Donnerstag, 25. April 2024

Eine Fundgrube für historisch Interessierte: der Osnabrücker GeschichtsBLOG

Die Leserinnen und Leser der OR, das bezeugen Reaktionen und Kommentare, sind erfreulich oft an der Geschichte Osnabrücks und seines Umlandes interessiert. Wege, sich intensiver zu informieren, erscheinen vielen allerdings oft sehr umständlich. Vor allem das Stöbern in dunklen Nischen gängiger Archive, Bibliotheken oder Buchläden ist nicht jedermanns Sache. Es gilt also, Hindernisse zu überwinden, um das Eis zu brechen.

Ein erster Schritt, um dies zu tun, bleiben schnelle Klicks auf die richtigen Internet-Quellen. Für Geschichtsinteressierte unserer Region gibt es dazu inzwischen einen echten Geheimtipp, der es verdient, das Etikett „Geheim“ schnellstens zu verlieren: Es handelt sich um den BLOG des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, auch bekannt als „Historischer Verein“. Die Fundstelle lautet https://hvos.hypotheses.org/

Eintrag für den Block: der oder das „BLOG“

Wieso eigentlich „BLOG“? Ein BLOG, erklärt uns das Nachgucken, ist eine Art öffentliches Online-Tagebuch oder Journal in chronologisch gestalteter Reihenfolge. Das Wort Weblog, so würde der korrekte Name des weithin als „BLOG“ gefassten Online-Produkts eigentlich lauten, ist wiederum als Zusammenschluss aus den beiden englischen Begriffen „World Wide Web“ und „Log“ für Logbuch entstanden. Einfach ausgedrückt: Das Wort Weblog besteht aus den Wörtern Web und Log. „Web“ steht für das Internet und „Log“ für den regelmäßigen Eintrag. Die Menschen, die für ihren jeweiligen BLOG schreiben, nennt man folglich gern auch „Blogger“.

Der BLOG-Vater und sein Ziehkind

Der in unserem Falle bestehende „BLOG-Vater“ namens „Historischer Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück“ wurde bereits anno 1847 durch Johann Carl Bertram Stüve gegründet. Der Zusammenschluss zählt damit zu den ältesten Geschichtsvereinen Westfalens und auch Niedersachsens. Seit seinem Bestehen verfolgt der Zusammenschluss, dessen Wirkungsbereich bis heute den ehemaligen Regierungsbezirk Osnabrück umfasst, das Ziel, die wissenschaftliche Erforschung der Vergangenheit des Osnabrücker Landes, des Emslandes und der Grafschaft Bentheim zu fördern, die Ergebnisse zu sammeln und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Heutzutage gehören dem Historischen Verein immerhin rund 600 Menschen an. Alle sind am Werden ihrer Region interessiert, verfolgen die Publikationen des Vereins, besuchen Vorträge, nehmen an Exkursionen teil und nutzen gern auch die umfangreiche Vereinsbibliothek.

Im Zentrum der Vereinsaktivitäten steht klassischerweise der bereits seit der Gründerzeit bewährte, jährlich erscheinende Sammelband der „Osnabrücker Mitteilungen“. Dessen jüngste Ausgabe, der stolze Band 126, liegt soeben druckfrisch vor und ist über Buchhandel bis hin zum Historischen Verein zu beziehen.

Allerdings erscheint diese Zeitschrift nur einmal jährlich, und ihre Beiträge müssen einen gehobenen wissenschaftlichen Standard erfüllen. Damit eignet sich dieses Jahrbuch nicht für einen schnellen Austausch von Forschungsansichten zu einem tagesaktuellen Thema, der noch dazu offen sein soll für alle Interessierten. Ein Blog eröffnet hier andere Möglichkeiten: zum einen die schnelle und unkomplizierte Veröffentlichung knapper oder ausführlicher (Diskussions-)Beiträge und zum anderen die Offenheit für Autorinnen und Autoren der unterschiedlichsten Disziplinen, sich an der regionalen Geschichtsschreibung zu beteiligen.

