spot_imgspot_img
spot_img
Montag, 11. August 2025
spot_img

Mit einem Nachtbus nach Paris, nur für einen Tag – Reiseabenteuer Teil 4

Wenn zwei nicht mehr ganz so junge Mädels auf Tour gehen, dann haben sie ganz schön was zu erzählen, besonders, wenn es „Gewalttouren“ sind.

Teil 4: Schatten zwischen den Gräbern von Montmartre und Rückreise

Die Vorgeschichte:
Im November 2024 wurde in den Nachrichten und anderen Medien die Neueröffnung von Notre Dame in Paris nach dem verheerenden Brand Jahre vorher mit hunderten von Bildern gefeiert. Da stand für uns fest: „Notre Dame noch einmal sehen und sterben – da müssen wir hin!“

Schatten! Unsere Augen leuchten und unsere müden Knochen und heißen Füße schaffen es, einen Gang zuzulegen, um den mit großen, alten Bäumen bestandenen Friedhof von Montmarte für eine lange Pause etwas schneller zu erreichen.

Wir treten durch das Eingangstor, treffen dort noch auf eine größere Touristengruppe, die wohl eine Führung gebucht hat und dann – Stille! Fast jedenfalls, denn quer über eine Ecke des Friedhofs verläuft, man glaubt es kaum, eine Hochstraße.

Straße über Friedhof Montmartre, Foto: Kerstin Broszat

Dieser Friedhof ist der älteste und drittgrößte der Pariser Friedhöfe und hat wunderschöne Grabstellen. Viele sind als Gruften mit kleinen Häuschen versehen, in denen ganze Familien ihre letzte Ruhestätte finden.

Aber auch Urnengräber mit aufliegenden Steinplatten und Keramikverzierungen (statt der in Deutschland üblichen Kränze und Blumengebinde) und kleine Statuen findet man. Wie auf allen Pariser Friedhöfen gibt es auch hier eine Menge Grabstellenbekannter Persönlichkeiten wie zum Beispiel Heinrich Heine, Dalida, Emile Zola, Pierre Cardin oder Jeanne Moreau. Wenn man diese Gräber aufsuchen will, kann man sich am Eingang einfach einen von den zum Ausleihen ausgehängten Friedhofsplänen mitnehmen, die allerdings nicht ganz einfach zu lesen sind.

Gruften Friedhof Montmartre, Foto: Kerstin Broszat
Grab Heinrich Heine Montmartre, Foto: Kerstin Broszat

Ein wenig erfrischt durch die kühlere Luft nehmen wir uns viel Zeit zum Umherstreifen, Entdecken und natürlich Fotografieren. Von den Katzen, die auf diesem Friedhof wohnen sollen, haben wir leider nur eine aus der Ferne gesehen (sie werden angeblich von Anwohnern gefüttert und fühlen sich hier richtig heimisch).

Nach über einer Stunde drängt uns aber der Kaffeedurst (Koffein!) zum Verlassen dieses schaurig-schönen Ortes und wir machen uns auf den Weg Richtung Sacre Cœr – wegen der erhofften Aussicht vom Berg aus auf Paris und der Hoffnung auf mehrere Cafés zur Auswahl (Toilette!).

Aber: der Blick die Straße zur Kirche den Berg hinauf lässt uns diesen Plan verwerfen – schwarz vor Menschen; an ein lauschiges Plätzchen in einem Straßencafé überhaupt nicht zu denken.

Wir beschließen, es erst gar nicht zu versuchen, drehen um und schlendern wieder bergab Richtung Seine, diesmal aber etwas weiter westlich, weil hier noch einige Geschäfte, Bistros und Restaurants sein sollen laut Google Maps. Ach ja, das Internet: leider hatte mein Handy bzw. mein Internetanbieter nicht automatisch auf den französischen Anbieter „orange“ umgeswitcht und ich musste mich händisch dort einloggen – eventuell vorher erkundigen, wie das geht.

