Der Fußball bleibt vorerst rund! Investor verschwindet im Stadiontunnel …

DFL-Mitglieder stimmen gegen Investoreneinstieg

Gibt es noch Hoffnung, dass Profi-Fußball bedingt weiter als Sport angesehen werden kann? Zumindest ein wichtiger Etappensieg engagierter Fans ist jetzt erreicht. Die Idee einiger Kommerzanbeter um Dortmunds Manager Watzke, einem überreichen Privatinvestor die Mitsprache im Geschehen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu gewähren, ist sang- und klanglos gescheitert. Konkret: Von 36 deutschen Profifußballclubs haben immerhin so viele die Einwechslung des talentfreien Investors abgelehnt, dass die erflehte Zweidrittelmehrheit zuerst im Abseits, am Ende sogar mit roter Karte im Stadiontunnel verschwand.


Frankfurter Tatort

Tatort war die frisch beendete außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main. 11 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen reichten, um einer weiteren Ultra-Kommerzialisierung des Fußball-Geschehens einen Riegel vorzuschieben. Den Dank der Fans gebührt vor allem den Widerborstigen um die Clubführungen des 1. FC Köln und des FC St. Pauli. Zumindest ihnen war offenkundig nicht egal, dass unzählige Fangruppierungen in jüngster Zeit keinen Hehl aus ihren massiven Protesten machten und dies in fantasievollen Choreos präsentierten. Neben Dortmunder Fans von Watzkes BVB hatten vor dem Spiel gegen RB Leipzig auch Anhänger*innen des FC Bayern unübersehbar gegen die Investoren-Pläne der DFL protestiert. Etliche weitere Fanszenen anderer Stadien hatten sich angeschlossen. Mit Fug und Rechtwird wird von ihnen befürchtet, dass die Einflussnahme eines mächtigen Geldgebers die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball weiter nach dem Motto „Jedem das seine – den Reichen das meiste“ zementiert hätte.

In die berühmte Tischkante dürften jetzt vor allem DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und die Interimsgeschäftsführer Axel Hellmann und Oliver Leki beißen. Massiv und mit bösen Szenarien über eine Benachteiligung des deutschen Fußballs im internationalen Geschehen hatten sie immer wieder um ein begeistertes Ja zu den Plänen geworben. Gescheitert ist somit die Idee, dass der besagte Investor über eine Laufzeit von 20 Jahren 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft erhält. Die kompletten Medienrechte wären zuvor ausgelagert worden. Klar ist: Mit den zusätzlichen Milliarden wären keinesfalls bislang benachteiligte Vereine bedacht worden. Im Gegenteil: Mit den Summen sollte insbesondere die globale Vermarktung der Bundesliga gestärkt werden. Offiziell sollten erhebliche Summen in die Finanzierung lokaler Infrastrukturprojekte der Erst- und Zweitligisten fließen. Wetten, dass die Bremer Brücke davon keinen Cent gesehen hätte?


Jubel aus dem Fan-Lager

Das Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ und der Verein „Finanzwende“ haben die Entscheidung der Erst- und Zweitligisten heftig begrüßt. Letzterer bezeichnete das Veto gegen den Investor-Einstieg als „sehr gute Nachricht.“ Die Kommerzialisierung des Fußballs werde damit zwar nicht zurückgedreht, „aber eine neue Dimension der Profitorientierung ist damit erfolgreich verhindert“, sagte Jorim Gerrard, Finanzmarktexperte der Bürgerbewegung. Der Erfolg zeigt außerdem, dass ein Vordringen der Finanzmarkt-Logik in alle Lebensbereiche kein Naturgesetz ist – mit genug Widerstand aus der Zivilgesellschaft lässt sich auch das ganz große Geld aufhalten.“

„Fans haben zusammen mit den Klubs Widerstand geleistet, wir freuen uns über diesen gemeinsamen Erfolg“, teilte „Unsere Kurve“ gegenüber den Medien mit. „Das Ergebnis zeigt: Transparenz ist in diesen Prozessen essenziell. Hinterzimmer-Politik wird zum Bumerang und Fragen müssen beantwortet werden“, schrieb das Bündnis. „Offensichtlich setzt ein Umdenken ein: Nur mehr Geld alleine löst die Probleme des Fußballs nicht.“

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