Hasberger Trugschluss

In Hasbergen tobt ein interessanter Wahlkampf um den Bürgermeisterposten. Eine Politikerin aus der CDU, Mitglied im Rat der Gemeinde Hasbergen, einst auch stellvertretende Landrätin, tritt als unabhängige Kandidatin an, auch gegen den amtierenden Bürgermeister aus den Reihen der CDU, Holger Elixmann.

Der wurde am Freitagabend in der Freizeitlandhalle offiziell als CDU-Bürgermeisterkandidat nominiert. Bei einer Präsenzveranstaltung. Unter Einhaltung (fast) aller Sicherheitsbestimmungen. Man kann darüber streiten, ob man in diesen Zeiten so etwas in Präsenz machen muss. Aber letztlich gönne ich jedem seinen Mallorca-Urlaub, seinen Stadionbesuch in Rostock oder eben auch einen Nominierungsabend in Hasbergen und hoffe, dass das alles gut ausgehen wird.

Was mich stutzig gemacht hat, ist ein Foto, das Holger Elixmann bei Facebook („Holger Elixmann für Hasbergen“) veröffentlicht hat. Es zeigt ihn im Rahmen der Veranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten Mathias Middelberg, der ihm offenbar zur Nominierung gratuliert. Den Mund-Nasen-Schutz haben beide für das Foto abgenommen, ihre Masken halten sie in den Händen. Ein Abstand von 1,50 Meter wird sichtbar unterschritten. Es kommt zu einer Gratulation in Form des Aneinanderreibens der Ellbogen.

Quelle: Frei zugängliches Facebook-Profil von „Holger Elixmann für Hasbergen“, Stand: 21. März 2021

Bürgermeister Elixmann, der in seinem Facebook-Post zur Nominierungsveranstaltung von Bedingungen sprach, die „perfekt auf die Pandemie ausgerichtet“ wurden, rechtfertigte sich nach einem kritischen Beitrag zur Veranstaltung: „DA hat sich garantiert niemand angesteckt. Die Probleme liegen ganz woanders…“ Er verweist auch auf Schnelltests, die vor der Veranstaltung gemacht wurden. Doch das Gefühl der absoluten Sicherheit ist trügerisch.

Die Leichtathletik-Hallen-EM, die vom 4. bis zum 7. März in Torun stattfand, ist ein trauriges Beispiel dafür. Denn im Nachgang melden nationale Verbände immer mehr Corona-Fälle aus den Reihen ihrer Sportler. Und das, obwohl Athleten getestet wurden und sich sicher fühlten. Sie seien in einer Blase gewesen, betont ein deutscher Teilnehmer. Die Chefbundestrainerin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sagte: „Für mich waren die Hygiene-Regeln in Torun vor Ort sehr, sehr grenzwertig. Nicht, weil sie zu lax waren, sondern, weil sie sehr streng waren. Wir können uns das nicht erklären.“ Quelle bzw. weitere Informationen: Sportschau

In Hasbergen sind nun zwei Politiker zweifelhaft mit ihrer Vorbildfunktion umgegangen – für ein Foto. Sie senden die falschen Signale. Schnelltests ersetzen nicht die AHA-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, im Alltag Maske tragen). Eine hundertprozentige Sicherheit durch Schnelltests gibt es nicht: ZDF

So rät beispielsweise die Verbraucherzentrale: „Wichtig bleibt, sich auf ein negatives Ergebnis eines Schnelltests nicht blind zu verlassen. Halten Sie weiterhin die AHA+L Regeln ein.“ (Quelle: Verbraucherzentrale)

Holger Elixmann schreibt in einem Kommentar unter seinem eigenen Post: „Da kann man nur versuchen, alles menschenmögliche zu tun, um die Regeln einzuhalten und mit Tests zusäztliche (nicht absolute, klar) Sicherheit zu schaffen.“ Menschenmöglich wäre es durchaus gewesen, die Maske aufzulassen und Abstand zu halten…

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