Ein intensives und jederzeit spannendes Spiel, das der VfL vor allem dank einer starken ersten Halbzeit am Ende als verdienter Sieger beendete. Diese VfL-Mannschaft könnte nun nach fünf Siegen in Folge durchaus zu Höherem berufen sein und wurde von den mitgereisten Fans zurecht gefeiert. Am kommenden Samstag geht es an einer womöglich ausverkauften Bremer Brücke gegen Erzgebirge Aue.
Vor dem Spiel
„Der VfL Osnabrück gewinnt durch ein Traumtor von Sven Köhler verdient 1:0 gegen den MSV Duisburg“, lautete unsere Schlagzeile zu Saisonbeginn und weiter: Diese neue VfL-Mannschaft könnte durchaus zu Höherem berufen sein und wurde zurecht mit frenetischem Applaus vom Publikum verabschiedet.
„Wir gucken lieber nach oben als nach unten“, sagte der Torschütze vom Hinspiel Sven Köhler nun nach dem Sieg in Dortmund und weiter: „Lieber laufen wir unterm Radar und kommen dann irgendwie am Ende noch mal ins Rennen. Wir haben Vertrauen in unseren Fußball und wissen, dass keine Mannschaft gerne gegen uns spielt.“
„Im Moment läuft’s grade für uns, aber wir dürfen nicht den Fehler machen, an gewissen Stellschrauben nicht mehr weiterzudrehen und locker zu lassen“, meinte Trainer Sebastian Schweinsteiger vor dem Spiel. „Wir wissen um unsere Stärken, aber wir wissen auch, was wir alles reinlegen müssen, damit die zum Tragen kommen.“
Tatsache ist, dass der VfL unter Trainer Schweinsteiger in Fahrt gekommen ist, vier Punktspielsiege in Folge verbuchen und durchaus zumindest klammheimlich auf die oberen Tabellenplätze schielen kann. Warten wir es ab. Ein heutiger Sieg wäre wohl weichenstellend. Etwa zweitausend VfL-Fans sind angereist und skandieren lautstark, warum sie in Duisburg sind. Schweinsteiger vertraut auf die Stammelf, wohingegen Torsten Ziegner nach der Heimniederlage gegen Waldhof Mannheim Hettwer und Feltscher ins Team geholt hat.
Etwas Persönliches: Ein Wiedersehen gibt es mit VfL-Urgestein Ralf Heskamp, den Geschäftsführer Sport der Duisburger, und Ba Muaka Simakala feiert heute seinen 27. Geburtstag
Schiedsrichter Patrick Kessel aus Norheim pfeift bei nur leicht bewölktem Himmel und zwei Grad Außentemperatur an. Anstoß haben vor knapp 12.000 Zuschauer:innen die Zebras, die zuerst in Richtung VfL-Fankurve spielen. Und der VfL liebt es offenbar, seinen Anhang gleich nach Anpfiff mit Schreckmomenten zu verwöhnen: Ein völlig verunglückter Rückpass von Gyamfi auf Kühn wird immer langamer und Hettwer stürmt hinterher. Kühn rast aus dem Tor und erreicht den Ball per Grätsche kurz vor dem Duisburger und die Kugel trudelt per Pressschlag rechts knapp am Tor vorbei.
Duisburg greift unermüdlich an und die VfL-Abwehr gerät hin und wieder arg ins Schwimmen. Die Duisburger haben in diesen Anfangsminuten zwar mehr vom Spiel, aber die erste richtig gut herausgespielte Torchance hat der VfL, als Simakala nach etwas zu spätem Zuspiel von Engelhardt nur knapp am Torhüter scheitert.
Die erste Viertelstunde zeichnet sich durch enormen Einsatz beider Teams aus. Der VfL wird von Minute zu Minute stärker und gefällt durch spielerisch gekonnt vorgetragene Angriffe.
Nach einer Viertelstunde …
… kommt der VfL immer besser ins Spiel und nach zwei guten Angriffen erzielen die Lila-Weißen tatsächlich die etwas überraschende Führung: Kleinhansl wird von Kunze angespielt, legt sich den Ball zurecht und zieht mit Links aus 20 Metern ab. Der Ball kracht rechts halbhoch ins Tor.
Eine Führung erscheint zu diesem Zeitpunkt zwar etwas glücklich, dank der großartig vorgetragenen Angriffe der Lila-Weißen aber nicht unverdient. Eine tolle Aktion über links führt fast zum 2:0, als Engelhardt einen weiten Freistoß von Simakala per Kopf im Tor versenkt. Der Treffer wird aber wegen Abseits zurecht nicht gegeben. Nur zwei Minuten später zeffert Engelhardt nach Zuspiel von Niemann aus acht Meteren den Ball an die Latte.
