Der VfL wehrte sich zu spät, zahlte Lehrgeld und verliert gegen den 1. FC Nürnberg mit 2:3

Der VfL versäumte es, in der guten ersten Hälfte in Führung zu gehen und wehrte sich dann viel zu spät gegen auftrumpfende Nürnberger, die bis zum Anschlusstreffer in der 86. Minute zurecht mit drei Toren führten. Dass es am Ende fast noch zum Ausgleich gekommen wäre, ist einer enormen Energieleistung in der Schlussphase von Mannschaft und Publikum zu verdanken.

Für den VfL geht es weiter am Samstag, den 26. August, um 13:00 Uhr im Ostsee-Stadion gegen Hansa Rostock und danach am Sonntag, den 03.09., um 13.30 gegen den Mitaufsteiger SV Elversberg an der Bremer Brücke.

Zur Information: Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.

 

Vor dem Spiel

Zur Abrundung unserer Podcasts hier die Statements der beiden Trainer vor der heutigen Partie:

Tobias Schweinsteiger: „Die Phasen, in denen wir am Drücker waren, waren gegen Paderborn und Karlsruhe kürzer und das haben wir gegen Köln jetzt mal länger hingekriegt. Aber die absolute Dominanz im letzten Drittel hat noch ein bisschen gefehlt und da haben wir diese Woche weiter daran gearbeitet und werden am Sonntag hoffentlich den nächsten Step gehen können.“

Cristian Fiel: „Wir müssen konsequenter verteidigen und Zweikämpfe führen, um sie zu gewinnen und nicht nur um sie zu bestreiten. Ich erwarte am Sonntag vor allem Intensität, ein Publikum, dass Vollgas geben wird, und eine Mannschaft, die die Euphorie vom Aufstieg noch in sich trägt.“

Trainer Schweinsteiger kann wieder einmal aus dem Vollen schöpfen und man darf gespannt sein, wie er Mittefeld und Sturm besetzt, die Abwehr scheint gesetzt. Nicht ganz unerwartet stehen nun Niemann und Engelhardt für Wriedt und Conteh in der Startelf. Nürnbergs Trainer Cristian Fiel fiel schon einige Male unangenehm in der Vergangenheit auf, als er sowohl in Dresden als auch in Osnabrück in der Relegation jeweils ein Tor für Dynamo schoss. 

Die Stimmung im ausverkauften Stadion ist wie immer prima und auch der Nürnberger Anhang scheint bester Laune zu sein.

beginn

Beginn

Schiedsrichter Sascha Stegemann aus Niederkassel pfeift bei sonnigem Himmel und Temperaturen um die 25 Grad an. Anstoß haben die in Weiß-Dunkelrot angetretenen Clubberer, die zuerst in Richtung Ostkurve spielen.

Der VfL startet munter drauflos In der 3. Minute spielt Ajdini von rechts Niemann frei, der sofort abzieht. Den scharfen Schuss kann der walisische Nationalspieler James Lawrence mit dem Kopf klären, bleibt danach allerdings halb bewusstlos liegen und kann erst nach einer längeren Pause weiterspielen.

Der VfL bleibt am Drücker und stellt die Nürnberger Abwehr zwar vor einige Probleme. generiert aber keine echte Torchance. In der 8. Minute kommt der Club zum erstn Mal in die Osnabrücker Hälfte und erhält kurz darauf einen Freistoß aus gefährlicher 20-Meter-Distanz, der aber zunächst geklärt werden. Es folgen zwei, drei Eckbälle aus denen knifflige Situationen entstehen, die der VfL aber schadlos übersteht. 

Stattdessen kommt kurz darauf der VfL zur bislang größten Chance: Erst wird ein Foul an Tesche in zentraler Position nicht gepfiffen, dann landet der Ball rechts bei Ajdini, dessen Flanke von Engelhardt direkt aus der Luft angenommen wird, aber die Kugel geht knapp über das Tor. Tolle Aktion.


Nach einer Viertelstunde …

… ist das Spiel recht ausgeglichen, wenngleich mit leichten Vorteilen für den VfL In der 20. Minute kommt Jannes Horn für den offenbar doch schwerer verletzten James Lawrence in die Partie.

Die 5:1-Eckenüberlegenheit der Nürnberger drückt den tatsächlichen Spielverlauf derzeit in keiner Weise aus.  

In der 25. Minute spielt sich Makridis auf dem linken Flügel frei, doch seine Flanke wird von Freund und Feind verpasst und der zweite Ball landet bei Ajdini, dessen Flanke das gleiche Schicksal erleidet, wenngleich Makridis fast mit dem Kopf herangekommen wäre. 

Aber die Nürnberger Angriffe sind auch nicht ohne und in der 32. Minute kann sich Uzun gegen zwei, drei VfLer durchsetzen, zieht auf Strafraumhöhe ab, aber der Ball geht links am Tor vorbei.

