Der folgende Artikel von Ines Prehn erschien zum ersten Mal am 12.06.2021.
„Die Kirche im Dorf lassen, es ist doch nur Rasen!“ oder lieber den (grünen) Finger in die Wunde legen?
Online-Bürgerbeteiligung zu den VfL-Plänen in der Gartlage nur noch bis zum 14. Juni möglich
„Osnabrück versteht sich als Bürgerstadt. Bürger-Engagement und Bürgerkompetenz werden von Rat und Verwaltung aufgrund dieses Selbstverständnisses hoch geschätzt“, so steht es auf der Internetseite der Stadt Osnabrück. Wer den versteckten Weg auf jener Webseite finden möchte, um in der Online-Bürgerbeteiligung Einwände gegen und Änderungsvorschläge für den Bebauungsplan Nr. 669 vorzubringen, braucht tatsächlich viel Engagement. Wer tapfer bis zum Ende des Artikels durchhält, wird mit einem direkten Link zur Beteiligung belohnt!
Was ist geplant?
Auf den heutigen Feuchtwiesen des Grünen Fingers Sandbachtal soll in Zukunft der sogenannte „Sport- und Landschaftspark Gartlage“ entstehen. Kernstück der Planungen bildet das Nachwuchsleistungszentrum des VfL. Die beiden Vorentwürfe zu den Planungen können in der Zeit vom 17. Mai bis zum 14. Juni 2021 im Dominikanerkloster (EG, Hasemauer 1) eingesehen werden.
Gelegenheit zur Freude?
Stadtbaurat Frank Otte hat es beim Pressegespräch am 17. Mai zwar nicht so eindeutig formuliert, aber um noch Einfluss auf die Planungen in der Gartlage zu nehmen, zählt jede Stimme. Jeder Einwand, jeder Alternativvorschlag muss gründlich von der Verwaltung geprüft werden. Je mehr unterschiedliche Einwände also aus der Bevölkerung kommen, desto länger dauert die Prüfung, desto eher gerät der ambitionierte Zeitplan des Vorhabens ins Wanken …
Warum überhaupt Einwände?
Der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Frank Henning, versteht den ganzen Aufruhr um den Bau des Nachwuchsleistungszentrums nicht. Für den selbsternannten „stillen Beobachter“ des Pressegesprächs „hört es da ja wohl auf. Man muss die Kirche im Dorf lassen, es ist doch nur Rasen!“
Das dürften die vielen Bürgerinitiativen anders sehen, die sich als Antwort auf die zahlreichen Bauvorhaben in den Grünen Fingern formiert haben. Für sie ist es unverständlich, wie die Stadt in Zeiten des Klimawandels diese für das Stadtklima wichtigen Flächen bebauen kann, wenn doch eine Alternative am Limberg zur Verfügung steht. Als Bebauung lassen sich Trainingsflächen für den Profifußball durchaus bezeichnen. Mit einem Aufbau von etwa 50 cm, der integrierten Heizfunktion sowie den dazugehörigen Parkflächen und Funktionsgebäuden sind sie eher Bauwerk als einfach „nur Rasen“.
Gravierend negative Auswirkungen werden für das Stadtklima erwartet, denn bislang dienen die feuchten Wiesen als Kaltluftentstehungsgebiet: Feuchte Luft steigt auf und speist den Kaltluftstrom, der vom Umland bis in die Stadt reicht und die Innenstadt vor allem in den heißen Sommern runterkühlt. Wer jedoch schon einmal Fußball gespielt hat, weiß, dass sich auf feuchten Wiesen schlecht trainieren lässt. Eine Trockenlegung der Feuchtwiesen wäre also nötig. Keine feuchten Wiesen bedeuten auch keine aufsteigende, kühlende Luft, die den Kaltluftstrom speist. Gerade in den immer heißer werdenden Sommern eine eher blöde Entwicklung.
Außerdem suggeriert der wohlüberlegte Name „Sport- und Landschaftspark Gartlage“, dass die Flächen der allgemeinen Erholung zur Verfügung stehen, stattdessen aber wird ein erheblicher Teil der Fläche exklusiv für das VfL-Nachwuchsleistungszentrum abgeschottet sein.
Es stellt sich für die allgemeine Osnabrücker Bevölkerung also die Frage: WARUM sollen diese Flächen, die für das Osnabrücker Stadtklima und letzten Endes auch für die Gesundheit vieler Osnabrücker*innen wichtig sind, für die exklusive Nutzung einiger Weniger herhalten, wo es doch Alternativstandorte gäbe? Wie könnte dann ein wirklicher Landschaftspark in der Gartlage aussehen? Welche Nutzungen würden wirklich der Allgemeinheit zugute kommen. Rat und Verwaltung wollen ja „Bürger-Engagement und Bürgerkompetenz“. Das können Osnabrücker*innen noch bis zum 14. Juni hier unter Beweis stellen: