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Donnerstag, 25. Dezember 2025

Was will ein öffentlicher Raum? 

Vom Leben in einer unbekannten Sphäre

Die Kunst kann auf den öffentlichen Raum nur referieren, nutzen müssen wir ihn, unbehindert durch die Kunst, dann selber. 
(Dirk Baecker. 2013)

Es gibt merkwürdigerweise nichts,  was so wenig bekannt, funktional, gesichert frei und gleichzeitig ebenso einladend und zum Streit einlädt wie der sogenannte öffentliche Raum. Auch derjenige in Osnabrück. Doch: Wem gehört eigentlich dieser merkwürdig unbestimmte Ort –  wenn nicht allen, die hier öffentlich Flagge zeigen wollen und auf ihrer jeweiligen Sichtbarkeit bestehen – also ohne Ausnahme uns allen?

Etwa auch wenn besonders Künstlerinnen – zum Glück finanziert mit öffentlichen Geldern wie etwa die mit Öffentlichkeit kalkulierenden Projekte der Kunsthalle Osnabrück – immer wieder anders demonstrieren welche Probleme und welche Lösungen im öffentlichen (Osnabrücker) Raum sichtbar werden. Das Öffentliche enthält ein Versprechen – aber von was konkret und gegenüber wem?

Inwieweit das öffentliche „Stadtbild“  in Osnabrück und auch anderswo direkt oder indirekt politisch instrumentalisiert wird hat zuletzt der Bundeskanzler bewiesen – und eine Debatte zum „Stadtbild“ provoziert. Doch auch Kunstakteure waren und sind hier aktiv.

Inwiefern wird das Öffentliche gerade durch verstörende Kunstaktionen bewusst ästhetisch getriggert?  Warum spielt das Öffentliche überhaupt so eine enorme, gerne auch öffentlich streitbare Rolle? In den Debatten um die Autonomie der Kunst des 18. Jahrhunderts spielten das Sublime, Anmut und Würde eine zentrale Rolle. Wird das Öffentliche im Raum des 21. Jahrhunderts eine Fortsetzung finden?

2013 hat der Soziologe Dirk Baecker einen Essay über die Form der Kunst im Medium der Öffentlichkeit verfasst. Er beginnt so:

„Das Öffentliche fasziniert umso mehr, je gefährdeter es immer schon scheint. Wir wissen vom Öffentlichen im Modus seiner ‚Krise‘ (Reinhart Koselleck), seines ‚Strukturwandels‘ (Jürgen Habermas), seines kulturindustriell beschlagnahmten ‚Erfahrungshorizonts‘ (Oskar Negt und Alexander Kluge), so als könnten wir uns auf genau das nicht mehr verlassen, worauf einzig wir uns verlassen können. Ausgerechnet dort, wo die Bürgerinnen aus ihrem privaten Raum heraustretem, um mit anderen Bürgern zu einem offenen Gespräch zu kommen, findet eine Gesellschaft bereits statt, die durchzogen ist von politischen Kalkülen, wirtschaftlichen Interessen, ästhetischen Empfindlichkeiten und moralischen Ansprüchen … “

Die meisten Osnanbrücker Räume funktionieren. In der Regel sind due Orte bekannt. Sie handeln mit Unterschied-lichem. Ob sie inspirieren sei dahin gestellt. Die Geschäfte in der Grossen Strasse (Konsum), das Museumsquartier und die Kunsthalle (Kultur), die Kirchen (Religion), Restaurants ubd Marktplätze (gastron. Versorgung), Bahnhof (Verkehr). das Straßennetz (Autoverkehr) Marktplatz (Konsum/Unterhaltung/Politik), Schulen/ Theater (Bildung), etc. etc.

Wie  nun die diversen städtischen Räume Osnabrücks konkret genutzt werden ist vor allem abhängig von den (juristischen) Vorgaben der Osnabrücker Stadtverwaltung und gleichzeitig von den Erwartungem, Wünschen und Gewohnheiten ihrer Bürgerinnen.

Warum sind eigentlich gerade Künstlerinnen so gerne Im Stadtraum aktiv. Dirk Baecker schrieb dazu:

„Die einfache Antwort ist, dass der Einsatz von Künstlern die Sache publikumsfreundlicher macht. Und die etwas kompliziertere Antwort ist, dass diese publikumsfreundliche Bestandsaufnahme der Paradoxien des Öffentlichen mit künstlerischem Beistand bereits ein Teil der Lösung des Problems wie auch des Problems selber ist. Sie ist ein Teil der Lösung des Problems, weil die künstlerischen Aktionen einen Beitrag dazu leisten können, dass das Publikum wieder damit anfängt, einen Blick auf sich selbst, auf die Gesellschaft und auf deren aktuelle Zustände zu werfen….“

Zum Glück ist ja Osnabrück im Vergleich mit Bielefeld eine Stadt, die real existiert. Die unterschiedlichen Communities, die hier leben, prägen den Osnabrücker Stadtraum und die diversen Öffentlichkeiten und das ist gut so. Dass es „den öffentlichen Raum Osnabrücks“ so gar nicht gibt, sondern eher sehr unterschiedliche Ereignisse, die deren  vielfältige Gegenwarten prägen, ist leider viel zu selten direkt zu erleben.

Der „Niedersachsentag“  in Osnabrück war dafür ein gelungenes Besppirl. Man wünscht sich dass die Osnabrückerinnen ihre Stadt nicht nur als Friedensstadt begreifen. Sondern auch als Vision eines ÖFFENTLICHEN  RAUMES, der sich selbst als neuer Ort von Begegnungen zwischen uns selbst und den vielen anderen erfährt ..

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