Ihr Kampf gegen Gewalt an Frauen ist aktueller denn je
Am 13. Juli wäre Cilli-Maria Kroneck-Salis 102 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde am Montag, dem 14. Juli in ihrem Elternhaus in Bad Iburg ihr Engagement und Wirken gefeiert. Die Band Lyn-bee begleitete alles musikalisch.
Cilli-Maria Kroneck-Salis wurde 1923 in Osnabrück geboren und engagierte sich ihr Leben lang für Frauenrechte. 1980 gründete sie mit anderen Frauen das erste autonome Frauenhaus in Osnabrück. Sie engagierte sich gegen Atomwaffen, organisierte Mahnwachen und Demonstrationen. Für ihren Einsatz erhielt sie 2003 das Bundesverdienstkreuz. Cilli-Maria Kroneck-Salis starb 2010 im Alter von 87 Jahren in Bad Iburg.
Ein aktuelles Gespräch: Frau Heller über Cilli-Maria Kroneck-Salis‘ Vermächtnis
Im Gespräch mit Patricia Heller, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Osnabrück, wird deutlich, wie relevant Cilli-Maria Kroneck-Salis‘ Arbeit auch heute noch ist. Frau Heller betonte, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen und die Notwendigkeit von Schutzräumen weiterhin eine zentrale Aufgabe der Gleichstellungsarbeit darstellen. Sie hob hervor, dass Kroneck-Salis‘ Pionierarbeit das Fundament für viele heutige Initiativen gelegt hat und ihr Erbe in der täglichen Arbeit des Gleichstellungsbüros und des Frauenhauses weiterlebt.
Osnabrücker Rundschau: Frau Heller, könnten Sie uns einen Einblick in die aktuelle Situation in den Frauenhäusern geben?
Patricia Heller: Die Situation in den Frauenhäusern ist sehr angespannt. Jedes Jahr müssen viele Frauen abgewiesen werden, weil es nicht genügend Plätze gibt. Oftmals kommen die Frauen nicht alleine, sondern bringen auch ihre Kinder mit. Es gibt jedoch eine hilfreiche Übersichtsseite und eine App, die Frauen bei der Suche nach einem freien Platz unterstützen kann. Allerdings sind viele Frauenhäuser belegt, was bedeutet, dass Frauen oft in ein anderes Bundesland gehen müssen. Das ist in manchen Fällen sinnvoll, bedeutet aber auch, dass sie ihr soziales Umfeld verlassen müssen. Es gibt zwar gute Entwicklungen, aber es bleibt eine Herausforderung. Ein weiteres Problem ist die Zunahme von digitaler Gewalt im Internet. Auch der barrierefreie Zugang zu Frauenhäusern ist ein wichtiges Thema, da es hier oft an Unterstützung für Frauen mit Behinderungen mangelt.
Frau Heller, geht es bei der digitalen Gewalt auch um Stalking?
Ja, digitale Gewalt umfasst auch Stalking und Hassnachrichten in sozialen Medien. Die neue Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt zu digitaler Gewalt in der Frauenberatungsstelle bietet daher unter anderem Workshops an, in denen Frauen beispielsweise erfahren, wie sie ihre Handy-Einstellungen überprüfen können, insbesondere im Hinblick auf Standortdienste, die oft unbemerkt aktiviert sind.
Wie sieht es mit der Bekanntheit von Beratungsstellen für Frauen aus?
Das ist ein Problem. Trotz vieler Informationskanäle wissen viele Frauen nicht, wo sie Hilfe finden können.
Sollte es mehr öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema geben?
Auf jeden Fall. Femizide sind die Spitze der Gewalt gegen Frauen, aber es beginnt schon bei sexistischen Witzen. Wir müssen langfristig an dem Thema arbeiten und nachhaltige Projekte initiieren.
Welche Maßnahmen könnte die Politik ergreifen, um Frauen besser zu schützen?
Wir brauchen mehr Prävention und eine abgestimmte Strategie gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
Was ist bei der Unterstützung von Betroffenen besonders wichtig?
Absolute Parteilichkeit. Wir glauben den Frauen und stellen ihre Aussagen nicht infrage.
Was war das Besondere an der Veranstaltung „Frauenorte Himbeertorte“?
Es war ein schöner Anlass für Austausch und Vernetzung, was wir sonst eher selten haben. Meistens haben wir Fachtagungen oder eher aktivistische Veranstaltungen, aber hier ging es einfach darum, den Frauen einen schönen Nachmittag zu bereiten.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 256.000 Opfer von häuslicher Gewalt, was einem Anstieg von 6,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Davon waren 75 % Frauen. Cilli-Maria Kroneck-Salis setzte sich unermüdlich für diese Frauen ein. Sie inspirierte viele Menschen und hinterließ ein bedeutendes Erbe in Osnabrück.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Gespräch genommen haben.
Am 27. August wird es einen Stadtrundgang zu den Wirkungsstätten von Cilli-Maria Kroneck-Salis geben. Dieser Rundgang führt zu neun verschiedenen Standorten und erinnert an das wichtige politische und gesellschaftliche Engagement von Frauen im 16. und 17. Jahrhundert. Damals waren Frauen oft unterdrückt und Gewalt ausgesetzt. Der Rundgang zeigt, wie Frauen sich gegen diese Ungerechtigkeiten wehrten und für ihre Rechte kämpften. Cilli-Maria Kroneck-Salis war eine beeindruckende Frau, die sich für andere einsetzte. Der Rundgang führt zu Orten in ihrem Leben und erzählt ihrer Geschichte.
Quelle: Bundeskriminalamt https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/06/bundeslagebild-haeuslichegewalt.html