Der VfL spielt in dieser Phase richtig klasse wie ein Spitzenteam und das 2:0 liegt förmlich in der Luft. Und dann passiert es: Simakala zieht einen Freistoß aus halbrechter Position in dem Strafraum, Kunze verfehlt noch, aber Tesche setzt den Ball aus acht Metern trotz Bedrängnis technisch versiert in den rechten Winkel.
Bis zur Halbzeit lässt es der VfL ruhiger angehen, doch die Duisburger kommen zu keinen nennenswerten Abschlüssen mehr.
Halbzeitfazit
Die erste Viertelstunde gehörte allein dem MSV und es konnt einem angst und bange werden. Nach Kleinshansls Traumtor übernahm der VfL die Spielkontrolle und startete eine Angriffswelle nach der anderen auf das Duisburger Tor, was letztendlich zum verdiente 2:0-Halbzeitstand führte. Es sieht gut aus, aber die Floskel „es ist noch alles möglich“, trifft leider auch auf dieses Spiel trotz der Führung immer noch zu.
Der VfL geht unverändert in die zweite Hälfte …
… die Duisburger wechseln gleich dreinmal: Für Pusch, Kölle und Stierlin kommen Mogultay, Ajani und Bouhaddouz ins Spiel.
Zunächst scheint der VfL dort weiterzumachen, wo er aufgehört hat, aber den Zebras gelingt durch einen ähnlichen Hammerschuss wie zuvor Kleinhansl für den VfL durch Stoppelkamp in der 49. Minute das 2:1.
Geht nun das große Zittern los? Zunächst scheint der VfL unbeeindruckt und gefällt weiterhin durch spielerisch fast perfekt vorgetragene Angriffe. Natürlich muss Duisburg nun mehr riskieren und der VfL auf einen Konter hoffen.
Nach 60 Minuten …
… die große Offensive der Duisburger ist bislang ausgeblieben. Der VfL hat nun wieder etwas mehr vom Spiel, aber Duisburg ist ebenbürtig. Wirklich zwingende Torchancen gibt es jedoch bis zur 75. Minute nicht. Mir ist das ganz recht, es gibt in dieser Phase wenig zu schildern und das schont die Nerven. Es erinnert an das 2:1 in Dortmund und zum Glück wurde gerade Heider eingewechselt, der beste Defensivspieler der letzten Partie.
Der VfL macht das alles wirklich gut, aber Engelhardt semmelt den Ball in der 80. Minute aus sechs Metern über die Latte. Das hätte das 3:1 sein müssen und so geht das Zittern weiter. In der 82. Minute macht das Bouhaddouz auf der anderen Seite zum Glück auch nicht besser.
Die Nerven flattern auf allen Seiten und dann beginnt das Herzschlagfinale, dieses Mal ist Kühn gleich zweimal hintereinder innerhalb von einer Sekunde der Retter in höchster Not. Noch zwei Minuten plus Nachspielzeit. Sollte dem VfL tatsächlich der große Schlag gelingen? Ja, dank eines mehrmals großartig parierenden Philipp Kühn in den letzten Minuten.
Fazit:
Ein intensives und jederzeit spannendes Spiel, das der VfL vor allem dank einer starken ersten Halbzeit am Ende als verdienter Sieger beendete. Diese VfL-Mannschaft könnte nun nach fünf Siegen in Folge durchaus zu Höherem berufen sein und wurde von den mitgereisten Fans zurecht gefeiert. Am kommenden Samstag geht es an einer womöglich ausverkauften Bremer Brücke gegen Erzgebirge Aue.
Zahlen, Daten & Fakten
Zuschauer:innen: 11.358, davon knapp 2.000 aus Osnabrück
Tore:
0:1 Kleinhansl (18.)
0:2 Tesche (36.)
1:2 Stoppelkamp (49.)
Gelbe Karten:
(05.) Gyamfi
(24.) Kölle
(30.) Senger
(71.) Köhler
(83.) Mai
(85.) Niemann
(90.+5) Heider
MSV Duisburg:
Braune – Feltscher, Mai, Senger, Kölle – Stierlin, Frey – Pusch, Jander, Stoppelkamp – Hettwer
Trainer: Torsten Ziegner
VfL Osnabrück:
Kühn – Traoré, Gyamfi, Beermann, Kleinhansl – Köhler – Kunze, Tesche – Niemann, Simakala – Engelhardt
Trainer: Tobias Schweinsteiger
Schiedsrichter: Patrick Kessel (Norheim)
Statistik:
Vor der heutigen Partie traf der VfL auf den MSV Duisburg seit dem 13.11.1982 in 29 Pflichtspielen aufeinander, wobei die Bilanz 5-7-17 lautet. Hier geht es zur kompletten Statistik von “weltfussball.de“.
Tabellarisches:
Laut Kicker-Formtabelle spielt der Tabellenvierte VfL (3,21) gegen den Elften der Tabelle aus Duisburg (3,41). Tatsächlich spielt der VfL bei als Tabellenachter des 19. Spieltags der 3. Liga gegen den Tabellenelften.