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Dienstag, 4. November 2025

Hopper Passenger im Test: Safe-Zone auf drei Rädern?

Hybrid aus E-Bike und Auto – Revolutioniert dieses Dreirad unsere urbane Mobilität?

Die Mobilität in unseren Städten steht vor großen Herausforderungen: Staus, knappe Parkplätze und der dringende Bedarf an umweltfreundlicheren Alternativen zum motorisierten Individualverkehr.

In diesem Spannungsfeld wurde 2021 das Augsburger Startup Hopper Mobility gegründet. Ihre Vision: ein Fahrzeug, das die Wendigkeit und Nachhaltigkeit eines Fahrrads mit dem Komfort eines Autos vereint. Das Ergebnis ist der Hopper, ein dreirädriges, überdachtes Pedelec, das verkehrsrechtlich als Fahrrad gilt. Die Redaktion der Osnabrücker Rundschau hat den Hopper Passenger eine Woche lang auf Herz und Nieren im Osnabrücker Stadtverkehr getestet. Welche Eindrücke wir gesammelt haben und ob das ungewöhnliche Gefährt das Potenzial zum Stadt-Hero hat, lesen Sie hier.


Daten und Fakten: Ein Auto im E-Bike-Kleid

Der Hopper Passenger ist auf den ersten Blick ein Hingucker. Mit Maßen von 212 cm Länge, 105 cm Breite und 149 cm Höhe ist er kürzer als viele Autos breit sind. Damit erfüllt er eine zentrale Anforderung für die Stadt: Er benötigt wenig Platz. Trotz seiner Kabinenform ist er verkehrsrechtlich ein Pedelec und damit führerscheinfrei, benötigt keine Zulassung und darf auf Radwegen fahren.

Der Antrieb erfolgt über Pedale, die einen Generator antreiben, der wiederum den Motor am Hinterrad mit Strom versorgt – quasi ein serieller Hybrid. Die elektrische Tretunterstützung ist, Pedelec-typisch, auf 25 km/h begrenzt. Eine S-Pedelec-Variante (bis 45 km/h) ist aktuell nicht geplant, da die Entwickler die Vorteile der zulassungsfreien 25-km/h-Klasse (kein Führerschein, Radweg-Nutzung) in den Vordergrund stellen. Die Energie liefert ein herausnehmbaren 1.440 Wh Akku (LFP-Zellen), der für eine Reichweite von bis zu 60 km gut ist und an jeder Haushaltssteckdose geladen werden kann. Als Option zur Reichweitensteigerung bietet sich das Mitführen eines zweiten Akkus im Kofferraum an.

Der Passenger Hopper bietet Platz für eine erwachsene Person und einen Mitfahrer (oder zwei Kinder auf der Rückbank). Der abschließbare Kofferraum fasst ca. 120 bis 125 Liter. Das Leergewicht liegt bei ca. 140–155 kg, die Zuladung bei bis zu 160 kg. Der Wendekreis von unter 2 Metern ist phänomenal.


Unsere Eindrücke: Stärken und Entwicklungsbedarf

Stärken: Die größte Stärke des Hoppers ist sein Wetter- und Windschutz. Selbst bei Schietwetter sind wir trocken und relativ warm geblieben. Zudem wird der Passenger im Straßenverkehr nicht übersehen, was ihn aus unserer Sicht zu einer Safe-Zone auf drei Rädern macht. Die Parkplatzsuche – quer am Straßenrand oder auf Fahrrad-Stellplätzen – ist ein großer Vorteil in vielen deutschen Innenstädten. Dank der Radweg-Erlaubnis konnten wir den täglichen Berufsverkehrsstau elegant umfahren. Das Fahrgefühl ist – bedingt durch das Lenkrad und die Hinterradlenkung – anfangs ungewohnt, aber der extrem kleine Wendekreis macht das Manövrieren zum Kinderspiel. Das Fahrwerk, das gegenüber Pilotfahrzeugen verbessert wurde, bietet einen soliden Komfort.

Schwächen und Zukunftspläne: Hier fiel uns in der täglichen Nutzung die Geräuschkulisse des Motors auf. Allerdings arbeitet Hopper Mobility aktiv an der Reduzierung der zum Teil lauten Motorgeräusche und testet hierfür andere Motoren und schalldämpfende Materialien wie Filz im Innenraum.

