Der VfL trat gegenüber der Partie gegen Bayreuth wie ausgewechselt auf, gewann auch wegen einer soliden Abwehrleistung verdient gegen eine durchaus starke Wehener Mannschaft und steht nach dem 4:1 Sieg nun auf dem Relegationsplatz. Trainer Schweinsteiger hat alles richtig gemacht.
Am kommenden Samstag geht es nach Saarbrücken zum nächsten großen Showdown um einen Aufstiegs- oder Relegationsplatz und eine Woche danach kommt der VfB Oldenburg an die Brücke.
Vor dem Spiel
Nachdem Trainer Tobias Schweinsteiger die Niederlage gegen Bayreuth allein sich selbst angelastet hat, hoffen wir mal, dass ihm heute eine solche Selbstkasteiung erspart bleibt. Nicht erspart blieb dem VfL eine Rechnung über 2.800 Euro vom DFB wegen Pyrozündelns in Duisburg. Der Hallesche FC muss übrigens ebenfalls wegen „unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger“ (DFB-O-Ton) 900 € berappen, weil HFC-Fans drei Becher in Richtung des Rasens geworfen hatten. Das heißt, neun Becher Richtung Rasen sind nur 100 € als die Strafe des VfL. Und da frage ich mich, was man davon hat, wenn man für 100 € mehr eine ganze Pyroshow geliefert bekommen kann.
Der heutige Gegner SV Wehen Wiesbaden ist nur eine weitere dieser absurden Fußballfirmen, deren Anteile in dem Fall zu 100 Prozent dem Inhaber der BRITA GmbH Markus Hankammer gehören. Also ein typisches Kunstprodukt, das auch nach all den Jahren künstlicher Wasserfilter-Beatmung über keine Fanbase verfügt und mit dem peinlichen Slogan „Der beste Zweitverein Deutschlands“ in die neue Saison gestartet ist. Gruselig. Man stelle sich nur mal vor, dass …
… nein, das lassen wir lieber.
Imagine und Friedenstrikot, Katharina Pötter und Anna Kebschul erinnern an den Überfall Russlands auf die Ukraine.
Beginn
Schiedsrichter Konrad Oldhafer (28), Rechtsanwalt aus dem vornehmen Hamburger Stadtteil Poppenbüttel, pfeift bei fast klarem Himmel und Temperaturen um die 5° sein erstes Drittligaspiel an. Anstoß haben die in zitronengelber Ganzkörperkluft angetretenen Wiesbadener, die in der ersten Hälfte in Richtung Ostkurve spielen.
Die ersten Minuten gibt es nur ein vorsichtiges Abtasten, das vornehmlich im Mittelfeld stattfindet. Nach einer ersten Chance der Gäste durch Heußer kommt der VfL im Gegenzug zum 1:0. Die von rechts getretene Ecke von Kleinhansl landet bei Traoré, der per Kopf in den Torraum verlängert, wo Simakala die Kugel aus zwei Metern nur noch einnicken muss.
Gleich danach eine weitere Chance durch Kleinhansl, die Lyska ohne Probleme vereiteln kann. In der 14. Minute fast der Ausgleich, aber der stramme 18-Meter-Schuss von Hollerbach geht rechts am Pfosten vorbei.
Nach einer Viertelstunde …
… ist der SV Wehen am Drücker, aber noch hält die Abwehr des VfL stand. Immer wieder kommt Hollerbach zu gefährlichen Abschlüssen, während sich auf Osnabrücker Seite Kleinhansl als größter Aktivposten erweist.
Nach der ersten Hälfte der ersten Halbzeit führt der VfL zwar immer noch, aber die Wehener sind spielbestimmend in dieser Phase. Und dennoch hat der VfL die bislang größte Chance im Spiel, als Kunze von Simakala angespielt wird und frei vor dem Tor steht, aber Lyska ist hellwach und kann klären.
Nach wie vor hat der SV Wehen mehr vom Spiel und der VfL kann von Glück reden, noch nicht den Ausgleich kassiert zu haben. Hollerbach ist ein ständiger Unruheherd. Dennoch hätte in der 38. Minute das 2:0 für den VfL nicht nur fallen können, sondern müssen: Kleinhansl spielt einen tollen Pass auf Engelhardt, der gibt den Ball weiter nach innen auf Simakala, der auf Niemann durchsteckt, dem es aus sieben Metern gelingt, rechts vorbeizuschießen. So ärgerlich es auch ist, diese Chance vergeben zu haben, der VfL ist nun wieder besser im Spiel.
Zwar kommen die Wehener immer noch gefährlich nah vor das Osnabrücker Tor, aber der VfL erspielt sich nun selbst gute Chancen. Engelhardt scheitert nach Zuspiel von Niemann aus spitzem Winkel an Lyska und kurz darauf fällt das 2:0: Kunze erkämpft sich entschlossen den Ball an der Grundlinie und spielt auf Niemann zurück, der legt auf Tesche ab, dessen leicht abgefälschter Schuss unhaltbar einschlägt.
