Donnerstag, 2. Mai 2024

Der VfL gewinnt vor 7.000 mitgereisten Fans sensationell mit 2:1 gegen den HSV

In einem unglaublich dramatischen Kampfspiel bezwang der VfL den klaren Favoriten HSV vor 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion mit 2:1. Natürlich hatte der VfL auch Glück, aber wenn jemals die vermeintliche Weisheit vom „Glück des Tüchtigen“ zutraf, dann heute. Es scheint unfassbar, aber diese Mannschaft macht nun wirklich mehr als nur ein Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt. 

Für den VfL geht es am kommenden Sonntag zum 1. FC Kaiserlautern, bevor Daniel Thioune mit seiner Fortuna am Freitag, den 15.3., an die Brücke kommt.

Zur Information: Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.

 

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Vor dem Spiel

Zur Abrundung unserer Podcasts Statements der beiden Trainer vor der heutigen Partie, wie immer übernommen von bundesliga.com.

Uwe Koschinat: „Wir wissen, dass wir einiges aufzuholen haben. Das ist eine große Herausforderung beim HSV. Man sieht die Veränderung nach dem Trainerwechsel. Sie nehmen mit Sicherheit nochmals neuen Schwung auf. Dazu gibt es ein ausverkauftes Haus – und der HSV wird nach dem Sieg vergangene Woche das Spiel auch mit Selbstvertrauen angehen.“

Steffen Baumgart: „Ich gehe mit dem Anspruch ins Spiel, dass wir am Sonntag gewinnen. Aber wir müssen dem Gegner Respekt entgegenbringen. Entscheidend ist, dass wir unsere beste Leistung auf den Platz bringen und 90 oder mehr Minuten hart arbeiten. Osnabrück ist definitiv kein leichter Gegner. Gegen die besseren Mannschaften der Liga haben sie eine gute Bilanz, das zeigt ihre Mentalität. Trotzdem wollen wir das Spiel natürlich gewinnen, so gehen wir es auch an.“

Und hier die Startelf des VfL:
Kühn – Ajdini, Gyamfi, Diakhite, Kleinhansl – Kunze, Gnaase, Cuisance – Conteh, Engelhardt, Makridis

Was für eine großartige Choreographie der VfL-Fans – die gesamte Kurve in Lila-Weiß  getaucht, dazu das Transparent „Nur für diesen Verein!“ und neben dem Osnabrücker Rad „VfL“.


Beginn

Schiedsrichter Richard Hempel aus Großnaundorf pfeift bei nur leicht bewölktem Himmel und Temperaturen um die 15 Grad an. Anstoß hat der VfL, der ganz in Schwarz aufgelaufen ist und zunächst in Richtung Ostkurve spielt, klingt nicht gut, ist aber in diesem Fall die HSV-Fankurve.

Beide Mannschaften stören früh und der VfL macht das in den ersten Minuten richtig klasse. In der 6. Minute gibt es einen Freistoß für den VfL, den Cuisance aus dem linken Halbfeld aus etwa 25 Metern weit auf den langen Pfosten zieht, dort taucht wie aus dem Nichts Kunze auf und drischt den Ball unter die Latte. Es steht tatsächlich 1:0 für den VfL. 

In der 12. Minute ein prima Angriff über links, der allerdings als Eckball endet.


Nach einer Viertelstunde …

… hält der VfL noch immer gut dagegen und es sind nur noch 75 Minuten bis zum Abpiff. Schon wegen der Choreo und des Führungstors sollte sich die Fahrt für die 7.000 mitgereisten VfL-Fans gelohnt haben, egal, was noch passiert.

Der HSV drängt und ist sichtlich genervt ob des unerwarteten Rückstands, aber bislang hält das VfL-Bollwerk unter der Leitung von Gyamfi. Was für eine grandiose Abwehraktion in der 24. Minute: Nach einem VfL-Eckblall kontert der HSV, erst grätscht Kunze mit Riesenschritten Katterbach den Ball ab, dann erledigt Gyamfi den Rest.  

Und dem VfL gelingen immer wieder Gegenangriffe, was auch das 4:4-Eckenverhältnis nach einer halben Stunde ausdrückt, dennoch gehen die Spielanteile mit 65:35 klar an den HSV .

Nur noch 60 Minuten Zittern.

Die Spannung ist auf allen Seiten zu spüren, wobei die VfL-Fankurve gegenüber den HSV-Fans hyperaktiv zu sein scheint.

In der 34. Minute eine große Chance zum Ausgleich, als Schonlau von hinten heranstürmt und frei zum Kopfball kommt, aber die Kugel geht links am Tor vorbei.

Diakhité verletzt sich in 39. Minute ohne Fremdeinwirkung und muss kurz raus, kann aber zumindest wieder, wenn auch etwas unrund laufend, am Spiel teilnehmen.

