Wenn zwei nicht mehr ganz so junge Mädels auf Tour gehen, dann haben sie ganz schön was zu erzählen, besonders, wenn es „Gewalttouren“ sind. Teil 2: Ankommen und Notre Dame sehen (aber ohne zu sterben).
Die Vorgeschichte:
Im November 2024 wurde in den Nachrichten und anderen Medien die Neueröffnung von Notre Dame in Paris nach dem verheerenden Brand Jahre vorher mit hunderten von Bildern gefeiert. Da stand für uns fest: „Notre Dame noch einmal sehen und sterben – da müssen wir hin!“
Da sitzen wir nun seit halb neun abends in zwei gemütlichen Sesseln im Obergeschoss des Flixbusses und schlummern tatsächlich gegen halb eins langsam ein. Der Bus schaukelt gemütlich über die Autobahn (die Fahrer verstehen ihr Handwerk als Personentransporteure), hält hin und wieder an Fernbusbahnhöfen, um Reisende aus- und einsteigen zu lassen und wiegt uns in Sicherheit und doch wohl in tieferen Schlaf.
Denn als wir wieder wach werden, ist die Morgendämmerung schon vorangeschritten, die Autobahn hat sich mit Fahrzeugen gefüllt und quer über den Fahrbahnen tauchen Hinweisschilder nach „Paris Charles-de-Gaulle“, „Paris Centre“ und „Paris Bercy-Seine“ (unser Ziel) auf.
Und: der Bus ist bis auf den letzten Sitz voll besetzt – also müssen wir doch ganz gut geschlafen haben, dass wir das nicht mitbekommen haben.
Ich stolpere über meine noch offenen Schnürsenkel die schmale Treppe hinunter ins Winz-WC (immer noch ok)
und als ich wieder meinen Sitz erreiche geht gerade durch den leichten Morgendunst rosarot die Sonne über den Häusern der Vororte von Paris auf – unglaublich!
Dann endlich fährt der Bus um Viertel vor sieben in den Busbahnhof ein und wir können unsere Knochen und Gelenke in der frischen Morgenluft wieder in Bewegung setzen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn andere Spaziergänger im Park, den wir als erstes durchqueren, das anhaltende laute Knacken vernommen hätten.
Und – welch Glückes Geschick! – an der nächsten Querstraße wartet schon ein bereits geöffnetes Straßencafé darauf, dass wir hier erst einmal frühstücken.
Um halb acht machen wir uns auf den Weg – auf den Weg zur Seine, die wir am Ufer entlang laufen wollen bis zur Insel, auf der „Notre Dame de Paris“ gebaut wurde. Als wir die Seine erreichen, können wir in der Ferne tatsächlich die Kathedrale bereits sehen. Allerdings sind wir immer noch etwas gelenksteif und so geht’s etwas langsamer als gedacht vor allem, weil immer wieder tolle Fotomotive auftauchen, die man ja nicht einfach so links liegenlassen kann.
So brauchen wir eine dreiviertel statt einer geplanten halben Stunde zu Fuß bis zu Notre Dame. Wir schleichen uns von hinten an und bewundern die tolle Architektur mit den Rundbögen am Dach und den vielen, furchterregenden Monstern und Wasserspeiern.
Einlass für Besucher ist durch die Westportale und wir sind gespannt, wie lang die Wartezeit sein wird. Denn es ist uns nicht gelungen, über die Internetseite zur kostenlosen Reservierung eines „Timeslots“, einen Termin zu ergattern. Die Möglichkeit dazu besteht immer zwei Tage im Voraus, aber auch morgens war für den jeweils übernächsten Tag bereits alles ausgebucht. Also beschlossen wir, einfach hinzugehen und es ohne Reservierung zu versuchen. Und siehe da: so früh stehen Touristen wohl nicht auf – in gut fünf Minuten sind wir drin (um viertel nach acht)!
Was für eine Pracht! Beschreiben kann man es nicht wirklich. Wir lassen uns treiben durch das riesige Kirchenschiff und nehmen uns über eineinhalb Stunden Zeit dafür. Dann wird es allerdings auch Zeit die Kathedrale zu verlassen – zu massiv und auch zu laut wird der Touristenstrom.
Wieder draußen blinzeln wir in die Sonne, die Jacken brauchen wir jetzt schon nicht mehr. Wir drängeln uns durch die Menschenschlangen, die sich jetzt vor dem Eingang zu Notre Dame gebildet haben und suchen uns unten an der Uferpromenade der Seine ein gemütliches Plätzchen zum Entspannen, und um zu überlegen, welche Wege wir für die restlichen Stunden des Tages einschlagen wollen (es sind immerhin noch gut elf Stunden übrig).
Das gibt’s dann nach unserer ausgiebigen Pause im dritten Teil zu lesen.