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Donnerstag, 18. September 2025
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OS-Rocks: Jail Job Eve

Blues- und Hardrock von internationalem Format

Mit ihrer knackigen neuen EP „Next Generation“ ist Osnabrücks Vorzeige-Bluesrock Band Jail Job Eve im Sommer 2025 wieder unterwegs. Ein paar Festivals im Berliner Raum stehen an, bevor das Quintett im Herbst dann wieder auf Tour geht und auch in seiner Wahlheimat Osnabrück auftreten wird.

Es beginnt alles 2013 am Osnabrücker IFM, wo sich die jungen Musiker und Studierenden, Sängerin Victoria (Toja) Semel, Gitarrist Benedikt Schlereth, beide aus Franken und Keyboarder Jens Niemann aus Münster zum ersten Mal treffen. Eine Orgel, eine Gitarre und eine vom Blues und Soul inspirierte Stimme, da war die Stilrichtung irgendwie vorprogrammiert. Bluesrock britischer Prägung muss es sein! Die großen Vorbilder Led Zeppelin, Free oder Deep Purple stehen Pate. Das musikalische Rüstzeug holen sie sich im Studium und mit Laurenz Gust und Josef Röhner zwei weitere Kommilitonen, die das Quintett komplettieren. Fehlte nur noch der Bandname. Dieser entwickelt sich nach längerem Suchen aus einem Anagramm der Anfangsbuchstaben der Vornamen der Bandmitglieder. Jail Job Eve war geboren.

In der Folge jammen die Fünf zusammen, schreiben ihre ersten Songs und spielen erste Gigs im Osnabrücker Raum, unter anderen im damals noch existierenden Casablanca in Bad Iburg. Nach ausgiebiger Probearbeit geht es dann 2015 ins Studio und heraus kommt dabei die erste EP „Bird Of Passage“, deren sieben Songs das Potential der Band deutlich machen. Die Trademarks der Band, Jens Niemanns Hammond, Benedikt Schlereths Les Paul und Toja Semels ausdrucksstarker Gesang sind hier bereits vorhanden, werden aber noch gepaart mit jazzigen Einflüssen und Elementen der Singer-Songwriter Szene. Schnell ist Jail Job Eve in ganz Deutschland unterwegs und festigt ihren Ruf als eine der Bluesrock Neuentdeckungen des Landes. Dokumentiert wird dieses eindrucksvoll von einem Fernsehkonzert bei NRWision aus dem Jahr 2016.

https://www.nrwision.de/mediathek/fernsehkonzert-jail-job-eve-aus-osnabrueck-160728/

In der Zwischenzeit schreibt das Quintett weiter an neuen Songs, die dann 2018 auf dem ersten „richtigen“ Album „The Mission“ zu hören sind. Hier klingen Jail Job Eve deutlich kompakter, schaffen es, ihren rockigen Live-Sound auf den Tonträger zu bringen. Dafür sorgen beste Aufnahmebedingungen im Horus Sound Studio in Hannover, bekannt unter anderem durch die Prog-Rock Produktionen Eloys.

Für den Feinschliff wird die Band dabei wieder unterstützt von ihrem Produzenten Sven Peks, der das Album in der Audiolodge in Schwalbach bei Schweinfurt mixt und mastert. Sven ist von Beginn an den Reglern dabei, ein Freund und Ratgeber, wenn es um Sound, Produktion und Songwriting geht. Die Folge sind auf der einen Seite knackige Rocker wie das Titelstück „The Mission“, schwere Bluesrocker a la „Dangerous Eyes“, das ein wenig an die britischen Free erinnert und auf der anderen Seite stimmungsvolle Balladen wie „Run Like Hell“, bei der Toja Semel mit ihrer wandlungsfähigen Stimme brilliert. Das Rockmagazin Eclipsed schreibt dazu:

“Was für eine klassische Frauen-Rockstimme! Übertriebenes Röhren im notorischen Janis-Stil finde ich ja schwierig, aber diese Dame (Victoria Semel) macht alles richtig ganz ohne aufgesetzte Blues-Rauheit.[…]”

Einen kleinen Aderlass muss das Quintett in dieser Zeit allerdings hinnehmen. Noch während der Arbeit an „The Mission“ verlässt Florenz Gust die Band, um sich anderen Projekten zu widmen. Die vakante Stelle am Bass übernimmt ab diesem Zeitpunkt Tim Beckers.

Danach sind die Fünf viel unterwegs, um das Album live zu promoten, zeitweise im
Verbund mit den Schweden Kamchatka und Siena Root. Es läuft gut für Jail Job Eve. Das Quintett spielt in ganz Deutschland in den angesagten Clubs und Presse sowie Publikum spielen ebenfalls mit.

Alle haben mittlerweile ihr Studium beendet und können die Auftritte gut mit ihren „Daily Jobs“ vereinbaren.

Doch dann folgt auch für die Osnabrücker Bluesrocker die Zwangspause Corona. Die Band lässt aber nicht locker, finanziert ihr neues Album „Wildfire“ über Crowdfunding und Fördermittel und stellt den Instrumental- und Gesangsunterricht auf Online – Versionen um.
„Wildfire“ erscheint 2021 und klingt deutlich direkter als der Vorgänger „The Mission“. Der Grund: Das Quintett spielt das Album fast komplett live ein. Sie will nach der Durststrecke Corona als Einheit auftreten und gemeinsam wieder rocken. Das Resultat ist eine Platte, die gleichzeitig roh, griffig, jugendlich und erwachsen klingt. Ein bisschen Wut ist auch dabei. Die Songs greifen gesellschaftliche Themen auf, beschäftigen sich mit gleichgeschlechtlicher Liebe, dummer Anmache und der Aufforderung für seine Überzeugungen auf die Straße zu gehen. Außerdem gibt es auf dem Album das „Child In Time“ von Jail Job Eve zu hören, das fantastische „Keep It Quiet“.