In der 34. Minute Tohuwabohu vor dem Osnabrücker Tor, aber Uzun vergibt aus wenigen Metern. In der 35. Miunte trifft er dennoch zum 1:0 für die Clubberer. Der 1. FCN greift über links an, ein Schuss von Duman prallt von Gyamfi ab und Uzun direkt vor die Füße, der nur noch vollenden muss. Seine dämliche „Ich kann nichts hören“-Geste vor der Ost kann er sich auch mit 17 Jahren besser sparen.

Mit dem nächsten Angriff erzielt Ajdini mit einem strammen Schuss aus 25 Metern fast den Ausgleich, aber der Ball streift knapp am linken Pfosten vorbei.

Das Eckenverhältnis von 8:1 spiegelt immer noch nicht den wahren Spielverlauf wider, zeigt mittlerweile aber eine immer deutlicher werdende Tendenz. Das sensible Publikum erhebt sich und feuert unentwegt an, denn die Nürnberger gewinnen in den Schlussminuten immer mehr die Oberhand, so dass der Halbzeitpfiff aufatmend zur Kenntnis genommen wird.


Halbzeitfazit

Der VfL zeigte in der ersten halben Stunde eine absolut zweitligataugliche Leistung und war das bessere Team, bis Uzun in der 35. Minute nach einem Abpraller die glückliche Führung erzielte. Danach war der VfL merklich verunsichert und die Nürnberger verdienten sich im Nachhinein die Führung durch gefährliche Angriffe. Natürlich ist in diesem kampfbetonten Spiel noch alles drin. Aber es gibt auch eine positive Nachricht: Die russische Mondsonde ist krachend auf dem Erdtrabanten abgestürzt …

Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.

Halbzeitgedanken:

Der 1. FC Nürnberg wurde am 4. Mai 1900 gegründet, hat heute fast 24.000 Mitglieder und blickt auf eine bewegte 120-jährige Geschichte zurück.
Seine größten Erfolge feierte der Club in den 20er Jahren, während der fünf von insgesamt neun deutschen Meistertitel geholt wurden.
Bis in die 60er Jahre hinein gehörte der Verein ohne Abstriche zu den großen Clubs des deutschen Fußballs, was sich mit dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga 1969 schlagartig änderte. Es folgte ein jahrzehntelanges Tief, das 1996 mit dem Abstieg in die Drittklassigkeit gipfelte.
Erst im neuen Jahrtausend fand der Verein zumindest ein wenig zu alter Stärke zurück und gewann 2007 sogar den DFB-Pokal. Danach ging es bis heute zwischen erster und zweiter Bundesliga ständig auf und ab.

Nürnberg hat 520.000 Einwohner und ist von 1945 bis 2020 (mit einer Unterbrechung von 1996 bis 2002) von SPD-Oberbürgermeistern regiert worden und hat seit der Wahl 2020 Marcus König von der CSU als Oberbürgermeister. 

Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken:

Ja ja, das mit der letzten Fußballmeisterschaft der “Cluberer” ist schon lange her. Zum letzten Mal wurde der FCN 1968 unter Trainer Max Merkl deutscher Meister, in diesem kurzen Film überreicht der damalige Osnabrücker DFB-Präsident Herrmann Gösmann, der von 1934 bis 1951 bereits Präsident des VfL Osnabrück gewesen war, die Meisterschale. Nun hatte Gösmann eine ähnlich zwiespältige Vergangenheit wie Nürnberg selbst, denn er war eher ein Früh-33er als ein Spät-68er, auch dazu findet man im Internet hinreichend Quellen. “Er war ein guter Jurist und auch sonst von mäßigem Verstande”, schrieb einst Ludwig Thoma 1901 vorausahnend im Simplicissimus.

Max Merkl, der gerne verbal austeilte, musste viel Wiener Schmäh über sich ergehen lassen, als er ein Jahr nach der deutschen Meisterschaft sang- und klanglos mit dem FCN aus der Bundesliga abstieg.


Bittere Nachgedanken:

Neben den Nürnberger Lebkuchen, Spielwaren, dem Christkindl-Markt und all den anderen schönen Dingen, die man heute mit Nürnberg in Verbindung bringt, begannen vor 75 Jahren und drei Tagen die Nürnberger Prozesse, die nicht ohne Grund in der “Stadt der Reichsparteitage stattfanden, einem der wichtigsten Zentren nationalsozialistischer Propaganda, von Leni Riefenstahl immer wieder germanisch-martialisch gruselig in Szene gesetzt.

Die Nürnberger Rassegesetze wurden am 15. September 1935 vom Reichstag auf dem 7. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg beschlossen. Angesichts der aktuellen Entwicklung in Deutschland sei auch daran erinnert, dass die NSDAP 1928 gerade einmal 2,6 Prozent der Wählerstimmen hatte, die AfD heute schon ein Vielfaches davon, egal in welchem Bundesland.

