Freitag, 19. April 2024

Rückblick: Eine schrecklich nette Familie …

Liebe Leser*innen,

einer unserer ersten Artikel, der bundesweit durch die Decke ging, wurde auf den Tag genau heute vor zwei Jahren veröffentlicht und wir erinnern noch einmal voller Genuss an einen der Osnabrücker Fremdschämhöhepunkte der vergangenen Jahre.


Die schrecklich nette Familie Griesert im Gespensterschloss Drachenburg

Liebe, Drama, Wahnsinn!

Heute ab 20.15 zum vorletzten Mal der Niko-Bachelor auf RTL, von den vorhergehenden Folgen habe ich übrigens insgesamt 17 Minuten verfolgt. Die heutige Episode aber fast komplett, wenn auch im Schnelldurchlauf.

Zu Anfang taucht die ganze Familie Griesert auf, um mit Sohnemann Niko und dem verbliebenen Rest (Stephie aus Olching, Mimi aus Pfungstadt, Linda aus Hanau und Michéle aus Köln) zu frühstücken.

So richtig endpeinlich – bis auf die Sendung selbst und die Situation als solches – wird es nicht einmal. Dazu wird schlichtweg viel zu wenig geredet. Man überschüttet sich gegenseitig mit Komplimenten und zieht sich hin und wieder in allen möglichen Konstellationen in Einzelgespräche zurück, denn auch der Bruder und die Schwester, die redseligste von allen, sind erschienen.

Und das ist das Problem: Wie kann man an einer solchen Sendung, die alle Beteiligten in die Steinzeit zurückbombt, überhaupt teilnehmen? Dass einer in der Familie dazu blöd genug ist, müsste doch reichen, oder? Oder kann man wirklich so unendlich mediengeil sein, dass man sich ohne Skrupel diesem Schwachsinn hingibt? Ich meine, in jeder Familie gibt es den ein oder anderen Volltrottel, den man aber in seinem Wahnsinn nicht unbedingt unterstützen muss. Meine Eltern wüssten genau, wovon ich rede.
(Jetzt komme mir keiner mit „nur neidisch“. Ich könnte euch sonst erzählen, dass ich in einer ähnlich peinlichen Situation, in die mich meine über alles geliebte Tochter vor nicht einmal zwei Jahren fast gebracht hätte, jedes Mitwirken strikt abgelehnt habe. Und dennoch hätte ich sie klammheimlich vorbehaltlos unterstützt, weil Eltern von Natur aus bekloppt sind, wenn es um ihre Kinder geht.)


Zurück zur Natur, die ist grausam genug

Während des Brunchens schraubt Niko dann den Satz „Ihr verkauft euch supergut“ raus. Damit meinte er die vier Ladys, womit der konversatorische Höhepunkt der Sendung erreicht war.

Mimi im Gespräch mit Nikos Eltern Elisabeth und Wolfgang (v.l.) Foto: www.tvnow.de

„Und wir kriegen keine Rose?“, fragt Papa Wolfgang zum Abschied mit wohlüberlegter Spontaneität. Das Auftreten der Familie ist dabei nicht einmal so richtig unsympathisch, es ist einfach nur unbegreiflich, wie man sich als Oberbürgermeister einer Stadt so entblöden kann.

Danach geht die Sendung noch ewig weiter. Selbst im Schnellvorlauf vergeht alles wie in Zeitlupe, obwohl mein 1.000-Mbyte-Anschluss so unfassbar rasant ist, dass Fußballspiele bei mir gewöhnlich zehn, zwölf Minuten vor dem regulären Ende abgepfiffen werden.


Also hier die beliebte Schnellfassung trotz RTL-Zeitlupe:

Cut 1:
Irgendwann stehen die vier „Ladys“ (O-Ton RTL) vor Niko.
Michelle kriegt die erste Rose, Mimi die zweite, Stephie die dritte und Linda kann nach Hanau fahren (Ostkurve: „Du kannst nach Hanau fahren, du kannst nach Hanau fahren, du kannst, du kannst, du kannst nach Hause fahren!“)

Cut 2:
Man sieht Niko auf drei Sofas mit drei Decken und einer Frau in den jeweils heimischen Gefilden der Auserwählten beim Couchsurfing rumknutschen.

Cut 3:
Endlich sehe ich nur noch zwei Rosen in einer blauen Flasche durchs Bild flitzen und schalte auf „normales“ Tempo, um mir gleich von Niko schweren Herzens sagen zu lassen: „Und ich muss wieder auf mein Herz hören und das ist unglaublich schwer …“
A watt … ein schweres Herz?

Cut 4:
Mimi kriegt die erste Rose und Stephie die zweite und alle sind glücklich.

Cut 5:
Alle? Nein, Michélle heult, Niko irrt hilflos durch das illuminierte Industriegebäude, stürzt sich in die Aufnahmeleiterin, die einen Fellmantel trägt, und sitzt irgendwann auf einem Treppenabsatz, um mit tränenfeuchten Augen jemanden anzurufen.

Cut6:
Schluss.


Nachgedanken:

Wen ruft er an?
Wen sonst außer Michélle?
Vielleicht aber auch seine Mutter?
Seinen Vater?
Seinen Bruder?
Seine Schwester?
Oder eine der zuvor verstoßenen 20 Ladys?
Oder hat er was mit der Aufnahmeleiterin? Die hat immerhin schon einen Wintermantel, das spart auf die Dauer Energie.
Ich kann es jedenfalls (und zwar nicht vor Spannung) kaum noch ertragen …

 

Hier geht es zu den weiteren Kolumnen zum Bachelor:

„Man muss aufpassen, was man macht!“ Niko Griesert
AUS! AUS! AUS! DAS SPIEL IST AUS! – Können Tränen lügen?
„20.30 Der Bachelor – Nach der letzten Rose / Zeitverschiebung“ O-Ton RTL

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