Produzent Sven Peks sorgt im Audiolodge Studio auch hier wieder für den guten Ton und Sebastien Jerke steuert zu „Wildfire“ das wundervoll ironisch bissige Comic-Cover bei. Ein rundum gelungenes Paket, das sowohl in den Onlinemedien, als auch den Printmedien blendende Kritiken erhält. Vorgestellt wird „Wildfire“ noch zu Corona-Zeiten in einem Livestream aus der Osnabrücker Lagerhalle an 18. November 2021, bevor es dann im Frühjahr und -sommer 2022 endlich wieder auf Tour geht.

Dennoch kann auch Jail Job Eve in diesen Zeiten ebenfalls nicht von der eigenen Musik leben. Ben Schlereth ist inzwischen Brandmanager für Harley Benton beim größten Musikhändler Deutschlands, Thomann, Jens Niemann wird neben seiner Lehrtätigkeit 2024 Popkantor der evangelischen Kirche in Osnabrück, Melle und GM-Hütte und Tim Beckers ist Veranstaltungstechniker. Josef Röhner und Victoria Semel verdienen ihr Geld als Lehrende, Studiomusiker und Dienstleister.

Toja Semel erzählt in diesem Zusammenhang: „Jail Job ist das Projekt für die gute Laune.
Wir sind eine kleine Familie, teilweise über viele Ecken verwandt. Es ist wichtig ein eigenes Projekt zu haben, um die eigene Kreativität ausleben zu können. Schreiben und eigene Songs zu haben ist einfach schön, wie ein kleines Tagebuch und wenn man dann ein Jahr live nicht gespielt hat und jemand sagt, dass er 150 km dafür gefahren ist, ist das schon cool. Abseits vom Idealismus ist das eigene Ding aber auch so etwas wie eine Visitenkarte. Man wird gegoogelt und über diesen Weg erhält man dann and Jobs, die nicht unbedingt mit der Band zu tun haben.“

Dass sie es immer noch können beweisen die Fünf Anfang diesen Jahres im Rahmen ihres Studiokonzerts aus der Audiolodge in Schwalbach. Hier werkeln sie an ihrer neuen EP „Next Generation“ und überzeugen mit neuen Songs und einer fantastischen ruhigen Version von Amy Winehouses „Back in Black“, die aus rechtlichen Gründen leider nicht auf der EP dabei ist.

Auf der digitalen Veröffentlichung, die wahrscheinlich später – zusammen mit einer weiteren EP – auch physikalisch auf Vinyl erscheinen wird, gibt es aber auch so genug Neues zu entdecken. Die Kanten von „Wildfire“ sind wieder etwas runder geworden, die Band gibt sich etwas versöhnlicher, positiver. Der mit Ben Schlereths psychedelischer Gitarre eingeleitete Titelsong spricht mit positiver Energie von der Transformation der Gesellschaft. Der Opener „Closer“ öffnet hardrockig ganz weit die Arme, während „Dear Eve“, die Abrechnung mit der heutigen Musikindustrie, wieder einmal die extreme Bandbreite von Toja Semels Stimme zeigt.

Beeinflusst wird die Band bei dieser EP auch von aktuelleren Bands und Künstlern. So erwähnt Toja im Gespräch den hardrockigen Humor der Briten The Darkness, die bluesigen Klänge des Schwesternpaares Larkin Poe oder die Experimentierfreude der Amerikanerin St. Vincent. „Hier gefällt mir die „Attitude“, die „Weirdness“. Das ist gesanglich nicht immer sauber, darum aber auch packender. Diese Herangehensweise versuche ich mir zu merken.“

Den Unterschied zum Vorgänger „Wildfire“ und der neuen, positiveren Ausrichtung der Band erklärt sie so: „Ich möchte nicht mehr so wütend sein. Es ist ja schon viel passiert, aber der Apparat ist so langsam. Die jungen Leute wollen alle, dass sofort etwas passiert.

Wenn ich z.B. auf „Wildfire“ gucke, so sind mir die Themen dort immer noch wichtig. Ich agiere inzwischen aber mit etwas mehr Distanz zu den oft radikalen Lösungen der ganz jungen Leute und dem oft damit verbundenen Besserwissertum.

Uns wurde immer vorgeworfen „Feel Good“- Mucke zu machen, die eigentlichen keinen richtigen Sinn hat. „Wildfire“ war dann so ein bisschen die Reaktion darauf.
Inzwischen interessieren uns diese Kategorisierungen nicht mehr. Wir sind alle positive Menschen, die alle eine Mordsgaudi miteinander haben und wenn dann einer meint, wir würden „Feel Good“ – Musik machen, dann soll er uns halt nicht hören. Warum soll sich das nicht widerspiegeln in der Musik. Wir haben Spaß am rocken…“

Mit diesem neuen Selbstverständnis sind Jail Job Eve sind wieder unterwegs, im Herbst 2025 gibt es eine größere Tour bei der sie auch in Osnabrück spielen werden. Ort und Zeit stehen noch nicht fest und werden später bekannt gegeben.

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