Der VfL verlor nach einer immerhin recht ordentlichen Leistung beim in jeder Hinsicht überlegenen Bundesligaaufsteiger FC St. Pauli zurecht mit 3:1.
Das letzte Spiel in dieser Saison findet in einer Woche an der ausverkauften Brücke gegen Hertha BSC statt.
Vor dem Spiel
Über die absurden Vorkommnisse rund und die katatrophale Niederlage gegen Schalke 04 haben wir in der Osnabrücker Rundschau mehr als ausführlich in Schrift und Ton informiert. Zur Abrundung unserer Berichte und Podcasts hier die Statements der beiden Trainer vor der heutigen Partie, wie immer übernommen von bundesliga.com. Tatsache ist auch, dass St. Pauli heute nur ein Unentschieden benötigt, um gegen den Absteiger VfL den Aufstieg endgültig klarzumachen.
Uwe Koschinat:
„Nach einem solchen Niederschlag geht es vor allem darum, sich ganz schnell auf die Zukunft auszurichten, ohne die Gegenwart zu vergessen. Da haben wir noch zwei sehr tolle Spiele. Wir werden am Samstagabend abwarten müssen, ob St. Pauli tatsächlich noch Punkte benötigt. Aber wir werden natürlich das Spiel so vorbereiten, das wir absolut wettbewerbsfähig sind und wir ein tolles Spiel abliefern.“
Fabian Hürzeler:
„Wir hatten schon viele wichtige Spiele in dieser Saison und so gehen wir es auch dieses Spiel wie jedes andere an. Jeder weiß, worum es geht. „Ich habe sehr großen Respekt vor Osnabrück. Sie waren in der Hinrunde in der zweiten Halbzeit die erste Mannschaft, die uns sehr, sehr große Probleme bereitet hat. Sie kommen zu uns, haben nichts mehr zu verlieren und können frei aufspielen. Sie kommen nicht her und gucken uns beim Aufstieg zu.“
Die Startelf sorgt für einige, anscheinend verletzungsbedingte Überraschungen: So stehen Timo Beermann und Kwasi Okyere Wriedt in der Startelf. Ob man das nun mal wieder 4:2:3:1, 4:5:1 oder sonstwie nennt, am Ende bleibt es bei einer Aufstellung mit zehn Feldspielern und einem Torwart.
Die Startelf des VfL:
Kühn – Ajdini, Wiemann, Beermann, Kleinhansl – Gnaase, Tesche – Conteh, Makridis, Niemann – Wriedt
Das Spiel ist natürlich mit 29.546 Zuschauer*innen ausverkauft, und dass der Gästebereich trotz des feststehenden Abstiegs bis zum Anschlag gefüllt ist, ist zwar großartig, hält einem aber auch plastisch vor Augen, was für eine große Chance vertan wurde, die Klasse nicht zu halten.
Die Stimmung im Stadion ist hier wie immer fantastisch, heute aber ein klein wenig angespannter als sonst. Die Stadionsprecherin verkündet: „Respekt, dass ihr euren Verein weiter so unterstützt mit einem pickepackevollen Gästeblock.“ Danach läuft die VfL-Hymne, was auf St. Pauli selbstverständlich ist. Warum eigentlich nicht an der Bremer Brücke?
Beginn
Schiedsrichter Martin Petersen aus Stuttgart pfeift bei nur leicht bewölktem Himmel und Temperaturen um die 20 Grad an. Anstoß haben die ganz in Weiß angetretenen Platzherren vom letzten Dienstag, die zunächst in Richtung St.-Pauli-Fankurve spielen.
St. Pauli übernimmt sofort die Initiative und das Stadion brodelt. In der 4. Minute der erste gefährliche Angriff der Hamburger über links.
In der 7. Minute klingelt es zum ersten Mal im Osnabrücker Kasten: Nach Doppelpass zwischen Ritzka und Irvine landet der Ball im Torraum, den Afolayan vor Wiemann über die Linie drückt.
Direkt danach ein schöner Konter des VfL über rechts, aber es fehlt der Abnehmer.
Nach einer Viertelstunde …
… hat St. Pauli das Spiel klar im Griff, dennoch gelingt dem VFL der ein oder andere Entlastungsangriff. St. Pauli hat offenbar keine Eile bei dem Spielstand und bringt den VfL so immer wieder zu Chancen.
In der 22. Minute fast der Ausgleich. Niemand zieht aus 18 Metern ab und Vasily muss sich gewaltig strecken, um den Ball unten links aus dem Eck zu fischen.
Der VfL bleibt im Angriff und nähert sich immer wieder gefährlich dem Strafraum der Paulianer, macht aber nichts daraus. Der VfL-Anhang ist in dieser Phase lauter zu hören als die Pauli-Fans, die offenbar von dem starken Auftritt des Absteigers überrascht sind.
