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Donnerstag, 27. November 2025

We Help Ukraine feiert Jubiläum und blickt in die Zukunft

Zehn Jahre im Dienst der Hoffnung: große Feier ab 28. November 

Der Verein We Help Ukraine e.V. begeht in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Seit seiner Gründung im Jahr 2015 liegt der Fokus der Organisation auf der Unterstützung der Menschen in der Ukraine. Während in den ersten Jahren die humanitäre Hilfe im Vordergrund stand, konzentriert sich der Verein seit 2022 verstärkt auf die Integration ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland und betreibt unter anderem eine Migrationsberatungsstelle in Osnabrück.

Anlässlich des besonderen Jubiläums findet vom 28. bis 30. November eine große Feier statt. Wir hatten die Gelegenheit, mit dem Leiter des Vereins, Roman Sidelnikov, über die vergangenen Erfolge, die Herausforderungen und die Zukunftsvisionen zu sprechen.


Herr Sidelnikov, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Was war die ursprüngliche Idee hinter We Help Ukraine und wie hat sie sich in den letzten zehn Jahren entwickelt?

2014 begann der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Das beunruhigte alle Menschen in der ehemaligen Sowjetunion. Ich lernte zufällig jemanden kennen, der in der internationalen Freiwilligenbewegung aktiv war. Er zeigte mir, wie ich meinem Heimatland helfen konnte, indem ich zusammen mit den Gleichgesinnten einen gemeinnützigen Verein gründete. Ich fand weitere engagierte Menschen, auch in der Ukraine, und wir gründeten unsere Organisation. Einer der Gründer, Jurij Zybulski, dient jetzt den ukrainischen Streitkräften. Wir stehen in regelmäßigem Kontakt und unterstützen ihn.

Anfangs halfen wir Waisenkindern aus einem Waisenhaus in der Region Odessa. Wir organisierten Kinderfeste für sie mit bescheidenen Spenden, die wir in Deutschland sammelten. Als Ukrainer das Recht für eine visafreie Einreise in die EU bekamen, begann ich, Ukrainern zu helfen, die in Notlage in Osnabrück gerieten. Meistens handelte es sich um Menschen, die unter falschen Versprechungen zur Arbeit hierher gelockt worden waren.

Gleichzeitig begann ich die Zusammenarbeit mit der Integrationsabteilung Osnabrück. Ihre Vertreterin, Beate Becker, kontaktierte mich im Februar 2022 und bot mir administrative Unterstützung bei der Betreuung ankommender Flüchtlinge aus der Ukraine an. Da ich zehn Jahre lang Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hannover studiert und einen Abschluss als Diplom-Ökonom erworben hatte, verfügte ich bereits über theoretisches Wissen und als Migrant über praktische Erfahrung in der Integrationshilfe für Neuankömmlinge. In den ersten Monaten meiner Tätigkeit entwickelte ich eine Integrationspyramide nach Maslows Bedürfnishierarchie, die alle Integrationsphasen für neu angekommene Migranten abbildete – von der Entscheidung zur Migration (wobei zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge unterschieden werden muss) bis zur aktiven Teilnahme am sozialen Leben am neuen Wohnort.


Welches Projekt oder welchen Meilenstein halten Sie für den bedeutendsten in den letzten 10 Jahren?

Ich war schon immer der Überzeugung, dass große Projekte nur mit einem großen Team gelingen. Mir war auch bewusst, dass jeder Mensch nach Selbstverwirklichung strebt. Deshalb habe ich versucht, Menschen für Projekte zu gewinnen, die sie begeistern. So entstanden eine Freizeitschule unter der Leitung von Svetlana Moskalenko, ein Theater unter der Regie von Tamara Klimenko und Olga Shpor, eine Musikgruppe unter der Leitung von Gennady Bogdan und ein Touristenclub, in dem Maria Korotina aktiv mitwirkt. Der zertifizierte Waldorflehrer Oleg Paustovsky entwickelt sehr interessante kreative Projekte für Kinder.

Unser jüngster Erfolg war die gemeinsame mit anderen Geschäftspartner Anmietung der Räumlichkeiten, in denen wir viele unserer Veranstaltungen durchführen. Es handelt sich um ein historisches Gästehaus in der Bremer Straße 158, 49086 Osnabrück. Es hieß 1918 Wilhelmsturm, viele Osnabrücker kennen es als „Cafe´ Untreu“ oder als spanisches Restaurant „El Toro“. Heute nennen wir es „Familienclub U-Villa“.