Halbzeitfazit
Nach einer frühen VfL-Führung kamen die Wehener immer besser ins Spiel und brachten die Lila-Weißen immer wieder arg in die Bredouille. Eine verpasste Großchance durch Niemann schien für die Osnabrücker ein Ansporn zu sein und so fiel kurz vor Ende der ersten Halbzeit das 2:0 durch Tesche. Dass eine solche Führung beim VfL nicht viel zu bedeuten hat, wurde in der Vergangenheit leider immer wieder bewiesen, hoffen wir also auf ein Ende dieser Negativserie.
Der VfL geht unverändert in die zweite Hälfte …
… und bei den Wehenern kommen Rieble für Mrowca und Taffertshofer für Heußer ins Spiel. Rieble führt sich mit einer gelben Karte nach einem Foul an Kunze gut ein. Allzu Aufregendes passiert während der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte nicht. Wehen ist zwar stets bemüht, stört früh, aber der VfL hält stand und dürfte mit zunehmender Spieldauer die ein oder andere Konterchance bekommen.
Nach 60 Minuten …
… hat sich nichts daran geändert. Wehen bestimmt das Spielgeschehen, kommt aber kaum zu Torchancen und wenn, dann steht noch immer Kühn im Tor.
In der 66. Minute eine Riesenchance für den VfL: Einen Simakala-Freitstoß von halbrechts köpft Beermann nur knapp am linken Pfosten vorbei. Und es bleibt spannend. Die Wehener geben sich noch lange nicht geschlagen. Einen Schuss aufs kurze Eck von Goppel kann Kühn klären und auch den zweiten Ball von Prtajin.
Entweder fällt hier bald der Anschluss oder das 3:0. Dass gar nichts mehr passiert, kann ich mir nicht vorstellen. Wehen ist zwar ein anderes Kaliber als Bayreuth, aber auch der VfL tritt hier heute entschlossener und selbstsicherer auf. Engelhardts frecher Heber in der 75, Minute aus 25 Metern fällt auf das Tornetz.
In der 83. Minute dann das befreiende 3:0 durch Kunze, nach einem gemeinsamen Konter mit Engelhard und kurz darauf sogar das 4:0 nach klassischem Konter durch den kurz zuvor eingewechselten Rorig. Und gerade als ich schreiben will, der Sieg falle womöglich ein, zwei Tore zu hoch aus, verkürzt Wiesbaden durch einen von Beermann verursachten Foulelfmeter zum 4:1.
Fazit
Der VfL trat gegenüber der Partie gegen Bayreuth wie ausgewechselt auf, gewann auch wegen einer soliden Abwehrleistung verdient gegen eine durchaus starke Wehener Mannschaft und steht nach dem 4:1 Sieg nun auf dem Relegationsplatz. Trainer Schweinsteiger hat alles richtig gemacht.
Am kommenden Samstag geht es nach Saarbrücken zum nächsten großen Showdown um einen Aufstiegs- oder Relegationsplatz und eine Woche danach kommt der VfB Oldenburg an die Brücke.
Zahlen, Daten & Fakten
Zuschauer:innen: 12.201, davon etwa 51 Zweitvereinfans aus Wiesbaden
Tore:
1:0 Simakala (6.)
2:0 Tesche (43.)
3:0 Kunze (83.)
4:0 Rorig (85.)
4:1 Prtajin (90.+2 Elfmeter)
Gelbe Karten:
(38.) Wurtz
(48.) Rieble
(54.) Köhler
(69.) Kunze
(84.) Kauczinski
(87.) Kühne
VfL Osnabrück:
Kühn – Traoré, Gyamfi, Beermann, Kleinhansl (89. Haas) – Kunze (89. Chato), Köhler, Tesche (68. Wulff)- Niemann, Engelhardt (89. Heider), Simakala
Trainer: Tobias Schweinsteiger
SV Wehen Wiesbaden:
Lyska – Mockenhaupt, Carstens, Mrowca (46. Rieble) – Goppel (77. Iredale), Jacobsen, Heußer (46. Taffertshofer), Ezeh (70. Brumme) – Wurtz (70. Froese), Prtajin, Hollerbach
Trainer: Markus Kauczinski
Schiedsrichter: Konrad Oldhafer (Hamburg)
Statistik:
Die erste Partie zwischen den beiden Clubs fand am 17.08.2007 statt. Seither trafen die beiden Clubs 27-mal aufeinander. Die Bilanz lautet seither 7-6-14 für den SV Wehen.
Hier geht es zur kompletten Statistik von “weltfussball.de“.
Tabellarisches:
Laut Kicker-Formtabelle spielt der Tabellenzweite VfL Osnabrück (3,15) gegen den Tabellensiebten aus Wehen (3,31). Zwar spielt der VfL tatsächlich als Tabellensiebter des 23. Spieltags der 3. Liga gegen den Tabellendritten, aber wen interessiert das?