Der VfL verteidigt weltmeisterlich, doch dann gibt es in der 45. Minute einen Elfmeter für den HSV. Gyamfis Einsatz gegen Pherai war schlichtweg zu ungestüm. Glatzel verlädt Kühn in die rechte Ecke und der Ball schlägt links ein. Es steht 1:1

Es gibt vier Minuten Nachspielzeit. aus denen, warum auch immer, sechs werden.


Halbzeitfazit

Der VfL ist dank des Blitzstarts prima in die Partie gekommen und hat den verunsichert wirkenden HSV bis zum Elfmeter großartig verteidigt. Dass der bis dahin beste Osnabrücker das elfmeterreife Foul begeht, gehört auch zur Geschichte eines tragischen Helden. Das 1:1 ist aber bis zu diesem Zeitpunkt durchaus gerecht.

Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.


Halbzeitgedanken:

Den HSV gibt es mitsamt seinen Vorgängervereinen seit 1887. Der HSV hat heute fast 90.000 Mitglieder und die Stadt etwa 1.850.000 Einwohner, davon gehören knapp 45% einer Glaubensgemeinschaft an, über 55% leben selbstbestimmt und glauben lieber an sich selbst.

Seit der Wahl vom 23.02.2020 verteilen sich die Sitze in der Hamburger Bürgerschaft wie folgt: SPD 54. Grüne 33, CDU 15, Linke 13, AfD 7, FDP 1.
Oberbürgermeister ist Peter Tschentscher von der SPD.

Abwegige Halbzeitgedanken:

Am 16.12.1962 fand das letzte gemeinsame Punktspiel beider Clubs vor Gründung der Bundesliga statt. Ich war elf Jahre alt und durfte mit der VfL-Knabenmannschaft das Vorspiel bestreiten. Es gibt Dinge, die vergisst man in seinem Leben nicht, dazu gehört dieses Spiel aus zwei Gründen:

1. Unser Betreuer mischte die 1. und 2. Knaben, wobei er nur Thorsten und mich als Stammspieler der ersten Mannschaft in Team 2 steckte, schließlich spielte sein Sohn Dieter in Team 1 und sollte unbedingt gewinnen. Thorsten und ich, wir sehen uns heute noch hin und wieder auf der Nord, waren stinksauer, kämpften wie die Berserker und gewannen als  vermeintliche Außenseiter mit 2:1. Was für ein Triumph!

2. Das Tollste daran war, als wir den Rasen verließen, beglückwünschte uns Uwe Seeler per Handschlag, aber eben nur uns, die Sieger … was für eine Genugtuung, denn ohne Skandale keine Triumphe!


Gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken:

Uwe war damals mein Held. Meine ersten, viel zu großen Adidas-Fußballschuhe trugen noch den Schriftzug von Fritz Walter, doch danach nur noch den von Uwe Seeler.
“Uwe, Uwe, Uwe!”, schallte es durch alle deutschen Stadien und die einheimischen riefen den Namen mit den Hamburger Fans zusammen, denn nie wieder war ein Fußballspieler über alle Vereinsgrenzen hinweg so beliebt wie er.

Er war das Symbol für Vereinstreue – so schlug er ein 1,2-Millionen-Angebot von Inter Mailand ab, eine damals unvorstellbar hohe Summe. Er stand für bedingungslosen Einsatz, aber auch für Spielwitz und unwiderstehlichen Tordrang. Er verkörperte wie kein anderer Bodenständigkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit und die Liebe zu seinem Sport.
Ich behaupte, wer Uwe Seeler nicht mochte, mag keinen Fußball. Ich mochte Uwe Seeler.


Noch mehr gar nicht mal so abwegige Halbzeitgedanken:

Da ich 31 Jahre in Hamburg gelebt habe, fallen mir viel zu viele abwegige Halbzeitgedanken ein. Andererseits spielt der VfL in den nächsten Jahren vermutlich noch etliche Male gegen Hamburger Mannschaften, also bedarf es keiner Eile.
Heute konzentriere ich mich weiter auf die Familie Seeler, denn etwa 25 Jahre, nachdem Uwe Seeler uns Jungs gratuliert hatte, lernte ich seinen Vater Erwin kennen, der schon vor seinen Söhnen Uwe und Dieter eine Hamburger Fußball-Legende war.
Während meiner Studentenzeit und auch danach fuhr ich in Hamburg Taxe. Eines Tages wurde ich in den “HSV-Bierbrunnen” bestellt. Das Lokal lag an der Ecke Rothenbaumchaussee/Hallerstraße und befand sich in meinem Hauptjagdgebiet. Als ich dort “Old Erwin” zum ersten Mal abholte, erkannte ich ihn nur daran, dass mir die Frau mit dem Hinweis “Hier hast ‘nen Zehner, Dschunge. Dahinten sitzt der alte Seeler, der Olle von Uwe. Fahr ihn mal in die Bismarckstraße 104.” Dann wandte sie sich von mir ab und rief: “Erwin! Taxe!”

