Als die Winery Dogs vor neun Jahren zum ersten Mal im Osnabrücker Rosenhof auftraten, hatte sich die Band im Jahr zuvor gerade formiert und galt als Geheimtipp und Hoffnungsträger filigranen und expressiven Powerrocks. Das Trio um die Ausnahmekönner Richie Kotzen (Gitarre, Gesang), Billy Sheehan (Bass, Gesang) und Mike Portnoy (Schlagzeug, Gesang) hat, trotz Vielbeschäftigung in anderen Formationen, durchgehalten und gastierte am vergangenen Samstag erneut im Osnabrücker Musikclub.
Als erstes gab allerdings das Kölner Rock-Quartett Plainride sein Debüt vor dem Osnabrücker Publikum. Die breit angelegten, von Stoner- und Blues-Rock geprägten Songs des aktuellen Albums der Band um die beiden Gitarristen Max Rebel und Bob Vogston sprengten oft die Grenzen klassisch angelegter Rockmusik, krankten aber leider am dumpfen Sound, so dass viele interessante musikalische Kleinigkeiten untergingen, die die Songs der aktuellen CD ausmachen. Der energiegeladene Auftritt von Plainglide kam aber trotzdem gut an beim Publikum. Viele werden diese Band in Zukunft auf ihrem Zettel haben. Der rege Zuspruch am Merchandising-Stand zeigte das.
Danach Vorhang auf für die Winery Dogs. Mit „Gaslight“, dem Opener des aktuellen Albums III, ging die wilde Fahrt los. Die drei haben von Beginn an Spaß bei der Arbeit, ein Lächeln auf und von der Bühne, die Späße von Drummer Mike Portnoy, das Trio, momentan auf Welttournee, hat den Rosenhof in Minuten im Griff. Spielfreude pur!
Mit der aktuellen Single „Xanadu“ geht’s weiter, die Songs der Winery Dogs sind „catchy“ fast poppig, versehen mit der soulgeschwängerten Stimme Richie Kotzens und immer wieder mit atemloser instrumentaler Pyrotechnik getrieben vom mächtig groovenden Mike Portnoy, seit Kurzem als Gründungsmitglied auch wieder an Bord der Progmetal-Institution Dream Theater.
Sheehan, Kotzen und Portnoy können und dürfen. Mächtige Bassfills wechseln sich mit filigranen Gitarrenkaskaden ab, die aber nie übers Ziel hinausschießen und zum Selbstzweck werden. Das Osnabrücker Publikum ist begeistert!
Etwas später holt Richie Kotzen dann bei „Stars“ die Sterne im Rosenhof musikalisch vom Himmel. Sparsam psychedelisch beginnend und mit einem eingängigen Refrain versehen, zeigt sich der Gitarrist und Sänger beim Gitarrensolo des Songs als Meister seines Faches. Einzelne im cleanen Pizzicato vorgetragene Gitarrentöne verdichten sich zu einem Diamantenregen, der in eine virtuose Distortionorgie übergeht bevor das Stück mit einem letzten Chorus endet und die Zuhörer atemlos zurücklässt.
Später noch das auf einem ähnlichen Level angesiedelte Basssolo Billy Sheehans, das allerdings gegen Ende fast zu einer Zirkusnummer wird. Mike Portnoy verzichtet dieses Mal auf ein ausgedehntes Drumsolo, ist aber als Motor und Spaßvogel der Band immer präsent und unterstreicht in jedem Stück seinen Status als Ausnahmedrummer.
Im letzten Drittel der Show gibt es wieder den anfänglichen Mix aus Uptempo- und ruhigeren Songs, der im letzten Song „I’m No Angel“ gipfelt, einer wunderschönen Ballade, getragen von Kotzen’s Soulstimme.
Keine Frage, dass das Trio danach, vom Publikum vehement gefordert, noch einmal für zwei Songs zurückkommt. „Regret“ sieht Kotzen zunächst auch am Piano, bevor er mit seinem Gitarrensolo noch einmal den Himmel öffnet. Anschließend ist nach dem zeppelinesken „Elevate“ wirklich Schluss im fast ausverkauften Rosenhof, der heute eine seiner Sternstunden erlebte.