Der VfL erkämpft sich in der zweiten Halbzeit ein verdientes 1:1 gegen den Spitzenreiter!

St. Pauli führte zur ersten Halbzeit hochverdient mit 1:0 und es sah nach einer klaren Niederlage des VfL aus. In der zweiten Hälfte kam der VfL wie verwandelt aus der Kabine, als hätten sich elf Trolle in elf Koschinatoren verwandelt. Das war der VfL, wie man ihn an der Brücke sehen will. Mannschaft und Fans erkämpften schließlich gemeinsam den verdienten Ausgleich, was Mut und Lust auf die nächsten Partien macht. 

Wie geht es weiter? Am kommenden Samstag spielt der VfL um 13.00 Uhr in Berlin gegen die Hertha. Dann geht es endlich(?) in die Winterpause. Die Rückrunde beginnt am 19.01.24 an einem Freitagabend um 18.30 Uhr in Karlsruhe.

Zur Information: Unsere Spielberichte werden wie ein Liveticker direkt am Laptop verfasst und gleich nach Schlusspfiff ins Internet gesetzt. Die Rubrik „Zahlen, Daten, Fakten“ wird, falls notwendig, erst nach dem Spiel vervollständigt, dasselbe gilt für Korrekturen von Tippfehlern.
Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.

 

Vor dem Spiel

Zur Abrundung unserer oben verlinkten Podcasts zum aktuellen wie zu vergangenen Spielen hier wie immer die Statements der Trainer vor der heutigen Partie, übernommen von bundesliga.com.

Uwe Koschinat:
„Der FC St. Pauli hat das Verlieren komplett verlernt. Sie meistern jede Situation. Auch wenn es unter der Woche so gewirkt hat, als könnte doch eine kleine Mannschaft eine Sensation schaffen. Am Ende hatte der Gegner aber keinen einzigen Torschuss und St. Pauli hat das Spiel sehr souverän gezogen – in Kombination von Spielweise und Intensität. Sie verfügen nicht nur über gute Abläufe sondern auch eine norme Körperlichkeit.“

Fabian Hürzeler:
„Sie haben verschiedene Spielertypen in ihren Reihen, die alle auf ihre Art gefährlich werden können. Ein John Verhoek arbeitet unheimlich viel fürs Team, Christian Conteh hat unglaublich viel Speed. Ich liebe diese Spiele. Bei Flutlicht aufzulaufen ist auch für die Jungs immer etwas Besonderes. Auch jetzt am Sonnabend an der Bremer Brücke, wo immer eine tolle Atmosphäre herrscht.

Wer sich heute nach der blamablen Vorstellung auf Schalke aus der Startaufstellung als Koschinator erweist, werden wir in knapp zwei Stunden wissen. Auf jeden Fall gibt es einige Überraschungen: Kühn im Tor haben wir schon im Podcast vorhergesagt. Rorig und Niemann waren sicherlich auch nicht zu erwarten.
Kühn – Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl – Cuisance, Gnaase, Tesche – Rorig, Engelhardt, Niemann


Beginn

Schiedsrichter Patrick Schwengers aus Travemünde pfeift bei Dauerregen und Temperaturen um die sechs Grad an. Anstoß haben die in braun-weißer Kluft angetretenen Paulianer, die zunächst in Richtung Ostkurve spielen.

Von der ersten Minute an hat der FC St. Pauli mehr Ballbesitz und ist in ständiger Vorwärtsbewegung, In der 5. Minute kommt Irvine über drei, vier Stationen an den Ball und zieht aus zehn Metern knapp rechts am Tor vorbei. Der folgende Eckball von Hartel landet direkt bei Irvine, der sich gegen Kleinhansl durchsetzt und den Ball unhaltbar ins Tor köpft. St. Pauli führt 1:0.

Nach gut zehn Minuten erklingen eine ganze Weile die Wechselgesänge mit den Gästefans: „Scheiß DFL!“ – was sich auf den befürchteten Ausverkauf der Profiligen durch einen Sponsorendeal bezieht. Und als wolle man den Wahrheitsgehalt der PISA-Studie beschwören, skandieren irgendwelche Blitzbirnen in der Ostkurve direkt danach „Scheiß Sankt Pauli!“, woraufhin einige Hamburger auf dem Niveau der IGLU-Studie mit „Lila-weiße Affenscheiße!“ kontern. Ganz peinliches Vorschultheater dieser Trottel, das die gemeinsame Kritik an der DFL der Lächerlichkeit preisgibt.

Unterdessen spielt hier nur der FC St. Pauli, hat 70 % Ballbesitz und der VfL findet fast gar nicht statt.


Nach einer Viertelstunde …

… kommt der VfL  zumindest ansatzweise etwas besser ins Spiel und hat in der 21. Minute sogar einen Eckball, nach dem es zu einer Minichance durch Rorig kommt. St. Pauli greift unentwegt an und hätte spätestens nach einem Kopfball von Eggestein das 2:0 erzielen können, der knapp rechts am Tor vorbeiköpft.

