Mooi, leuk & Lekker
Een dagje in Deventer an der Ijssel
Lekker geht es überall in den Niederlanden zu. Den Samstagsmarkt in Enschede, der niederländischen Stadt direkt hinter der Grenze, haben die meisten OsnabrückerInnen schon oft besucht. Doch nur eine halbe Stunde weiter entfernt findet sich mit Deventer eine Stadt, in der es nicht nur lekker, sondern auch mooi und leuk, schön und hübsch, zugeht.
Deventer ist eine idyllische und interessante Stadt, die allein aufgrund ihrer historischen Atmosphäre einen Ausflug wert ist – nicht nur zum berühmten Dickens-Festival im Dezember. Een dagje Deventer, ein Tag in der idyllischen Hansestadt an der Ijssel, ist in vielfacher Hinsicht ein Vergnügen. Deventer ist eine der ältestesten niederländischen Städte. Sie verdankt ihren Reichtum den Kaufleuten der Hanse, die hier ihre Handelshäuser errichteten. In der Waage, einem beeindruckenden Haus aus dem 16. Jahrhundert im Zentrum der Stadt, wurden die Waren inspiziert, bevor sie durch die Hanse verbreitet wurden. Im Museum De Waag erinnert eine Hansekogge anschaulich an die internationalem Handelsbeziehungen. Die stabilen Handelsschiffe waren in der Ostsee und bis nach Bergen in Norwegen, Birka in Schweden unterwegs. Falls das Schiff Kinder noch nicht genug beeindruckt, gibt es auch noch ein Spielzeugmuseum im Stadtzentrum.
Deventer hat viele gezellige oude Straatjes, gemütliche Einkaufsstraßen mit den Winkels, kleinen individuellen Läden, oft in schönen historischen Gebäuden. Die engen und gewundenen Gassen des Bergkwartiers sind besonders attraktiv. Der Eingang in die Walstraat liegt, wenn nicht während des Dickens-Festivals alles dort hineinströmt, etwas versteckt am Ende des Brink genannten Marktplatzes, neben dem Doedel-Café. Das einem Museum ähnelnde Antiquitätengeschäft d’Olde Bakkerieje in einem Bürgerhaus aus dem 14. Jahrhundert verkauft in Anlehnung an den Curiosity Shop in einer Geschichte von Charles Dickens Antiquitäten, die hier Curiosa genannt werden. Bonbonboek ist ein Antiquariat mit wunderschönen alten Kinderbüchern. Auch hier kommt man sich vor wie in einem Museum – in dem man aber die ausgestellten Schätze erwerben kann. Gegenüber ein Spielzeuggeschäft, Speel je Wijs, dessen Inhaber schon seit zehn Jahren den Kunden in seinem Laden auch eine Kostprobe seines selbstgebackenen Kuchens anbietet. Der Kruidnagel ist eine gemütliche Drogerie, die in historischem Ambiente auch Kräuter und Öko-Produkte anbietet.
Unbedingt sollte man hier auch das Dickens Experience besuchen (Eintritt 2 Euro), in dem wunderschöne internatioanale Ausgaben der Bücher, aber auch alle möglichen Dickens-Devotionalien wie die britischen Toby-Mugs aus Porzellan mit Figuren aus den Büchern in zeitgenössischem Ambiente zu sehen sind. Die Gründerin des Festivals, Emmy Strijk ten Kley, hat sie über einen Zeitraum von 40 Jahren zusammengetragen. Direkt nebenan kann man bei Tearose einen echt britischen High Tea genießen, denn dank Dickens geht es in Deventer zuweilen very british zu.
Das Etty Hillesum Centrum im Bergkwartier (Eintritt 4 Euro) informiert über eine niederländisch-jüdische junge Akademikerin, die wie die fünfzehn Jahre jüngere Anne Frank während der deutschen Besetzung der Niederlande ein Tagebuch führte und Briefe schrieb. Das Zentrum im Gebäude einer ehemaligen Synagoge veranstaltet auch Spaziergänge durch die Innenstadt von Deventer entlang alter jüdischer Orte wie der großen Synagoge. Während des Dickens Festivals steht diese für Besucher offen und es finden musikalische Darbietungen statt.
Die Stadt ist übersichtlich, und nach dem Gang durch das Bergkwartier landet man direkt wieder auf dem Marktplatz. Von hier sind es nur fünf Minuten bis an die Ijssel – wenn man sich nicht von einem der vielen Bier- und Eetcafés aufhalten läßt, die auf dem Weg liegen. Allein um den Marktplatz gibt es mehr als zwanzig davon. Vom empfehlenswerten Hans und Grietje bis zur Heks mit reicher Auswahl an leckeren Bieren sind es nur ein paar Schritte.
Nach dem Stadtbummel und der Einkehr kann man noch den Sandstrand an der Ijssel oder die abenteuerlichen Wanderwege des Naturreservats Ossenwaard auf der gegenüber liegenden Seite genießen. Eine Fahrt mit der kleinen Fähre (incl. Fahrrad 2 Euro retour) lohnt sich schon, um einen Blick auf die schöne Silhouette der Stadt mit der Großen Lebuinuskirche zu werfen. Von ihrem 46 Meter hohen Turm hat man einen Panoramablick auf die gesamte Stadt. Er kann von April bis Oktober samstags von 13 bis 16 Uhr bestiegen werden.
An jedem letzten Samstag des Monats ab dem März ist in Deventer Markt, in diesem Jahr noch am 30. September und 28. Oktober. Mehrmals im Jahr finden große Sommerflohmärkte (Zomerbrocante) statt. Für Wohnmobilreisende, die mehr als nur einen Tag Zeit für die Stadt haben, empfiehlt sich eine Übernachtung beim idyllischen Stadscamping Deventer, von dem man mit der Fähre in fünf Minuten in die Stadt übersetzen kann. Der Campingplatz bietet auch „Zelt und Frühstück“ (anstelle von Bed & Breakfast) an.
Mitte Dezember findet in Deventer das beliebte Charles Dickens Festival statt. Dann verwandelt sich das Bergkwartier in eine englische Stadt aus dem 19. Jahrhundert mit über 950 Charakteren aus den Büchern des englischen Schriftstellers wie Scrooge, Oliver Twist oder der Geist der Weihnacht. Auch Christmas Carol Singer in historischen Kostümen verbreiten eine weihnachtliche Atmosphäre. Der Eintritt ist frei, allerdings muss man mit Wartezeit bis zum Einlass rechnen – und es wird eng, wenn sich 25.000 BesucherInnen durch die engen Gassen drängen. Dank der Höflichkeit der Holländer auch bei großem Andrang ist der Besuch trotzdem jedesmal ein großes Vergnügen. Das Dickens Festijn findet in diesem Jahr am 16. und 17. Dezember von 11.00 bis 17.00 Uhr statt. Osnabrücker Busunternehmen bieten seit Jahren Fahrten zum Festival an.