Auch wenn die Hamburger ballsicherer und zielstrebiger bei ihren Angriffen wirken, schlägt sich der VfL sehr gut und könnte durchaus den Ausgleich erzielen. Gesagt, fast getan: Niemann lässt Metcalfe stehen und bevor er am linken Strafraumeck gestellt werden kann, landet seine Bogenlampe, die eventuell eine Flanke auf Wriedt werden sollte, am langen Pfosten. Wahnsinn, das wäre das 1:1 gewesen.
Halbzeitfazit
Nach dem frühen 1:0 schien die Partie mit Blick auf die Begegnung mit Schalke 04 gelaufen zu sein, aber der VfL kämpfte sich ins Spiel zurück und hätte sogar mit etwas Glück den Ausgleich erzielen können, wenngleich St. Pauli auch das 2:0.
Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.Halbzeitgedanken: Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken: Nostalgische Halbzeitgedanken 1: Nostalgische Halbzeitgedanken 2: Nostalgische Halbzeitgedanken 3:
Als ich 1972 mit sieben Osnabrücker Freundinnen und Freunden nach Hamburg zog, und zwar in eine Abbruchvilla in der Eimsbütteler Straße 65, übten der Verein und der Stadtteil im Nu eine magische Anziehungskraft auf mich aus, und ich wurde von Jahr zu Jahr mehr zum Paulianer, was am 10.09.2000 darin gipfelte, dass ich “direkt” nach der Geburt meiner Tochter gemeinsam mit dem Arzt, der sie zur Welt gebracht hatte, ins Stadion fuhr, um St. Paulis 4:0-Sieg gegen die Stuttgarter Kickers beiwohnen zu können. Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Mutter und Tochter waren wohlauf und schliefen während meiner vorübergehenden Abwesenheit, die bis zum heutigen Tag unbemerkt blieb. |
Beide Teams gehen unverändert in die zweite Hälfte …
… und die beginnt zunächst ähnlich verhalten wie die erste nach dem 1:0-Führungstreffer, auch wenn sich St. Pauli nun häufiger dem Osnabrücker Tor nähert und offenbar die Entscheidung sucht.
Und die fällt dann in der 58. Minute: Hartel auf Eggestein, dessen Querpass verpasst Irvine und der Ball landet bei Afolayan, der aus 10 Metern zum 2:0 trifft.
Nach 60 Minuten …
… ist die Messe gelesen. Der VfL macht seine Sache recht ordentlich, kommt nach wie vor zu Entlastungsangriffen, die aber ebenso nach wie vor stets ins Leere laufen.
Und nun droht auch noch eine Packung, denn in der 68. Minute köpft Hartel nach Flanke von Afolayan zum 3:0 ein.
Nach einigen Wechseln beruhigt sich das Spiel wieder ein wenig. Das Stadion feiert mitsamt den Gästefans den bevorstehenden Aufstieg.
Das Spiel plätschert die letzten Minuten dahin, als der VfL unverhofft in der 90. Minute einen Elfmeter erhält und den verwandelt Lars Kehl mit Glück zum 3:1.
Fazit
Der VfL verlor nach einer immerhin recht ordentlichen Leistung beim in jeder Hinsicht überlegenen Bundesligaaufsteiger FC St. Pauli zurecht mit 3:1.
Das letzte Spiel in dieser Saison findet in einer Woche an der ausverkauften Brücke gegen Hertha BSC statt.
Zahlen, Daten & Fakten
Zuschauer*innen: 29.546, davon 3.000 aus Osnabrück
Tore:
1:0 Afolayan (7.)
2:0 Afolayan (58.)
3:0 Hartel (68.)
3:1 Kehl (90. Foulelfmeter)
Gelbe Karten:
(15.) Smith
Gelb-Rote Karten:
(.)
Rote Karten:
(.)
FC St. Pauli:
Vasilj – Wahl, Smith (72. Nemeth), Mets – Metcalfe, Irvine, Hartel (84. Kemlein), Ritzka (58. Dzwigala) – Afolayan (85. Boukhalfa), Eggestein (84. Albers), Saad
Trainer: Fabian Hürzel
VfL Osnabrück:
Kühn – Ajdini, Wiemann, Beermann, Kleinhansl – Gnaase, Tesche – Conteh (67. Goiginger), Makridis (80. Kehl), Niemann (67. Wulff) – Wriedt (80. Lobinger)
Trainer: Uwe Koschinat
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)
Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 19. Oktober 1947 in 87(!) Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet 29-26-32. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.
Tabellarisches:
In der Kicker-Formtabelle steht der VfL mit einem Notendurchschnitt von 3,70 auf dem drittletzten Platz und der FC St. Pauli (3,38) auf dem fünften Platz. Tatsächlich spielt der VfL als Tabellenletzter der 2. Liga gegen den Zweiten des 32. Spieltags.