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Mittwoch, 3. September 2025
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Heinz Rudolf Kunze rockt zum Abschluss der Niedersachsen-Party den Neuen Graben

Zum Finale ein Heimspiel

Was der Star des Abends und seine professionell aufspielende Band an diesem Sonntagnachmittag auf der Osna-Stage boten, war einfach klasse!

Jubelnd empfangen von dem sich vor der Bühne drängenden Publikum, geprägt von der Peer-Group des Künstlers, also vornehmlich Boomer, teilweise in Begleitung ihrer auch schon erwachsenen Kinder, erzeugten sie eine von ein bisschen Wehmut und viel Leichtigkeit getragene Sonntag-Party-Stimmung. Später, zur Zugabe, schwappte La-Ola durch die Reihen und am Ende schlich sich gar Rührung ein, sodass findige Beobachter die eine oder andere Träne in den Augen des gefeierten Heimkehrers für einen Tag entdeckt haben wollten. Denn Heinz Rudolf ist nun mal ein Osnabrücker, auch wenn er jetzt in Hannover wohnt! Schade nur, dass die überwiegende Zahl der Besucher: innen das so intensiv nicht miterleben konnten, weil die Lage der Bühne, eingepfercht zwischen Altem Kreishaus und Vienna House, es nicht zuließ.

Man stelle sich vor, einer der bekanntesten Söhne der Stadt Osnabrück wird zu einem Konzert eingeladen, aber nur ein paar Hundert der sich auf dem neuen Graben zusammendrängenden Menge können das Ganze wirklich live genießen, während dem weitaus größeren Teil der angereisten Gäste und Fans die Sicht durch einen klotzigen Controller-Turm versperrt wird. Für sie ist das lebendige Spektakel nur mittels einer weit leuchtenden Videowand erlebbar, wodurch die Begeisterung und Spannung, die sich in den vorderen Reihen auflädt, nur mäßig nach hinten durchdringt. Blöd! So klingen im Nachgang eines fulminanten Konzerts bei aller Freude über das soeben Erlebte auch Stimmen des Bedauerns durch, weil viele das Gefühl nicht loswerden, das Eigentliche doch verpasst zu haben.


Nostalgie ist Trumpf

Und das hatte es in sich! Dramatisch eingeleitet durch auf Kunze-Art rezitierte Lyrik hinter (noch) geschlossenem Vorhang. Klagende, teils sarkastische Verse über das Altern, und was es mit einem macht. Dann, mit dem ersten Akkord, fällt das mit ikonischem Kunze-Star-Schnitt bedruckte Tuch und Heinz Rudolf (Ich heiß Heinz wie mein Onkel, der in Frankreich fiel Und Rudolf wie Rudolf Heß) legt mit seiner »Verstärkung« los. Da sitzt er und hämmert in die Tasten, sichtlich angespornt durchs heimische Publikum (Ich bin auch ein Vertriebener Fester Wohnsitz Osnabrück). Gut vorstellbar, dass sich dort unmittelbar vor ihm nicht wenige finden, mit denen er vormals persönlich zu tun hatte, am Graf-Stauffenberg, an der Uni, im gleichnamigen Keller oder in der Lagerhalle. Schon zum zweiten Lied hält es ihn nicht mehr auf dem Hocker. In anthrazitfarbenem Zwirn, mit dem unvermeidlichen, bedenklich langen Schal, strahlend weiß, stellt er sich zentral, Akustikgitarre fest im Griff, unüberhörbar klar bei Stimme.

Wir sind Fallensteller und wir sind die Beute
Wir sind doch alles aufgeklärte Leute …

Das Motto des Nachmittags ist schnell gelöst: Heute geht es um Nostalgie, kein Lied, das nicht mindestens zwanzig Jahre alt ist. Versprochen! Die Ansage wird mit Beifall überschüttet, als hätten alle auf nichts anders gehofft.


Schön, wieder da zu sein

Zügig rocken und grooven sich Leader und Band in den ersten herausragenden Moment. Unbeliebt, dessen Text Heinz Rudolf mithilfe der fröhlich mitsingenden Menge mit einem kleinen Ritual konterkariert, sodass er mit den nächsten Takten in der ihm entgegengebrachten Sympathie baden kann. Seine Mimik verrät, wie sehr ihn das aufwehende Heimatgefühl einfängt.

Ab da hat er alle und alles in der Hand und auch Zeit, seine Band vorzustellen. Läuft, das Heimspiel. Man ist sich einig über maßgebliche Eckpunkte, dass nämlich der Sommer ruhig ein paar Längere Tage mehr gebraucht hätte. Auch sein Seitenhieb auf Donald Trump kommt bestens an. Da erinnert sich Kunze lieber an Gustav Heinemann und dessen pragmatische Einordnung zum Thema Nationalgefühl (»ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau«).

Musikalisch ist die Show ziemlich schweißtreibend, besonders der eilige Spagat zwischen Klavier-Schemel und Centerstage, und so wird ein Frotteehandtuch im Gästeformat für den zur Hochform auftrumpfenden Künstler zum wichtigen Utensil. Und auch wenn die Haare bald wie gegelt glänzen, geht der zunehmend entspannter wirkende Musik-Allrounder dann mit Aller Herren Länder richtig aus dem Sattel, haut ein Solo auf der Mundharmonika raus, dass man mit dem Wippen nicht mehr aufhören will. Wild und energisch pustend bringt er das Instrument wechselweise zum Jaulen, Wispern und Vibrieren. Wow! Chapeau!

, FC : (0,0,0)


Abschied mit Wehmut

Foto: RG

Alle weiteren Stücke werden zu Selbstläufern, wobei Dein ist mein ganzes Herz die Stimmung noch weiter aufkocht. Logisch.

Der erste Abschied bleibt ein Versuch. Natürlich gibt es noch Zugabe. Mit ihr rollt die Welle über die Köpfe. Aber auch das schönste Konzert muss irgendwann zum Schluss kommen. Mit einer dreifachen Verbeugung erwiesen Star und Ensemble den Zuhörern Respekt, während aus vielen Kehlen noch der Refrain gesungen wird: Wenn du nicht wiederkommst,
wenn du nicht wiederkommst …

Und, als wäre nicht alles schon genug von Gefühlen der Rührung und des Glücks aufgeladen, kommt plötzlich noch unsere Oberbürgermeister Frau Pötter auf die Bühne, um dem Gefeierten nachdrücklich den Dank aller Bürger: innen auszusprechen für seine Bekenntnisse zu seiner Heimatstadt und das tolle Konzert. Wie soll einer da noch die Fassung wahren?

Heinz Rudolf Kunze gelingt das gekonnt, mit einem Handkuss und »Bis bald!«


Setlist:
Lyrik-Intro
Ich glaub, es geht los
Fallensteller
Du wirst kleiner, wenn Du weinst
Meine eigenen Wege
Unbeliebt
Brennende Hände
Längere Tage
Akrobat (Hommage an Reinhard Mey)
Dies ist Klaus
Aller Herren Länder
Vertriebener
Leg nicht auf
Mit Leib und Seele
Dein ist mein ganzes Herz
Alles was sie will
Finden Sie Mabel
Encore:
Lola
Wenn du nicht wiederkommst

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