Ein BLOG, der mehr verspricht

Die spannende Internet-Quelle „Osnabrücker GeschichtsBLOG“ befasst sich ebenso wie der genannte Jahresband ausgiebig und immer quellenreich mit der Historie Osnabrücks und seiner benachbarten Regionen, dem Emsland und der Grafschaft Bentheim. Die Lektüre des Bildschirms bietet aber in diesem Fall weit mehr als den bloßen Konsum von Inhalten: Sie bildet zugleich ein agiles Forum für die Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen aus Stadt und Region. Dazu zählen Archive, Bibliotheken, Gedenkstätten, Hochschulen und Museen, die aus ihren Forschungsbereichen berichten und im BLOG besonders spannende Ergebnisse zur Diskussion stellen können. Überdies ist der GeschichtsBLOG zeitgleich für sehr viele andere Zielgruppen geöffnet: für Wissenschaftler*innen, Studierende, Schüler*innen, aber auch, last, but not least, insbesondere für „normal“ interessierte Bürger*innen.

Die Abteilung Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs. Das Gebäude in der Schloßstraße ist mit seinen umfassenden Archivbeständen gewissermaßen das bauliche „Gedächtnis von Stadt und Region“. (Abbildung: NLA Abteilung Osnabrück)

Netze und Zeitzeugen

Der BLOG soll die Vernetzung und den gegenseitigen Austausch fördern. Es soll Wissenschaftler*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen (Studierende/Schüler*innen) ein Forum für ihre Forschungen bieten und der Allgemeinheit Aspekte der Regionalgeschichte und der Arbeit der unterschiedlichen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen näherbringen. Gleichzeitig möchte der BLOG aber auch Bürger*innen ermutigen, ihre eigenen Erkenntnisse bei der Erforschung der Stadt- und Regionalgeschichte im Sinne von „Citizen Science“ zu publizieren. Dabei gelten vergleichbare wissenschaftliche Standards wie Objektivität, Sachlichkeit, nachvollziehbare und mit seriösen Quellen belegbare Argumente, wie sie auch für gedruckte Publikationen gelten. Allerdings entfällt beim GeschichtsBlog ein Begutachtungsverfahren, und damit steht der BLOG prinzipiell jedem und jeder offen.

Diese Beteiligung ist auch durch die Nutzung der Kommentarfunktion möglich, gerade auch für kontroverse Themen. Eine andere Option bietet die Öffnung des Blogs für eine Diskussion. Seit Frühjahr 2020 bildet sich beispielsweise die Debatte über das Wirken Hans Calmeyers und die Frage der Umbenennung der Villa Schlikker im Menüpunkt „Diskussion“ ab (vgl. https://hvos.hypotheses.org/category/diskussion ).

Durch seine Anbindung an das Blogportal https://de.hypotheses.org/ ist eine gute Vernetzung innerhalb der Fachdisziplinen und eine langfristige Erreichbarkeit der Inhalte gewährleistet.

Der Osnabrücker GeschichtsBLOG bleibt somit beides: ein „Eintrittsmedium“ für solche, die sich mit regionaler Historie befassen möchten. Zugleich ist es aber auch die ideale Ergänzung des bisher weitestgehend analogen Angebots des Historischen Vereins.

 Wer ist wo erreichbar?

Erreichbar sind der Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück sowie die Verantwortlichen des GeschichtsBLOGs in der Abteilung Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs in der Schloßstraße 29. Die Kontaktaufnahme erfolgt am praktischsten über Telefon 0541/33162-14, gern auch über E-Mail: info@historischer-verein-osnabrueck.de bzw. histver.osnabrueck@nla.niedersachsen.de .

Wer nach dem Gelesenen nun den direkten Zugang über einen bereits in der OR publizierten Aufsatz sucht, darf hier gern schauen: https://hvos.hypotheses.org/6263#more-6263

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