Investitionen in die Zukunft: 30 Jahre Kooperation und die Transformation der Gesellschaft
Am 26. November 2025 fand die 23. Jahrestagung der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften in Osnabrück statt. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „In die Zukunft investieren. Ein Balanceakt für eine Gesellschaft im Wandel“ und feierte gleichzeitig das 30-jährige Bestehen des Kooperationsvertrages zwischen Universität Osnabrück, Hochschule Osnabrück, Universität Vechta sowie Arbeit und Leben Niedersachsen und dem DGB-Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt.
Feierlicher Auftakt: 30 Jahre Kooperation und die Herausforderung der Transformation
Der Kooperationsvertrag, der am 23. Februar 1995 unterzeichnet wurde, ist die Grundlage für die Arbeit der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften in Osnabrück. Er regelt die Zusammenarbeit zwischen der Universität Osnabrück, der Hochschule Osnabrück, der Universität Vechta, dem DGB-Bezirk Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt und Arbeit und Leben Niedersachsen. Ziel dieser Vereinbarung ist es, den Dialog zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt zu fördern und den Transfer von Wissen und Erfahrungen zu gesellschaftlichen Fragen in beiden Bereichen zu unterstützen. Die erste Tagung, die am 24. November 2000 stattgefunden hat, stand unter dem Titel: “Armut in Europa”. Auf der Agenda standen Themen wie die Notwendigkeit der Umverteilung, Gerechtigkeit in der Gesellschaft und die Arbeitswelt im Wandel.
Die Eröffnung der Tagung würdigte die Kooperationsstelle als wegweisende Institution für den engen Dialog zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt. Prof. Dr. Hajo Holst (Beiratsvorsitzender der Kooperationsstelle) eröffnete die Tagung und betonte, dass eine Gesellschaft in der Transformation dringend Investitionen in Infrastruktur und gesellschaftlichen Wohlstand benötige. Die Veranstaltung zielte darauf ab, das Gleichgewicht zwischen ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und zukunftsfähiger Ökonomie zu halten.
Prof. Dr. Andrea Lenschow (Vizepräsidentin der Universität Osnabrück) hob hervor, dass die Kooperationsstelle seit mehr als 30 Jahren einen unverzichtbaren Beitrag an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt leiste. Sie betonte, dass wissenschaftliche Forschung die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Gesellschaft präge. Neben Forschung und Lehre bilde diese Transferleistung die dritte Säule im Aufgabenspektrum der Hochschulen und lade zum fruchtbaren Dialog über die humanitäre Ausgestaltung der Arbeitswelt ein.
Uwe Görtemöller (Bürgermeister der Stadt Osnabrück) unterstrich die Bedeutung der engen Zusammenarbeit für die Region. Er verwies auf das ehrgeizige Ziel der Stadt Osnabrück, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Für diesen ambitionierten Plan sei die Unterstützung von Bund und Land unabdingbar, um wichtige Investitionen in eine klimaneutrale Verkehrs- und Energiewende auf kommunaler Ebene zu ermöglichen. Daher begrüße die Stadt, dass die Tagung die Bedeutung investitionspolitischer Entscheidungen in den Mittelpunkt rücke und forderte, dass das neu geschaffene Sondervermögen so verteilt werde, dass es der öffentlichen Investitionstätigkeit und -bedeutung der Städte und Gemeinden Rechnung trage.
Perspektiven der Sozialpartner und der Zivilgesellschaft
Dr. Mehrdad Payandeh (Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt) forderte eine planvolle und entschlossen agierende Politik mit Vision. Nur so gelinge die notwendige Transformation. Er betonte, dass rasche und umfassende Investitionen auch aus ökonomischer Sicht klug seien, da öffentliche Investitionen stets weitere folgten. Für künftigen Wohlstand sei es entscheidend, in Bildung zu investieren, weshalb die niedersächsische Wissenslandschaft von entscheidender Bedeutung sei. Er forderte einen Zukunftsplan für die Hochschulen, denen eine enorme Rolle beim Generieren von Transformationswissen zukomme. Die Kooperationsstelle arbeite seit 30 Jahren daran, dass dieses Wissen in die Praxis gelangt.
Maximilian Schmidt (Geschäftsführer Arbeit und Leben Niedersachsen) hob hervor, dass die Arbeit der Zukunft erfüllend und gerecht sein müsse, während die Gesellschaft gleichzeitig die Megathemen Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung zu bewältigen habe. Er sah in Wissenschaft, Weiterbildung und Gewerkschaften eine Schlüsselrolle. Durch das Teilen von Wissen und Erfahrungen würden innovative Lösungen entwickelt, die immer im Interesse der arbeitenden Menschen stünden. Arbeitnehmerrechte und betriebliche Mitbestimmung stark zu machen, seien hierbei zentrale Ziele, zu denen die Kooperationsstelle seit 30 Jahren einen wichtigen Beitrag leiste.
Festvortrag: Olaf Lies über Fortschritt und Demokratie
Ministerpräsident Olaf Lies würdigte die Kooperationsstelle in seinem Festvortrag als ein „Erfolgsmodell“ und „Pulsgeber für Lösungen“, dessen Kernidee der Transfer von Wissen und Interessen sei. Er betonte, dass eine Gesellschaft in einer herausfordernden Zeit neue Lösungen benötige. Lies forderte, den Begriff „Fortschritt“ wieder positiv zu besetzen, da die Gesellschaft verunsichert und anfällig für einfache Antworten sei. Er identifizierte die „4 D’s“ – Dekarbonisierung, Digitalisierung (inkl. KI), Demografischer Wandel und Demokratie – als zentrale Herausforderungen, wobei die Stabilisierung der Demokratie im Moment die wichtigste Frage sei.
Lies betonte die Bedeutung Niedersachsens als Industrie- und Energieland, dessen Transformation durch die Sozialpartnerschaft und kluge Investitionen vorangetrieben werden müsse. Er forderte bei staatlichen Investitionen Tariftreue als Bedingung und kritisierte die überbordende Bürokratie, die er als „Misstrauenskultur“ bezeichnete und die einen effizienten Transfer von Wissen und Innovationen behindern. Er schloss mit dem Wunsch, positiv in die Zukunft zu blicken, um durch gute Zusammenarbeit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Gemeinsinn zu stärken.