Metroeingang, Foto: Kerstin Broszat

Vorbei an einigen imposanten Gebäuden wie der Pariser Oper, auch Palais Garnier genannt (wegen diesem Prachtstück muss ich demnächst unbedingt nochmal nach Paris, zu einer ausgedehnten Besichtigung), den Tuilerien, einem riesigen Barockgarten, den wir aber aus Zeitgründen nicht ergründen können, am Louvre entlang wieder Richtung Osten, wo ja ganz weit hinten der Busbahnhof auf uns wartet.

Pariser Oper, Foto: Kerstin Broszat

Es wird immer später und später und wir merken, dass unser normalerweise zügiges Schritttempo doch arg nachlässt. Und wir haben Hunger!!! Und es ist überall alles besetzt! Und es ist immer noch heiß wie im Hochsommer, um mittlerweile 19 Uhr. Aber die Rettung naht: am Ende der Straße mit den Touristenmagneten sehen wir ein Bistro mit einem freien Tischchen draußen, das wir sofort in Beschlag nehmen als wir dort angekommen. Im Speisekartenangebot sind Crêpes mit verschiedenen leckeren Füllungen, und Cola statt dem Kaffee, den wir leider nicht mehr bekommen haben, das passt! Eine Toilette gibt’s auch (hier machen wir uns nacheinander für die Rückfahrt ein wenig frisch – neues T-Shirt, Deo, Gesichtscreme) und schon geht‘s uns wieder um ein Vielfaches besser.

So gestärkt machen wir uns auf die letzte Etappe zurück zum Busbahnhof, immer an der Seine entlang. Die Bürgerinnen und Bürger von Paris sind inzwischen vom Feiertagsshopping auf Party am Seine-Ufer umgestiegen, an dem jetzt eine Bar neben der anderen geöffnet hat.

Beach-Party an der Seine, Foto: Kerstin Broszat

Beschwingt von der Musik, die zu uns herüberschwappt, schaffen wir es auch wieder einen Zahn zuzulegen; denn eigentlich haben wir jetzt nicht mehr viel Lust zum Flanieren. Immerhin ist es inzwischen halb neun abends und wir sind inklusive Pausen seit fast vierzehn Stunden unterwegs hier in Paris.

Im Licht der untergehenden Sonne – der Himmel ist immer noch strahlend blau – erreichen wir den Ort, an dem wir heute Morgen angekommen waren: den riesigen Busbahnhof Paris Bercy-Seine. Wir haben noch gut 45 Minuten Zeit bis zur Abfahrt und weil unser Bus noch nicht da ist, suchen wir uns im angrenzenden Park eine gemütliche Bank und beobachten das Gewimmel der ankommenden und zum Bahnhofseingang eilenden Fahrgäste.

Nun ist es so weit: ein toller Tag geht zu Ende. Bei Sonnenaufgang sind wir angekommen, bei Sonnenuntergang müssen wir wieder fahren. Au revoir, Paris! C’était sympa avec toi!

Wir kommen tatsächlich übermüdet, aber glücklich um 7.45 Uhr am Samstagmorgen in Osnabrück am Hauptbahnhof an und beschließen, unsere müden Knochen wieder etwas zu bewegen und zu Fuß zurück in die Wüste (Stadtteil von OS) zu gehen. Ein Blick auf den Schrittzähler zeigt fast 40.000 Schritte an, die zwar zum Ende hin immer kleiner wurden, aber schließlich doch von uns gegangen worden sind. Jetzt aber ab ins richtige Bett – mindestens bis Mittag.

Viel Spaß beim Nachmachen! Kerstin Broszat und Tina Schick

 

spot_img
Juli & August 2025spot_img
Oktober 2023spot_img
August 2024spot_img
Juni 2025spot_img
September 2025spot_img
2015spot_img
November 2020spot_img
August 2024spot_img
erscheint Oktober 2025spot_img