Nach einer halben Stunde spielt hier nur St. Pauli, auch wenn der VfL stets bemüht ist und sich zumindest hin und wieder dem Hamburger Tor nähert. Der VfL greift nun etwas früher an, fabriziert aber immer wieder Fehlpässe und entsprechend unnötige Ballverluste. Die Hamburger spielen unbeeindruckt ihren Stiefel runter.

In der Schlussphase der zweiten Hälfte ist der VfL sogar etwas besser im Spiel, ohne allerdings vor dem Tor des Gegners echte Gefahr auszustrahlen, dennoch beträgt der Ballbesitz der Paulianer laut DFL am Ende „nur noch“ 59 Prozent. 


Halbzeitfazit

In einem bislang recht unspektakulären Spiel liegt der Gast aus Hamburg völlig zurecht mit 1:0 in Führung und hätte bei konsequenter Chancenausnutzung auch zwei, drei Tore höher führen können. Der VfL und auch das Publikum scheinen den Abstiegskampf noch nicht angenommen zu haben oder sogar nicht mehr annehmen zu wollen. Ob der VfL in der zweiten Hälfte noch einmal ungeahnte Kräfte mobilisieren kann, bleibt zu hoffen, allein mir fehlt der Glaube.

Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.

Halbzeitgedanken:
Der FC St. Pauli (wiki) wurde 1910 gegründet.
Das  berühmte Millerntor-Stadion (historische Fotoserie in der MoPo) befindet sich tatsächlich im Herzen von St. Pauli und ist schon wegen der Lage als “Puschenstadion” von Altona über Eimsbüttel, vom Karo- und Schanzenviertel bis hin ins tiefste St. Paul ähnlich in der Bevölkerung verankert wie die Bremer Brücke in Osnabrück.

Auch die wechselhafte Geschichte des Stadions, das mit viel Geduld über den Zeitraum von zehn Jahren von 2006 bis 2015 peu à peu völlig runderneuert wurde, erinnert – bis auf die Runderneuerung – an die Bremer Brücke. Heute verfügt das im Vereinsbesitz befindliche Millerntor-Stadion (wiki) über 29.546 Plätze, davon sind 16.940 Steh- und 12.606 Sitzplätze.
Der FC St. Pauli (offizielle Webseite) hat heute etwa 35.000 Mitglieder.

Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken:
Hamburg
hat rund 1.950.000 Einwohner, davon gehören etwa 35 % einer Glaubensgemeinschaft an, 65 % leben also selbstbestimmt und glauben lieber an sich selbst.

Bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft 2020 holte die SPD 39,2 %, die Grünen 24,2 %, die CDU 11,2 %, Linke 9,1 und die FDP 4,9 %.
Die rot-grüne Regierung hat sich gegenüber der Wahl von 2015 (57,9 %) also um 5,3 % (63,2 %) verbessert.
Aber fehlt da nicht jemand?
Nein, da fehlt überhaupt niemand, auch wenn die AfD noch nicht auf dem Müllhaufen der Hamburger Geschichte gelandet ist, so hat sie immerhin an Stimmen verloren und 94,7% der Hamburger Bevölkerung hat demokratische Parteien gewählt.
Seit dem 28. März 2018 heißt der Oberbürgermeister Peter Tschentscher (SPD) , der damals Olaf Scholz (SPD) ablöste, der Finanzminister wurde.

Nostalgische Halbzeitgedanken 1:
Vor 51 Jahren und einem Tag, am 2. März 1969, besuchte ich zusammen mit wenigstens 6.000 Osnabrückern in der legendären Ausnahmesaison 68/69 das Millerntor-Stadion, das damals noch eine echte Bruchbude war. Ich war mit Fans und Mannschaft in einem der Sonderzüge nach Hamburg gefahren und stand mit über 20.000 Zuschauern im völlig überfüllten Stadion direkt an der Außenlinie. Heute wegen der überregulierten Stadien völlig unvorstellbar.

Der VfL gewann 2:0 und bei der Ankunft in Osnabrück wurde die Mannschaft vor dem Hauptbahnhof wie ein Weltmeister gefeiert.

Nostalgische Halbzeitgedanken 2:
Die Partien zwischen den beiden Vereinen sind seit 1947 echte Nordklassiker, unvergessen für mich unter vielen anderen Begegnungen auich der 4:2-Sieg in der Saison 2000/2001, bei dem der VfL schon zur Halbzeit 3:0 führte. Ich wohnte damals noch in Hamburg und wir trafen uns vor dem Spiel mit etwa zwanzig Osnabrückern bei mir zu Hause und fuhren dann mit fünf Taxen zum Millerntor. Was für ein rauschendes Fest, und das ganz ohne Alkohol.
Wir hatten uns alle über den TP im Internet und dann bei einem gemeinsamen TP-Treffen im Rampendahl kennengelernt. Damals kannte man sich noch persönlich und wusste, wer hinter welchem Nicknamen steckte. Die Freundschaften halten bis heute und mit Peter von Koss habe ich sogar unter anderem das Buch „111 Gründe, den VfL Osnabrück zu lieben“ geschrieben. Im TP ist wegen der ständigen Pöbeleien im Schutz der Anonymität schon seit einigen Jahren praktisch keiner mehr aus dieser alten Garde aktiv. The times they are a changin’ …

Beide Teams gehen unverändert in die zweite Hälfte …

…  und das Prinzip Hoffnung flammt kurz auf, zumal der VfL ganz ordentlich beginnt und nun Richtung Ostkurve spielt.  