Wie hat sich die Arbeit des Vereins im Laufe der Zeit verändert, insbesondere in Reaktion auf aktuelle Entwicklungen in der Ukraine und die gestiegene Integrationsarbeit in Deutschland?

Vor 2022 war die Arbeit natürlich weniger intensiv. Seit März 2022 hat sich alles verändert. Ständig kommen neue Menschen an, die vor dem Krieg fliehen und Unterstützung brauchen. Ich persönlich beginne meine Arbeit um 4 Uhr morgens – ich arbeite bei NOZ als Nachtzusteller. Und noch bevor ich richtig wach bin, checke ich meine E-Mails und Messenger-Apps. Nach der Erwerbstätigkeit, ab 8 Uhr bis zum späten Abend, beschäftige ich mich mit der Integrationsarbeit.

Man muss verstehen, dass gerade im Osten Europas Krieg herrscht und Hilfe manchmal dringend benötigt wird. Hier in Deutschland treffen wir unsere Entscheidungen in friedlichen und ruhigen Umständen. Die Fragen kommen aber von dort, wo der Krieg tobt, und die rechtzeitige Entscheidung kann jemandem das Leben retten. Wir können bei manchen Dingen helfen, bei anderen nicht. Aber wir versuchen immer zu helfen.

Da wir nach dem Konzept der Integrationspyramide arbeiten, das alle Lebensbereiche berücksichtigt, gründen wir, wann immer möglich, neue Interessengruppen. Im Bewusstsein, dass wir nicht alles abdecken können, streben wir die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen an und zeigen so, dass wir in der Integrationsarbeit keine Konkurrenten, sondern Partner sind.

Wir sammeln zunehmend Erfahrung im Beratungsbereich. Obwohl im dritten Jahr seit der ukrainischen Migrationswelle weniger Neuankömmlinge legalisiert werden müssen, gibt es nach wie vor einen erheblichen Beratungsaufwand zur Lösung verschiedener Konfliktsituationen, die unweigerlich entstehen, wenn sich die Menschen an ihrem neuen Wohnort stärker am öffentlichen Leben beteiligen.


Können Sie eine Geschichte erzählen, die die Wirkung von We Help Ukraine besonders gut zeigt?

Dies ist die Geschichte der Entstehung unseres Dokudrama: „Alice und Odysseus“. Das Stück basiert auf dokumentierten Ereignissen, die den Helden des Stücks in den letzten 35 Jahren widerfahren sind. Wir erforschten verschiedene Strategien zur Integration in eine neue Gesellschaft. Während der Entstehung des Stücks verarbeiteten wir unsere Migrationserfahrungen und eigneten uns neue Fähigkeiten und Methoden an, um unsere Vision auf die Bühne zu bringen. Daher gründeten wir in der Vorbereitungsphase eine Musikgruppe, eine Tanzgruppe, und so entstand ein wirklich eng verbundenes Team.

Darüber hinaus muss man sagen, wenn Menschen in der ehrenamtlichen Tätigkeit aktiv sind, wachsen sie auch professionell und für sie dann leichter, sich selbst auf dem Arbeitsmarkt zu realisieren.


Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie derzeit, insbesondere bei der Integration von Flüchtlingen in Deutschland, gegenüberstehen?

Jeder Fall ist einzigartig. Um effektiv helfen zu können, ist es notwendig, die Situation des Migranten zu analysieren. Menschen kommen in verschiedenen Phasen ihrer Integration zu uns. Manchmal sind es Neuankömmlinge. Dann kann ich ihnen sofort den Integrationsprozess erklären. Was zu tun ist, damit alles reibungslos verläuft: Dokumente korrekt bei der Ausländerbehörde einreichen, sich beim Sozialamt melden, die Sprache lernen, die Regeln des alltäglichen Lebens verstehen und Arbeit finden. Oft kommen Menschen aber auch mit bestehenden Problemen zu uns. Ihnen wurde bei ihrer Ankunft in Deutschland einfach nicht gesagt, was zu tun ist. Es gab Fälle, in denen Menschen monatelang in Deutschland waren und gar nichts getan haben. Oder sie gingen arbeiten, im Vertrauen darauf, dass ihr Arbeitgeber alles für sie regeln würde, obwohl sie tatsächlich illegal arbeiteten. Sie haben nicht nur Zeit verschwendet, indem sie versucht haben, den Integrationsprozess richtig in Gang zu bringen, sondern haben, ohne sich de