Die Hinterradlenkung erfordert eine kurze Eingewöhnungszeit, da das Heck in Kurven ausschwenkt. Die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h ist ausreichend, wurde aber von manch einem Radfahrenden als Hindernis empfunden. In Sachen Effizienz und Komfort wird noch optimiert:

  • Laden: Derzeit muss der Akku mit einem Gewicht von 10 kg entnommen werden, was aber laut Hersteller bald bequemer wird. Eine Ladebuchse direkt am Fahrzeug („On-Board-Charging„) soll in der ersten Jahreshälfte 2026 kommen.
  • Reichweite: Zur Effizienzsteigerung befindet sich die Rekuperation (Energierückgewinnung beim Bremsen) in der Testphase und soll ebenfalls ab 2026 integriert werden. Ein Solardach zur zusätzlichen Ladung befindet sich in der Entwicklung und wird frühestens Mitte nächsten Jahres erwartet.
  • Klima: Für die Wintermonate setzen die Entwickler auf eine Heizlüftung, die eine klare Sicht garantiert. Da eine klassische Heizung zu viel Energie verbrauchen würde, wird die Kabine bei geschlossenen Seitenplanen nur indirekt erwärmt, was aber für angenehme Temperaturen sorgt.
  • Service: Um lange Wege für Wartungen und Reparaturen zu umgehen, führt Hopper derzeit Gespräche über einen „Flying Service“, um Reparaturen und Wartungen künftig direkt vor Ort anbieten zu können. Derzeit setzt der Hersteller bereits auf ein wartungsarmes Pedal-by-Wire-System, das Standardteile aus dem Fahrradbereich nutzt, die jede gut ausgestattete Werkstatt warten kann.


Reaktionen auf der Straße

Der Hopper ist ein absoluter Blickfang. Die Reaktionen der Passanten und anderen Verkehrsteilnehmer waren fast durchweg positiv.

  • Fußgänger: Ob auf dem Rathausplatz oder unterwegs. Neugierig, lächelnd und oft mit gezücktem Smartphone. Häufig die Frage: „Ist das ein E-Auto?“
  • Radfahrer: Bei einer Ausfahrt mit dem ADFC erhielten wir viel Feedback zum Hopper. Zunächst oft irritiert, dann neugierig. Wobei es auch zu unterschiedlichen Meinungen kam: Traditionalisten schwören auf ihr Biobikes, viele andere sahen die Vorteile. Am Ende wurden wir als komfortabler, wenn auch etwas breiterer, Mitstreiter auf dem Radweg akzeptiert.
  • Autofahrer: Überraschend gelassen. Dank der geringen Breite und der Möglichkeit, auf den Radweg auszuweichen, gab es kaum Ungeduld. Auf der Straße wurden wir – wie langsame Fahrräder – meist mit ausreichend Abstand überholt.


Fazit: Großes Potenzial trotz Kinderkrankheiten

Der Hopper Passenger ist mehr als nur ein E-Bike mit Dach – er ist eine ernstzunehmende Alternative für den urbanen Verkehr. Zwar sind die Hinterradlenkung gewöhnungsbedürftig und der Preis eine hohe Investition, doch diese Einzelaspekte trüben den Gesamteindruck kaum.

Der Blick in die Roadmap des Herstellers zeigt zudem, dass an vielen Kritikpunkten bereits gearbeitet wird: Von der Lärmreduzierung über die Integration von Rekuperation bis hin zur direkten Ladebuchse und dem Vor-Ort-Service.

Das Fahrzeug löst viele Probleme des Stadtverkehrs: Es bietet Wetterschutz, umfährt elegant Staus auf dem Radweg und beendet die lästige Parkplatzsuche. Damit positioniert sich der Hopper Passenger als eine sinnvolle Alternative zum Zweitwagen für Pendler und Familien. Das Unternehmen arbeitet zudem daran, den Zugang zu erleichtern, indem es neben dem Direktkauf bereits Leasing für Firmenkunden anbietet und Finanzierungsmodelle für Privatkunden vorbereitet.

Sein revolutionäres Potenzial liegt in der Kombination aus Komfort und kompakter Bauweise, die den benötigten Platz auf unseren Straßen drastisch reduziert. Das Osnabrücker Rundschau-Testteam ist überzeugt: Der Hopper hat das Zeug dazu, unsere Fortbewegung in der Stadt nachhaltig zu verändern. Trotz kleinerer „Kinderkrankheiten“ oder besser: Gewöhnungsbedürftigkeiten, geben wir dem Hopper Passenger das Prädikat: Stadttauglich und zukunftsweisend.

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