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Am 17. August 1979 kommt das „Das Leben des Brian“ ins Kino

Fußnoten zum legendären Film „Das Leben des Brian“

#zores für die uraufführung am 17. august wurde new york ausgewählt. monty python war klar, dass es ärger geben könnte und die usa hatte, anders als england keinen blasphemie-paragraphen. proteste gab es dort trotzdem. als erstes gingen zum erstaunen der filmemacher nicht christen, sondern us-rabbiner auf die barrikade, weil john cleese in der steinigungszene einen tallit (gebetsschal) trägt. die aufführungsboykotte und -verbote in einigen bundesstaaten setzten dann aber christliche fundamentalisten durch, dies außerdem in zig englischen städten, acht jahre lang in ganz irland und ein jahr lang in norwegen, woraufhin schweden den streifen so bewarb: „the film is so funny that it was banned in norway!“

#kohle ohne ex-beatle george harrison hätte es den film nicht gegeben. monty python bekamen die finanzierung nicht geregelt. zwei tage vor dem geplanten beginn der dreharbeiten hatte der emi-vorstand bernard delfont kalte füße bekommen und die finanzierung zurückgezogen, weil er das drehbuch zu anstößig fand und fürchtete, der film würde nicht genug einbringen (wenn man genau drauf achtet, hört man auch im abgesang, in „always look on the bright side of life“ den sänger murmeln: „i told him, i said to him, ‚bernie,‘ i said, ‚they’ll never make that money back.’„). eric idle erzählte jedenfalls seinem freund und python-fan george harrison, dass ihnen vier millionen dollar fehlten und der stellte das geld spontan aus eigener tasche zur verfügung und gründete dazu eine produktionsfirma, „nur, weil ich den film sehen wollte.“ (terry jones später: „das war die teuerste kinokarte aller zeiten“).

#drehort michael palin: „es gab so viele bibelschinken, die aussahen, als hätte man sie in nordengland gedreht… wir wollten echte hitze und statisten, die wie echte juden oder araber aussehen.“ der film wurde also in tunesien gedreht. und profitierte von den kulissen und requisiten, die franco zeffirelli hinterlassen hatte, als er dort „jesus von nazareth“ drehte (jerusalem zb. wurde einfach im hintergrund mit einer bemalten schablone „nachgebildet“, und um nicht die echten antiken mauern mit den antirömischen graffiti zu beschmieren, baute man für pilatus’ palastmauern eine eigene kulisse davor). die statisten waren auch immer noch die selben wie bei „jesus von nazareth“ und offenbar nicht ganz so überzeugt von den pythons. einer zu terry jones: „also herr zefirelli hätte das anders gemacht, wissen sie!“

#massen für die szene unter brians fenster musste die masse einen dialog mit brians mutter führen. man trieb zwar ein paar englische urlauber auf und mischte sie unter die tunesier, aber 99 prozent der statisten konnten kein wort englisch. jerry jones rief also die sätze, die von der menge im chor gesprochen werden sollten, und die rief lautmalerisch zurück, was sie hörte, ohne irgendwas zu verstehen; jones: „es war perfekt“.

am anfand der selben szene öffnet ja brian nichtsahnend das schlafzimmerfenster und steht nackt vor seiner anhängerschar. graham chapman: „als ich die fensterläden öffnete, rannte die hälfte der menge (die muslimischen statistinnen) schreiend davon. das hatte tiefgreifende auswirkungen auf meine psyche.“ und die szene musste separat gefilmt werden. (das problem, dass brian/chapman nicht beschnitten war, wurde übrigens mit hilfe eines gummibands gelöst.)

bei pontius pilatus’ rede an die bürger von jerusalem sollten sich 450 tunesische statisten wegen dessen sprachfehlers vor lachen auf den boden schmeißen. terry jones engagierte einen arabischen komiker, um die leute in stimmung zu bringen, aber kaum jemand lachte. also machte jones vor, was er von den statisten wollte, warf sich auf den rücken und fing an, laut zu johlen. die menge verstand, machte das begeistert nach und genauso so, wie jones es wollte. nur lief grad keine einzige kamera…

besser lief es per zufall bei einer der hauptszenen, jesus bei der bergpredigt. da verschwand mitten im dreh die menge plötzlich und als jones fragte, was los sei, erklärte man ihm, die meisten statisten seien frauen und die müssten jetzt tee für ihre ehemänner kochen. aber als sie dann alle zusammen zurückgelaufen kam, befand eric idle „wow, das sieht gut aus!“ und der kameramann hielt schnell die kamera drauf – und die szene war im kasten.

#timing als der film gedreht wurde, lebte graham chapman aus steuergründen in den usa und durfte sich bei einer rückkehr in seine heimat england nicht länger als für 24 stunden am stück dort aufhalten. tunesien war also kein problem. aber die szene mit brian im raumschiff wurde in london gedreht. chapman flog also da hin, rannte zum set, saß x stunden im ufo und musste am ende wieder rennen, knapp, bevor die 24 stunden um waren.

#kreuzigung die pythons waren sich nicht einig darüber, wie authentisch die kreuzigung dargestellt werden sollte. einige befürchteten, bei einer zu realistischen darstellung würde den zuschauern das lachen vergehen. schließlich drehte man zwei versionen. die mit den nägeln stieß bei den testvorführungen sofort auf entsetzen, so dass am ende die genommen wurden, in der die hände nur festgebunden werden. (überhaupt ging es ja nicht darum, jesus zu verspotten, wie kritiker den pythons vorwarfen, die meist nicht mal mitbekommen hatten, dass brian und jesus verschiedene personen waren. terry jones: the film „isn’t blasphemous because it doesn’t touch on belief at all. it is heretical, because it touches on dogma and the interpretation of belief, rather than belief itself.“)

#schnitt der film war zu lang geworden. einige szenen flogen wieder raus. unter anderem und wohl auch aus pc-gründen die mit dem hardliner-zionisten otto, führer der judäischen volksfront (mit hitlerbärtchen und deutschem akzent); nur am ende in der kreuzigungsszene tauchen otto und seine leute noch auf. es sind die, die da ihren massenselbstmord begehen und zu „always look on the bright side of life“ mit den zehen wackeln.

#ruhm der film wurde mehrfach zur besten filmkomödie (nach billy wilders „some like it hot“) gewählt, und einige sätze daraus zu den witzigsten der filmgeschichte, wie „he’s not the messiah, he’s a very naughty boy!“ (brians mutter mandy zu dem pulk vor ihrem haus), oder wie „what have the romans ever done for us?“ („except sanitation, medicine, education… etc pp.“). dieser disput zb. (wie eigentlich der ganze film) zeigt auch, dass die autoren tief in die geschichte(n) eingetaucht sind. er hat nämlich frappierende ähnlichkeit mit einem disput der rabbiner im babylonischen talmud zu den vor- und nachteilen der römischen herrschaft: „r. (rabbi) jehudah opened the conversation, saying: „how beautiful are the works of this nation (the romans). they have established markets, they have built bridges, they have opened bathing-houses.“ r. jose said nothing, but r. simeon b. johai said: „all these things they have instituted for their own sake. their markets are gathering-places for harlots; they have built baths for the purpose of indulging themselves in their comforts; they have built bridges to collect tolls from those who cross them…“ (shabbat 33b).

Judith Kessler
Judith Kessler
Judith Kessler ist Sozialwissenschaftlerin, Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten jüdische Migration, Gegenwartskultur und Biografieforschung.
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