Die Mehrheit der ukrainischen Migranten waren Kriegsflüchtlinge, die noch nicht bereit waren, auszuwandern. Die Entscheidung zur Migration fiel oft innerhalb weniger Minuten, während die Vorbereitungen einige Stunden dauerten. Natürlich waren diese Migranten anfangs nicht bereit für die Integration und entschlossen, in Deutschland auszuharren, solange der Krieg in der Ukraine tobte. Doch der Krieg zog sich hin, und der Integrationsprozess zieht nun unweigerlich alle mit hinein. Es ist eine wichtige Aufgabe der Integrationsbeauftragten, allen die Richtung aufzuzeigen, die sie einschlagen müssen.

Jetzt, im vierten Kriegsjahr, ist es allen klar geworden: Sie müssen lernen, wie man in Deutschland lebt und wie man für sich und seine Familien sorgt. Gleichzeitig sind diejenigen, die jetzt aus der Ukraine ankommen, eher geneigt, sich ohne Verzögerung zu integrieren, da es sich oft bereits um eine bewusste Entscheidung zum Umzug handelt.


Wie arbeitet We Help Ukraine mit lokalen Partnern oder internationalen Organisationen zusammen, um Ihre Ziele zu erreichen?

Das Leben jedes Menschen ist vielschichtig und komplex. Daher kann keine einzelne Organisation, so sehr sie sich auch bemüht, umfassende Hilfe leisten. Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, ein Netzwerk von Organisationen zu schaffen, die sich auf bestimmte Hilfeleistungen spezialisieren und sich gegenseitig ergänzen, anstatt in Konkurrenz zueinander zu stehen. Wir arbeiten aktiv mit dem „Haus of Ressourcen“ zusammen, das uns in verschiedenen rechtlichen und administrativen Fragen berät; mit dem Verein „Meine Bildung und Ich e.V.“, die uns stets über den Start ihrer ehrenamtlichen Sprachkurse informiert; mit der Anwaltskanzlei Jens Auding, in der Rechtsanwalt Evgeny Kozlov Migranten zweimal wöchentlich bei rechtlichen Problemen unterstützt; und mit dem ukrainischen Bildungsverein „Leleki“ im Bildungsbereich. Wir kooperieren außerdem eng mit der „Tafel Osnabrück e.V.“. Diese Organisation unterstützt uns kontinuierlich bei unseren Projekten und leistet zudem regelmäßig Hilfe für Tausende von Ukrainern.


Wie können Menschen und Organisationen den Verein am besten unterstützen?

Wir benötigen dringend Unterstützung in allen Bereichen – ehrenamtliche Helfer, organisatorische Hilfe und natürlich finanzielle Unterstützung. Uns fehlen stets deutschsprachige Helfer für alle Angelegenheiten, die Deutsch erfordern. Wir benötigen organisatorische Unterstützung in allen Bereichen unserer Arbeit – von der Vorbereitung einmaliger Veranstaltungen bis hin zur laufenden Arbeit der Schule, des Theaters oder des Reiseclubs. Organisationen können uns gerne unterstützen, sobald wir wissen, mit welchen Integrationsthemen sie sich befassen, damit wir sie denjenigen empfehlen können, die sich an uns wenden.

Und natürlich benötigen wir finanzielle Unterstützung. Wir haben bereits von verschiedenen Organisationen Unterstützung für die einzelnen Projekte erhalten. Kürzlich wurden wir von der Stadt Osnabrück für unsere Feier zum 10-jährigen Jubiläum gefördert. Das Deutsche Kinderhilfswerk hat unsere Schule unterstützt, und das „Haus of Resources“ hat den Kochclub gefördert.

Wir finanzieren unsere laufenden Aktivitäten durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Diese Spenden stammen hauptsächlich von unseren ukrainischen Mitbürgern. In den zehn Jahren unseres Bestehens hat unsere Organisation Tausenden, wenn nicht Zehntausenden von Ukrainern geholfen (einschließlich derjenigen, die sich direkt an uns wenden, und ihre Familienangehörigen). Jeder in der ukrainischen Diaspora weiß das. Deshalb erhalten wir ständig Unterstützung in Form von Spenden, meistens von 5 oder 10 Euro für unsere Sammelboxen. Und ich habe darunter gelitten. Weil ich diese Spenden angenommen habe, wurde mir vom Stadthaus ein schriftliches Hausverbot erteilt. Und nun kann ich nicht nur Ukrainern im Stadthaus nicht mehr helfen, sondern kann ich auch nicht meine eigenen Probleme selbst lösen. Ich muss zum Beispiel Anfang nächsten Jahres meinen Ausweis erneuern lassen, kann das aber nicht persönlich erledigen. Dasselbe gilt für die Ummeldung meines Autos. Auch beim Jobcenter wurde mir gesagt, dass man nicht möchte, das

