Donnerstag, 9. Mai 2024

VfL Osnabrück: Mehr das Unmögliche wagen

Der VfL startet in die Rückrunde der 2. Liga

In seinem Vorausblick auf das Jahr 2024 in der OS-Rundschau erwartet Rolf Wortmann vom VfL Osnabrück nicht mehr, als dass die Mannschaft sich mit Würde aus der 2. Liga verabschiedet und dorthin zurückkehrt, wo der Club offenbar besser zurechtkommt und es allen mehr Spaß macht – in der dritten. Damit liegt er im Meinungsbarometer höchstwahrscheinlich voll im Trend. Denn was spräche aktuell noch dafür, dass es wieder zu einem glücklichen Mirakel an der Bremer Brücke kommt?

Der Funke Hoffnung aus Oliva

Obwohl also vieles unweigerlich auf Abstieg deutet – der Tabellenplatz, der Punkterückstand, weiterhin fehlende namhafte Spieler –, hat sich zu Jahresbeginn ein verhaltener Optimismus im Team, bei der sportlichen Leitung und auch unter manchen Fans entfaltet. Das beruht sicherlich im Wesentlichen auf den äußerst positiven Eindrücken, die aus dem Trainingslager im spanischen Oliva gesendet worden sind. Und dann noch der Erfolg gegen St. Pauli, nur ein Test zwar, aber immerhin gegen den Tabellenführer! Allein dass neben Gnaase selbst Conteh und Niemann getroffen haben, die viele schon als Chancentod abgeschrieben hatten, rüttelt euphorisierend an den Nerven.

Das Trainerteam um Uwe Koschinat scheint in der Winterpause einen guten Job gemacht zu haben und Wege gefunden, aus dem Team das Optimale herauszuholen. Ob es am Ende reicht …? Ob das gefühlt Unmögliche tatsächlich vorrangig über die Tugenden – Wille, Glaube, Kampfbereitschaft, taktische Disziplin – zu schaffen ist?

Unübersehbar war in dem XXL-Testlauf gegen St. Pauli die verbesserte spielerische Qualität der meisten Akteure. Die Mannschaft wirkt fit und motiviert – und hat schnell über die Flügel agiert. Wie lange nicht.


Die Neuen

Nicht vergessen darf man aber, dass beim Auftakt gegen den KSC sowohl Cuissance als auch Beermann fraglich sind. Auch sind für die Bereiche, in denen es brennt, keine Verstärkungen gefunden worden, die sofort das Niveau anheben. Stattdessen ackert in vorderster Linie jetzt ein Mann namens Lobinger, mannschaftsdienlich und von gestandener Statur zwar, und enorm wichtig für das Team, wie Koschinat betont. Nur, ein Unterschiedsspieler ist er nicht. Und so machte er in seinem ersten Spiel für den VfL, was er schon auf den vorherigen Stationen seiner Karriere getan hat – nicht weiter auffallen. Kaum ein Transfer zuvor wurde in den Foren so mit Vorschusshäme bedacht wie der von Lex-Tyger Lobinger. Da kann man nur hoffen, dass die alle keine Ahnung haben.

Gut ist auf jeden Fall, dass für weiter hinten, wo´s wehtut, jemand fest verpflichtet wurde, der gleich bei seinem ersten Auftritt in Lila-Weiß gezeigt hat, dass er mehr sein will als nur Backup für Ajdini. Schließlich drängt es Athanasios Androutsos ins griechische Nationalteam zurück. Um die rechte Abwehrseite muss man sich für die Rückrunde demnach keine Sorgen mehr machen. Wenigstens diese Lücke scheint geschlossen.

Als Fazit aus dem vieldiskutierten Transferverkehr in der Winterpause kann man also festhalten, dass der Kader sich vergrößert hat oder aufgebläht, je nachdem, wie man es sehen will. Die Hoffnungen, mit Chato, Wähling oder auch Verhoek Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen, die definitiv nicht mehr weiterhelfen können, waren sowieso gering. Nun müssen sie bis zum Saisonende mitversorgt werden. Mittlerweile scheinen solche Überhangmandate beim VfL zum Geschäft zu gehören.


Gegner im Aufwind

Bei aller Fokussierung auf die Potenziale der eigenen Mannschaft gibt es immer einen Gegner, und das wird am Freitagabend um 18.30 Uhr der KSC sein. Und der ist zuletzt – Pause hin, Pause her – mächtig im Aufwind. In der Liga fünfmal hintereinander Punkte geholt, darunter zwei Siege, und in der Testphase ausschließlich gewonnen (u. a. gegen FC Luzern und 1. FC Nürnberg).

Gleichwohl ist man rund um den Wildpark nicht zufrieden. Zu Beginn der Saison war die Euphorie groß, vor allem, weil man mit Lars Stindl einen Ex-Nationalspieler verpflichten konnte. Dann sind Ernüchterung und die Einsicht eingekehrt, dass die Mannschaft noch nicht so weit ist, ganz oben mitzuspielen. Was man aber eigentlich gerne will.

21 Punkte, »nur« Platz 12. Was beim VfL euphorisch gefeiert würde, gilt im Badischen als zu wenig. Deshalb haben sie sich dort zu Weihnachten fast das Gleiche gewünscht wie die Osnabrücker: einen fürs Mittelfeld, der Stindl unterstützt, und einen mit Torriecher für ganz vorne.

Passiert ist dort transfermäßig bislang nichts und damit weniger als beim VfL.

Trotzdem, von Trainer Eichner und seinen Spielern ist unisono zu hören, dass die aktuelle Situation ihren Ansprüchen nicht genügt. Immer wieder betonen sie, wie viel Qualität in ihnen stecke. Das wollen sie in der Rückserie auch beweisen und möglichst viele Tabellenplätze nach oben klettern. Ob Stindl dabei am Freitag schon wieder mithelfen kann, ist fraglich.

So sieht´s also aus im Wildpark. Aber wie heißt es so schön: Nicht auf den Gegner schau ‘n, sondern auf die eigenen Stärken bau`n!

Eigentlich müsste der VfL am Freitagabend sofort zum Auftakt gewinnen, wenn´s richtig losgehen soll mit der Aufholjagd. Vergleicht man jedoch die momentanen Eindrücke über beide Mannschaften, wäre schon ein Punkt okay. Das täte der Stimmung unter den Fans keinen Abbruch, die Brücke ist beim nächsten Heimspiel gegen Paderborn sowieso ausverkauft, wie immer. Eine Niederlage allerdings würde jeden zarten Optimismus brutal abwürgen.

Wer möchte das schon erleben?

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