Die Tour selbst lohnte sich zwar nicht, aber die zum Teil sehr traurig-lustigen Gespräche mit Erwin waren ohnehin mit Geld nicht zu bezahlen. Ich wurde sein Stammfahrer.

 

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Beide Mannschaften gehen unverändert in die zweite Hälfte …

… und der HSV greift sofort ungestüm an, aber die VfL-Abwehr ist nach wie vor gut sortiert, hat allerdings viel Glück, als eine Meffert-Flanke auf den langen Pfosten knapp von Königsdörffer vorbeigeköpft wird. Das hätte das 2:1 sein können oder sogar müssen.

Und gleich im Gegenzug eine unverhoffte Chance für den VfL, als Conteh den Ball scharf vor das Hamburger Tor zieht, aber Raab kann kurz vor Makridis klären.

Nach 60 Minuten …

… ist das Spiel etwas ruhiger geworden und beiden Mannschaften scheinen ein wenig die Kräfte zu schwinden. Zwar ist der HSV im Dauerangriff, aber der VfL steht hinten noch immer wie eine Eins. 

Es gibt auf beiden Seiten einige Wechsel, beim VfL kommen Tesche für Kunze, Niemann für Makridis und wenig später Androutsos für Ajdini.

Und in der 75. Minute erhält Maxwell Gyamfi die gelb-rote Karte, wobei diese zweite Gelbe viel zu hart war, denn er bremst vor dem Kontakt noch eindeutig ab.

Wiemann kommt für Engelhardt und Wulff für Conteh. Die ganze Mannschaft kämpft bis zum Umfallen und auch die Fans geben alles.

Egal, es werden nun grausame Schlussminuten. Und der VfL macht das zunächst richtig klasse und kommt über Tesche in Unterzahl sogar zu einer minutenlangen Angriffsphase. 

Noch fünf Minuten und Cuisance schlägt den Ball in den Hamburger Strafraum, aber daraus wird nichts. Wenig später erneut ein Freistoß für den VfL und der Ball landet irgendwann bei Tesche, der von Van der Brempt gefoult wird und es gibt tatsächlich Elfmeter für den VfL. Es ist nicht zu glauben …

Cuisance hämmert den Ball krachend oben rechts unter die Latte. Und der VfL geht tatsächlich in Unterzahl kurz vor Schluss 2:1 in Führung.

Kühn pariert in der letzten Sekunde noch einen Pherai-Schuss zur Ecke und dann ertönt der ersehnte Schlusspfiff!


Fazit

In einem unglaublich dramatischen Kampfspiel bezwang der VfL den klaren Favoriten HSV vor 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion mit 2:1. Natürlich hatte der VfL auch Glück, aber wenn jemals die vermeintliche Weisheit vom „Glück des Tüchtigen“ zutraf, dann heute. Es scheint unfassbar, aber diese Mannschaft macht nun wirklich mehr als nur ein Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Für den VfL geht es am kommenden Sonntag zum 1. FC Kaiserlautern, bevor Daniel Thioune mit seiner Fortuna am Freitag, den 15.3., an die Brücke kommt.

(c) imago Eibner(c) imago Eibner
Foto: ORFoto: OR


Zahlen, Daten & Fakten

 

Zuschauer*innen: 57.000, davon 7.000 aus Osnabrück

Tore:
0:1 Kunze (6.)
1:1 Galtzel (45.+2 Elfmeter)
1:2 Cuisance  (89. Elfmeter)

Gelbe Karten:
(26.) Reis 
(45.+1) Gyiamfi 
(47.) Pherai 
(63.) Kleinhansl
(65.) Dompé
(80.) Poreba
(82.) Cuisance 

Gelb-Rote Karten:
(76.) Gyamfi

Rote Karten:
(.)

Hamburger SV:
Raab – van der Brempt, Hadzikadunic, Schonlau, Katterbach (90. Öztunali) – Pherei, Meffert (81. Suhonen) Reis (58. Poreba) – Jatta (81. Nemeth), Glatzel, Königsdörffer (58. Dompé)
Trainer: Steffen Baumgart

VfL Osnabrück:
Kühn – Ajdini (72. Androutsos), Gyamfi, Diakhite, Kleinhansl – Kunze (62. Tesche), Gnaase, Cuisance – Conteh (78. Wulff), Engelhardt (78. Wiemann), Makridis (62. Niemann)
Trainer: Uwe Koschinat

Schiedsrichter: Richard Hempel (Großnaundorf)





Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 5. Oktober 1947 in 42 Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet 9-11-22. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.

Tabellarisches:
Die Kicker-Formtabelle steht der VfL mit einem Notendurchschnitt von 3,69 auf Platz 15 und der HSV (ACHTUNG – kein Witz: 3,70) auf Platz 16. Tatsächlich spielt der VfL als Schlusslicht der 2. Liga gegen den Tabellendritten des 23. Spieltags.


Die Tabelle der 2. Liga

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