Ohne gegenseitige Unterstützung wären wir nicht die Organisation mit etwa 50 Mitgliedern und 30 Freiwilligen. Unsere Schule hat etwa 50 Kinder, und wöchentlich beraten wir bis zu 100 Personen. Über unsere sozialen Medien kommunizieren und teilen tausend Menschen Informationen.


Gibt es eine Botschaft, die Sie der Öffentlichkeit im Rahmen dieses Jubiläums mitteilen möchten?

Wie Aristoteles schrieb, ist der Mensch ein tugendhaftes Wesen. Natürlich werden wir im Kontext des sozialen Wettbewerbs – sowohl im persönlichen als auch im kollektiven – eher zu Rivalen als zu Freunden. Doch irgendwann müssen wir diesem Hamsterrad ein Ende setzen und uns daran erinnern, dass wir Menschen sind. Wir müssen daran denken, dass die Menschen um uns herum Hilfe brauchen, und wir beschenken in der Vorweihnachtszeit unseren Nächsten. Vielleicht ist dieses Geschenk für jemanden ein Wunder. Damit Gott uns nicht vergisst, müssen wir menschlich bleiben.


Ihre Jubiläumsfeier findet vom 28. bis 30. November statt. Welche besonderen Highlights sind für diese dreitägige Veranstaltung geplant?

Am ersten Tag, dem 28. November, veranstalten wir eine Ausstellung unserer Künstler, die ihre Werke verschiedener Genres präsentieren. Am selben Tag gibt es ein Konzert unserer Musikgruppe und des verdienten und anerkannten Sängers der Ukraine, Valeriy Tvin.

Am zweiten Tag zeigen wir das bereits erwähnte Dokumentartheaterstück „Alice und Ulysses“, das die Schicksale verschiedener Generationen von Migranten und die Funktionsweise unserer Gesellschaft beleuchtet. Am Abend findet eine Disco mit dem deutschen DJ Martin Cooper statt.

Und am Sonntag ist Familientag, an dem Jung und Alt gleichermaßen auf ihr Interesse kommen. Unsere Künstler bieten Workshops an, Musiker proben und singen Karaoke.


Wie sehen die nächsten zehn Jahre für We Help Ukraine aus? Welche Ziele setzen Sie sich und wie sehen Ihre Visionen für die Zukunft aus?

Viele deutsche Städte und Städte weltweit veranstalten bereits ukrainische Festivals. Unsere Gruppe hat schon an Festivals in Köln, München und Barcelona teilgenommen. Wir planen Reisen nach Krakau und Paris.

Wir möchten in Osnabrück ein internationales Theater- und Musikfestival organisieren, das nicht nur die ukrainische Kultur der Stadt und der Welt präsentiert, sondern auch Spenden für die vom Krieg gelittene Ukraine sammelt – sowohl während des Krieges als auch danach beim Wiederaufbau.

Wir möchten außerdem ein Netzwerk der gegenseitigen Unterstützung zwischen verschiedenen Organisationen aufbauen, die sich auf Integrationsförderung spezialisiert haben. Ukrainer kommen oft nach Osnabrück, weil sie wissen, dass sie dort Unterstützung von verschiedenen Organisationen erhalten. Nicht jede deutsche Stadt verfügt über eine so gut ausgebaute Integrationsinfrastruktur wie Osnabrück.


Was der Interviewer meint

Wir danken Roman Sidelnikov für das aufschlussreiche Gespräch. Angesichts der vielfältigen Aktivitäten des Vereins – von der Migrationsberatung über die Schule der Kreativität „Soniaschnyk“ bis hin zum Theaterstudio „Novyi Obrii“ – ist die Arbeit von We Help Ukraine e.V. ein wichtiger Beitrag für die humanitäre Hilfe und die Integration. Wir wünschen dem Verein weiterhin alles Gute für die Zukunft und sind gespannt darauf, die Ergebnisse seiner Arbeit in den kommenden Jahren mitzuverfolgen. Sie können We Help Ukraine mit einem Spendenlink unterstützen.

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