Am 17. Januar jährt sich Helmut Thieles allererste Aufführung des Ein-Personen-Stücks nach Patrick Süskind zum vierzigsten Mal. Unsere Autorin hat ihn bei Kaffee und Kuchen interviewt.
Es muss schon eine besondere Liebe zur Sprachvirtuosität von Patrick Süskind da sein, dass man die Tragikkomödie über einen Kontrabassisten 40 Jahre lang immer wieder, mehrmals im Jahr, auf die Bühne bringen mag. Und es dürfte herausfordernd sein, die rund 90 Minuten immer wieder alleine zu bewältigen mit all den Stimmungen, durch die sich der sein Instrument übende (namenlose) Protagonist im Laufe der Aufführung bewegt – und wie er leidet!
Helmut Thiele ist nun eigentlich Österreicher, genauer gesagt, Wiener – und das hört man auch nach vielen, vielen Jahren des Engagements in Norddeutschland immer noch. Was ihm, wie er erzählt, beim Einakter von Süskind zugute kommt, da dieser ein waschechter Bayer ist und schreibt, wie er spricht.
Wie kommt nun ein Wiener nach Osnabrück? Nach Schauspiel- und Gesangsausbildung ging es zunächst an das Landestheater Linz, anschließend nach Coburg, Osnabrück, an das Celler Schlosstheater und danach arbeitet Thiele als freischaffender Schauspieler mit vielen nationalen und internationalen Verpflichtungen auf der Bühne und im Fernsehen.
Zusammen mit seiner Frau Regina Neumann, ebenfalls international gefragte Schauspielerin und ehemals am Stadttheater Osnabrück engagiert, gründete er das Thiele-Neumann-Theater, mit dem beide als Duo mit den verschiedensten Theaterstücken unterwegs sind.
Und da Osnabrück nun wirklich glücklich zu machen scheint, haben sich beide entschlossen, nach der Geburt ihrer Tochter hier zu bleiben, um ihr eine stabile Heimat zu bieten.
Warum spielt nun jemand 40 Jahre lang das Ein-Personen-Stück „Der Kontrabass“?
Von Helmut Thiele erfahren wir die Anekdote, dass in Coburg für den neu zu eröffnenden kleinen Außenspielort in der ehemaligen Reithalle ein Stück gesucht wurde und das war dann halt „Der Kontrabass“ von Süskind mit Helmut Thiele in der einzigen Rolle – und zwar im Januar 1985, also vor genau 40 Jahren, in der Inszenierung des damaligen Coburger Theaters.
Diese Inszenierung durfte Helmut Thiele später dann als selbstständiger Schauspieler für seine Bühnen übernehmen, immer wieder z. B. in der Lagerhalle Osnabrück, aber demnächst auch in Oststeinbeck bei Hamburg (und das komplette Bühnenbild muss immer mit).
Auf die Fragen, ob es denn nicht langweilig wird, und ob Thiele inzwischen Kontrabass spielen könne (es handelt sich ja um ein echtes Instrument, das er auf der Bühne „bearbeitet“) erklärt er lachend:
Nein, weil es immer anders ist.
Das Publikum etwa: er habe einmal zum Beispiel auf einer größeren Veranstaltung vor Architekten und Juristen gespielt, die leider die Eskalation des Protagonisten auf der Bühne gar nicht komisch fanden.
Oder das Bier – das Bier, dass sich der übende Kontrabass-Spieler im Laufe des Abends genehmigt und vorher aus der Flasche in ein Glas gießt, kann mal kalt und wenig schäumend oder warm, vielleicht vorher unabsichtlich etwas geschüttelt worden sein und dann ….
Oder die Beleuchtung fällt aus, oder man vergisst, wie es im Text weitergeht (hierfür hat Thiele als Notnagel ein Exemplar von Patrick Süskinds Buch versteckt in der Kulisse liegen)
Oder, oder, oder …
Und Kontrabass spielen kann er leider immer noch nicht; die Stücke, die der Bassist übt, kommen vom Plattenteller, den Helmut Thiele auch selbst bedient.
Nach der Jubiläumsaufführung in der Lagerhalle wird auf jeden Fall noch nicht Schluss sein, versichert Thiele zum Abschluss des Gesprächs. Er wird auch in den nächsten Jahren noch so einige Aufführungen von „Der Kontrabass“ und auch zusammen mit Regine Neumann als Thiele-Neumann-Theater zum Besten geben.
Die Tickets und weitere Infos zum Stück für den 17. Januar 2025, 20.00 Uhr gibt’s hier: https://www.lagerhalle-osnabrueck.de/
Der Reinerlös dieser Vorstellung fließt übrigens der Jugendarbeit des Osnabrücker Symphonieorchesters zu.