Wenn zwei nicht mehr ganz so junge Mädels auf Tour gehen, dann haben sie ganz schön was zu erzählen, besonders, wenn es „Gewalttouren“ sind.
Die Vorgeschichte:
Im November 2024 wurde in den Nachrichten und anderen Medien die Neueröffnung von Notre Dame in Paris nach dem verheerenden Brand Jahre vorher mit hunderten von Bildern gefeiert. Da stand für uns fest: „Notre Dame noch einmal sehen und sterben – da müssen wir hin!“
Im Januar 2025 stand dann auch bald der Termin fest: der Brückentag nach Himmelfahrt sollte es sein, in diesem Jahr Ende Mai, also perfekt für einen größeren Ausflug.
Nur wie? Und vor allem nicht mit viel Drumherum wie Übernachtungen usw., da wir beide ja schon mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten in Paris waren.
Für die Beantwortung solch existenzieller Fragen ist natürlich das Internet eine Schatztruhe; also haben wir Google, bzw. Ecosia gefragt:
Zug / Nachtzug? Zu teuer (über 250 Euro pro Person hin und zurück, nur mit Umstieg mitten in der Nacht, mit mehreren Stunden Aufenthalt in Belgien und wer weiß, ob wir pünktlich ankommen).
Flieger? Erstmal zum Flughafen kommen und in Paris von dort in die Stadt und auch viel zu teuer.
Auto? Keine Option, weil keine von uns Lust hat, so lange zu fahren, es sind immerhin laut Google maps rund 670 Kilometer. Und wohin mit dem Pkw in Paris?
Bus? Bus! Die Suchmaschine im Internet zeigt an, dass Flixbusse vom Osnabrücker Hauptbahnhof (Haltestelle Eisenbahnstraße, direkt gegenüber einem alt- und stadtbekannten Etablissement – hier befindet sich mittlerweile ein Fernbuskreuz) direkt nach Paris fahren und zwar einige Nachtbusse sogar durchgehend, ohne umsteigen zu müssen.
Kurz überlegt, Preis gecheckt (Hin- und Rückfahrt einschließlich Sitzplatzreservierung rund 100 Euro pro Person – da kann man überhaupt nicht meckern), noch kurz Erfahrungsberichte von Flixbusreisenden durchgelesen (durchweg ok), online übers Handy bezahlt und die Tickets auch gleich dort gespeichert. Bestätigungen kamen dann auch kurze Zeit später per E-Mail zum Ausdrucken, wenn man möchte.
Nur jetzt nicht vergessen, den Urlaub zu beantragen und am Himmelfahrtstag (Donnerstagabend) um 20.15 Uhr an der Bushaltestelle zu sein! Von Flixbus gibt es aber einen Erinnerungsservice, der mehrere Tage vor der Reise eine Mail schickt und kurz vorher noch eine.
Mitte Mai kommen dann so langsam Urlaubsgefühle auf und Bedenken, ob das denn alles so eine gute Idee war (Donnerstagabend los, die Nacht durchfahren, um 7.15 Uhr in Paris ankommen, den ganzen Tag auf den Beinen und abends um 21.30 Uhr wieder in den Bus, um Samstagmorgen um 8.30 Uhr wieder in Osnabrück zu sein – eigentlich ganz schön bescheuert) und ob wirklich alles klappt.
Und die Frage kommt auf, was wir denn alles mitnehmen wollen, schließlich soll es tagsüber 29 Grad im Schatten werden in Paris, es wird keine Dusche in Sicht sein und wir haben nur leichtes Gepäck, sprich: einen mittelgroßen Rucksack, mit. Tagelang komplettiere ich meine Liste mit den allernotwendigsten Dingen und das sind:
Personalausweis (ohne den wird man von den Busfahrern gar nicht mitgenommen), Fahrkarten, Portemonnaie, Fotoapparat, Sonnenbrille, Ladekabel, Handy, Getränke (2 Flaschen), Kekse / Nüsse, Notizblock / Kuli, Nackenhörnchen (aufblasbar), Ohrstöpsel, Tempos, Nasenspray (wegen der Klimaanlage im Bus), Blasenpflaster, Zahnpflegekaugummi, Deo, Wechsel-T-Shirt, Handreinigungsgel und gute Laune.
Dann war es so weit: Der Feiertag war da, Zeit zum Sammeln und Rucksack Packen. Am frühen Abend duschen, dann Abendbrot, danach Zähne putzen und nur noch Wasser trinken (die Zähne werden es dank Kaugummi für 1 ½ Tage ohne Bürste und Zahnpasta durchhalten), im Zwiebellook anziehen (langärmeliges T-Shirt, Strickjacke, Jacke – kann man nachts dann auch als kleine Decke nutzen, falls es im Bus zu kühl wird) und los geht’s abends um halb acht zu Fuß zum Bahnhof, wo wir zwei Mädels uns verabredet haben.
Weil wir zu früh sind und der Bus noch nicht da, drehen wir noch eine Runde durch den Hauptbahnhof (schließlich müssen wir bald gut 10 Stunden in den Sitzen verharren) und als wir zurückkommen, steht er am Fernbusbahnhof und lässt uns und andere Fahrgäste einsteigen.
Wir haben Plätze in der „1. Etage“ gebucht, also mit schöner Aussicht auf einen wundervollen Sonnenuntergang auf der Autobahn. Die Sitze sind bequem, der Fußraum reicht, die Toilette im EG ist winzig, aber sauber und funktioniert.
Pünktlich geht’s dann tatsächlich los über den Wall, Martinistraße, Kurt-Schumacher-Damm zur Autobahn Richtung Niederlande. So sieht unsere geplante Nacht-Tour aus:
Es stört zwar etwas, dass natürlich vor jedem Stopp eine entsprechende Lautsprecherdurchsage erfolgt, aber richtig fest schlafen kann man eh nicht. Doch je dunkler es draußen wird, desto stiller wird es im Bus und auch wir werden langsam müde und schlummern ein.
Unser Reiseabenteuer, Teil 2 folgt, wenn wir wieder einigermaßen wach sind. Gute Nacht!