 

Der VfL wechselt zur zweiten Hälfte gleich dreimal …

… für Tesche, Kunze und Niemann kommen Gnaase, Kehl und Conteh ins Spiel.

und der VfL macht das gut, greift nun früher an und kommt durch Gnaase auf rechts zu einigen vielversprechenden Aktionen, Conteh stürmt unaufhaltsam über rechts nach vorn, sein Querpass landet bei Makridis, dessen Schuss knapp am rechten Posten vorbeigeht.

Im Gegenzug fast das 0:2 durch Brown, der nach einem Doppelpass mit Okunuki frei vorm Tor steht, aber Grill klärt mit dem Fuß.


Nach 60 Minuten …

… scheint die Messe plötzlich gelesen: Grill kann eine Rechtsflanke weder festhalten, noch aus dem Strafraum fausten, die Kugel landet bei Okunuki, der sie nur noch über die Linie drücken muss. Dann wird minutenlang Abseits geprüft, und das zum Glück für den VfL, denn es bleibt beim 0:1.  

In der 68. Minute endlich wieder eine Torchance für den VfL, bei denen mittlerweile Wriedt für Engelhardt stürmt, aber Ajdini verpasst die Hereingabe von Conteh.

Und dann fällt in der 70. Minute das zweite Tor für Nürnberg und dieses Mal zurecht. Die von mir vor dem Spiel so gelobte VfL-Abwehr sieht dabei uralt aus, als sie den Torschützen Schleimer ungehindert aus 18 Metern abziehen lässt.

 Dass nun auch noch Verhoek für Engelhard aufs Feld kommt, macht eher den Eindruck, als wolle Schweinsteiger die letzte Patrone nachladen. Viel bringt der VfL nun nicht mehr zustande und die Clubberer verdienen sich die 2:0-Führung zusehends, denn der VfL wirkt gegen die Angriffe der Nürnberger fast hilflos. Grill verhindert das 3:0, als er den allein aufs Tor zustürmenden Goller blocken kann. 

Und dann in der 84. Minute das 0:3 durch Goller, nachdem die Abwehr gleich mehrmals geschlafen hat.

Und was macht der VfL? Nun, er verkürzt auf 1:3 durch Conteh mit einem tollen Linksschuss und gleich darauf das 2:3 durch Conteh erneut duch einen Linksschuss. Beide Male wurde er durch Verhoek hervorragend in Szene gesetzt. Die Brücke bebt. Das Stadion steht und will den Ausgleich herbeibrüllen …

In der 90.+7 Minute fast der Asugleich. Mathenia kann einen Ajdini-Kopfball aus drei, vier Metern mit einem Wahnsinnsreflex im letzten Moment um den rechten Pfosten lenken. Der VfL und das Publikum geben nun alles. Das 3:3 liegt mehrmals in der Luft, aber es bleibt beim verdienten Sieg der Nürnberger. 


Fazit

Der VfL versäumte es, in der guten ersten Hälfte in Führung zu gehen und wehrte sich dann viel zu spät gegen auftrumpfende Nürnberger, die bis zum Anschlusstreffer in der 86. Minute zurecht mit drei Toren führten. Dass es am Ende fast noch zum Ausgleich gekommen wäre, ist einer enormen Energieleistung in der Schlussphase von Mannschaft und Publikum zu verdanken.

Für den VfL geht es weiter am Samstag, den 26. August, um 13:00 Uhr im Ostsee-Stadion gegen Hansa Rostock und danach am Sonntag, den 03.09., um 13.30 gegen den Mitaufsteiger SV Elversberg an der Bremer Brücke.

 

Zahlen, Daten & Fakten

Zuschauer*innen: 15.741, davon 1.574 aus Nürnberg

Tore:
0:1 Uzun (35.)
0:2 Schleimer (70.)
0:3 Goller (75:)
1:3 Conteh (86.)
2:3 Conteh (88.)

Gelbe Karten:
(29.) Brown
(64.) Ajdini
(74.) Wriedt
(90.+1) Mathenia

Gelb-Rote Karten:
(.)

Rote Karten:
(.)

VfL Osnabrück:
Grill – Ajdini, Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl – Kunze (46. Kehl), Thalhammer (72. Verhoek), Tesche (46. Gnaase) – Niemann (46. Conteh), Engelhardt (62. Wriedt), Makridis
Trainer: Tobias Schweinsteiger

1. FC Nürnberg:
Mathenia – Gyamerah (80. Valentini), Gürleyen, Lawrence (20. Horn), Brown – Duman (58. Castrop), Loune, Uzun (46. Goller) – Schleimer, Hayashi, Okunuki (80. Geis)
Trainer: Cristian Fiel

Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)



Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 08. Januar 1977 in 14 Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet 2-2-10, ist also nicht gerade berauschend. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.

Tabellarisches:
Die Kicker-Formtabelle gibt es erst nach dem dritten Spieltag,



Hier geht es zur aktuellen Tabelle der 2. Liga

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