraut, deren Grab sich auf dem Osnabrücker Hasefriedhof befindet. Foto: Pascal Grötemeyer/OR
Karin Jabs-Kiesler, ehemalige Bürgermeisterin und aktive OMA GEGEN RECHTS, machte das Publikum mit der sozialistischen Politikerin, Pädagogin und Literatin Anna Siemsen vertraut, deren Grab sich auf dem Osnabrücker Hasefriedhof befindet. Foto: Pascal Grötemeyer/OR

Instrumental und mit Gesang des Duos Madou und Jona wurde das Publikum immer wieder stimmungsvoll auf den Erinnerungstag eingestimmt. Optisch eindrucksvoll waren Großporträts der „verbrannten“ Literat*innen auf A2-Postern, die im Backstage-Bereich des Bühnengeschehens immer dann erweitert wurden, sobald eine neue Person vorgestellt wurde.

Mitorganisatorin Renate Zacheja freute sich über die zahlreichen Einzelbeiträge: „Die Texte der Studenten waren die Originalsprüche von 1933. im gesamten Reichsgebiet wurden damals die gleichen vorgeschriebenen Sprüche gesagt. Die Texte, die die OMAS zu ausgewählten Literatinnen vorgetragen haben, haben sie selber formuliert.“ Eindrucksvolle Foto-Impressionen gibt es einmal mehr vom Blog unseres Kollegen Toni Theilmeier.

Gewidmet wurde die Gesamtveranstaltung von Renate Zacheja am Ende der soeben mit 103 Lebensjahren verstorbenen Margit Friedländer, die als KZ-Überlebende noch unzähligen Menschen vom Leid der NS-Opfer berichten konnte – und deren Botschaft nachhaltig für ein „Nie wieder!“ steht.

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