In der 48. Minute marschiert Saad ungehindert diagonal über den halben Platz und zieht von halbrechts knapp am Tor vorbei. In der 50. Minute wird Rorig von Saads Stollen unbeabsichtigt im Gesicht getroffen und muss verletzt ausgetauscht werden. Conteh kommt für ihn ins Spiel.  

Nach einem Kopfball des bärenstarken Irvine wacht der VfL plötzlich auf und übernimmt wie aus dem Nichts das Kommando auf dem Feld. Conteh stürmt auf das Tor zu und kann erst im letzten Moment von Mets an der Strafraumgrenze abgegrätscht werden. Nur zwei Minuten später landet ein Freistoß von Kleinhansl bei Tesche, der den Ball ein Stück zu weit nach hinten auf Engelhardt  ablegt, der den Ball aber nicht mehr verwerten kann.    


Nach 60 Minuten …

… ist der VfL am Drücker und bringt richtig Schwung in die Partie. St. Pauli wirkt verunsichert, als hätte man ein solches Aufbäumen des Tabellenletzten nicht erwartet. Der VfL ist nun das überlegene Team.

Und immer wieder brenzlige Situationen in beiden Strafräumen: Die im Osnabrücker Strafraum werden von Kühn grandios entschärft, die auf der Gegenseite von Vasilj. Die Brücke bebt nun längst und der VfL ist nach weiteren Wechseln nicht wiederzuerkennen. Cuisance avanciert zum Spielmacher, der in der 78. Minute fast den Ausgleich erzielt, aber eine Blitzreaktion des St. Pauli Keepers entschärft die Aktion

Und dann fällt tatsächlich der Ausgleich: Engelhardt spielt den Ball von der Grundlinie auf Conteh zurück, der den Ball per verunglücktem Schuss nach links auf Makridis weiterleitet, der schnell reagiert und aus acht Metern eiskalt verwandelt. Das Stadion steht Kopf. 1:1! 

Der VfL bleibt im Angfriffsmodus und will den Síeg, findet aber keine Lücken in der Gäste-Abwehr. Die stets gefährlichen Pauli-Konter erledigt Kühn mit grandiosen Glanzparaden – der VfL hat alles Mögliche, aber bestimmt kein Torwartproblem. Dass sich Wiemann noch die Gelb-Rote einfängt, passt zu einem Punktspiel, das eher an einen Pokalfight erinnert.

Dann ist endlich Schluss, „endlich“ weil die Paulianer wegen der gelb-roten Karte von Wiemann am späten Abend Morgenluft witterten.


Fazit

St. Pauli führte zur ersten Halbzeit hochverdient mit 1:0 und es sah nach einer klaren Niederlage des VfL aus. In der zweiten Hälfte kam der VfL wie verwandelt aus der Kabine, als hätten sich elf Trolle in elf Koschinatoren verwandelt. Das war der VfL, wie man ihn an der Brücke sehen will. Mannschaft und Fans erkämpften schließlich gemeinsam den verdienten Ausgleich, was Mut und Lust auf die nächsten Partien macht.

Wie geht es weiter? Am kommenden Samstag spielt der VfL um 13.00 Uhr in Berlin gegen die Hertha. Dann geht es endlich(?) in die Winterpause. Die Rückrunde beginnt am 19.01.24 an einem Freitagabend um 18.30 Uhr in Karlsruhe.

 

Zahlen, Daten & Fakten

Zuschauer*innen: 15.741, davon 1.600 aus Hamburg

Tore:
0:1 Irvine (6.)
1:1 Makridis (82.)

Gelbe Karten:
(45.) Kleinhansl
(79.) Wiemann
(90.) Wulff


Gelb-Rote Karten:
(90.+3.) Wiemann

Rote Karten:
keine

VfL Osnabrück:
Kühn – Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl – Cuisance (90.+4 Diakhite), Gnaase, Tesche (68. Wulff) – Rorig (52. Conteh), Engelhardt, Niemann (68. Makridis)
Trainer: Uwe Koschinat

FC St. Pauli:
Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas (81. Ritzka), Irvine, Hartel, Treu – Afolayan (68. Metcalfe), Eggestein (68. Amenyido), Saad (75. Maurides)
Trainer: Fabian Hürzeler

Schiedsrichter: Patrick Schwengers (Travemünde)




Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 19. Oktober 1947 in 86(!) Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet 29-25-32. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.

Tabellarisches:
In der Kicker-Formtabelle steht der VfL mit einem Notendurchschnitt von 3,80 auf dem drittletzten Platz und der FC St. Pauli (3,23) auf dem dritten Platz. Tatsächlich spielt der VfL als Tabellenletzter der 2. Liga gegen den Spitzenreiter des 15. Spieltags.


Die aktuelle Tabelle der 2. Liga

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