Freitag, 26. April 2024

Heute vor einem Jahr aus der OR-Rubrik „Es war einmal …“: Dr. Tobias Romberg empfindet die Post-Moderne als höchst „bedenklich“ …

Neulich musste ich zur Post. Ich hatte jemanden versprochen, ihm die ersten drei Ausgaben eines Sportmagazins zu senden, das ich mitgegründet habe.

Die erste Filiale, die ich ansteuerte, hatte geschlossen. Nicht vorübergehend. Sondern dauerhaft. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie ein Aushang verriet. Also radelte ich weiter zur nächsten Filiale. Ich stellte mich an, musste nicht lange warten, traf auf einen sehr netten Mitarbeiter.

Er wog meine Post, teilte mir mit, dass es sich um einen Maxi-Brief handelt, für den ich 2,70 Euro zu bezahlen habe. Und dann sagte er:

„Aber die Briefmarke kann ich Ihnen nicht verkaufen“

„Äh, warum nicht?“

„Das macht die Deutsche Post nicht mehr. Aus Kostengründen.“

Ich überlegte kurz, ob ich die Pressestelle der Deutschen Post anschreibe, um mich zu vergewissern, ob das denn alles so stimmen würde. Aber der sehr nette Mitarbeiter wirkte sehr vertrauenswürdig. Zudem gehe ich davon aus, dass die Deutsche Post Presseanfragen kleinerer, lokaler Online-Zeitungen gar nicht mehr beantwortet. Aus Kostengründen.

Der nette Mann offerierte mir noch allerhand andere Varianten, bei denen ich für die eine Sendung deutlich mehr bezahlt hätte, damit es sich für die Deutsche Post aus Kostengründen auch lohnt, oder bei denen ich mich mit Briefmarken für die nächsten zehn Jahre eingedeckt hätte.

Ich lehnte ab. Der sehr nette Mitarbeiter empfahl mir abschließend, einen der Briefmarkenautomaten vor der Filiale zu nutzen.

„Aber die nehmen keine Geldkarte und sie müssen passend einwerfen“, rief er mir noch fröhlich hinterher.

Der erste Automat im Foyer war kaputt. Der zweite Automat, draußen, war schäbig, aber funktionsfähig. Ich schaute in mein Portemonnaie und fand drei Euro. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt Bargeld gebraucht habe. Der Automat spuckte die gewünschte Briefmarke für den Maxi-Brief (2,70 Euro) sowie das Wechselgeld (0,30 Euro) in Form weiterer Briefmarken aus. Ich bin nun Besitzer von drei Briefmarken zu je zehn Cent – weiß aber nicht, was ich auf Dauer mit dieser Kapitalanlage machen soll.

Ich bin gespannt, was die Deutsche Post aus Kostengründen noch beschließen wird. Vielleicht wird Post für uns demnächst nur noch monatlich im Briefkasten stecken. Ich jedenfalls spiele jetzt mit dem Gedanken, mir – zumindest für meinen innerstädtischen Briefverkehr –Brieftauben anzuschaffen. Das scheint mir auf Dauer verlässlicher zu sein – und ist aus Kostengründen bestimmt auch ganz gut…

 

 

 

 

 

 

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