In einem stimmungsvollen Spiel, wie es die Bremer Brücke schon lange nicht mehr erlebt hat, gewinnt der VfL gegen Rot-Weiss Essen mit 1:0. Verdient deshalb, weil der VfL mehr fürs Spiel getan hat als die Gäste. Der eigentliche Sieger aber war heute das Publikum, das 90 Minuten lang wie aufgedreht den VfL unterstützt hat.
Für den VfL geht es am 18.09. um 13.00 beim SC Freiburg II weiter.
Lars Mosel, Daniel Klausing und Kalla Wefel betrauern die 4:3-Niederlage beim VfB Oldenburg und machen sich ein paar Gedanken über die Zukunft des VfL und die kommende Aufgabe gegen Rot-Weiss Essen. Der aktuelle OR-Podcast kann jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf osradio-de 104,8 und danach rund um die Uhr auf der Webseite der Osnabrücker Rundschau gehört werden.
Kuriosum am Rande: Die Schreibweise des Wortes „Weiss“ ist wegen des Doppelkonsonanten „ss“ an Stelle von „ß“ sowohl nach den Regeln der alten als auch der neuen Rechtschreibung falsch. Dennoch benutzt der Verein diese nicht korrekte Schreibweise in der Außendarstellung und ist damit sogar im Vereinsregister eingetragen.
Vor dem Spiel
Das alles beherrschende Thema der letzten Tage, nämlich die katastrophale Partie beim VfB Oldenburg, geriet wegen Sören Bertrams Schien- und Wadenbeinbruch, den er sich beim gestrigen Abschlusstraining zugezogen hat, für eine Weile in den Hintergrund. Gute Besserung auch von unserer Seite.
Nach dem Spiel in Oldenburg gibt es heute ein weiteres Traditionsderby aus der Vergangenheit, denn der alte Rivale Rot-Weiss Essen kommt zum ersten Mal seit dem 08.04.2006 wieder an die Brücke. Unter DFB-nachhaltigen Flutlichtbedingungen (immerhin wird die Rasenheizung nicht benötigt) wird dieses Kellerduell – das ist es nun einmal – sicherlich für viel Spannung sorgen, denn beide Teams stehen bereits nach sieben Spieltagen gewaltig unter Druck. Wer hier heute verliert, dürfte danach auf einem Abstiegsplatz stehen.
Wer Rot-Weiss Essen die vergangenen Spieltage beobachtet hat, der weiß, dass sich die Mannschaft nach miesem Beginn langsam gefangen hat und die heutige Partie kein Selbstgänger für den VfL sein wird. RWE bringt dieselbe Elf auf den Platz wie bei dem 2:1-Heimsieg gegen Aue.
Beim VfL gibt es gegenüber der Niederlage in Oldenburg drei Veränderungen: Florian Kleinhansl ersetzt auf der linken Seite Manuel Haas, Lukas Kunze steht für Leandro Putaro und Felix Higl für Marc Heider auf dem Platz.
Schon beim Aufwärmen gibt es einen beeindruckenden Applaus vom Publikum, das die Oldenburger Schlappe offenbar in Vergessenheit geraten lasssen möchte und bis zum Anpfiff anhält. Die Violet Crew hat unter anderem die Losung ausgegeben, sich nicht mit der Stimmung an der Bremer Brücke zu brüsten, wenn man nicht selbst dazu beitrage. Das hat offenbar gewirkt. Die Stimmung ist wie bei einem Aufstiegsspiel.
Beginn
Schiedsrichter Martin Speckner aus Runding, das liegt zwischen Regensburg und der tschechischen Grenze) pfeift bei bewölktem Himmel und Temperaturen um die 16° an. Anstoß haben die ganz in Rot angetretenen Essener vor gut 14.000 Zuschauer:innen, darunter etwa 1.500 aus Essen.
Nach ruhigem Beginn kommt der VfL immer wieder zu gut vorgetragenen Angriffen, die bislang leider keinen Ertrag bringen. In der 6. Minute flankt Kleinhansl von links in den Strafraum. Rios Alonso stürzt beim Klärungsversuch auf den Ball, den Golz vom Rasen aufnimmt. Einige reklamieren Handspiel, aber das ist Unsinn.
In der 10. Minute ein Traumpass von Tesche auf Traoré, dessen Flankel von der Grundlinie abgeblockt wird. Im Gegenzug Gefahr vorm Osnabrücker Tor: Tarnats Freistoß aus dem rechten Halbfeld landet im Osnabrücker Strafraum, aber Rios Alonsos Flugkopfball geht rechts am Tor vorbei.
Nach einer Viertelstunde …
… hat der VfL die Partie zwar immer besser im Griff und ist das spielbestimmende Team, muss aber bei den Kontern der Essener höllisch aufpassen.
In der 19. Minute landet der Ball nach einem Heber von Heber – der heißt nun mal so – bei Engelmann links am Torraum, der nicht lange fackelt und die Kugel nach innen vors Tor schlägt, wo sie zum Glück von seinen Mitspielern verpasst wird. Essen bekommt im Moment ein wenig Oberwasser.
Nach einer halben Stunde ist das Spiel etwas zerfahren und zu allem Überfluss säbelt Götze den VfLer Köhler an der Mitterllinie um, was für einige Aufregung sorgt, aber ohne Folgen bleibt. Die bislang größte VfL-Chance in der 33. Minute: Simakalas Freistoß landet im Strafraum, Tesche leitet weiter, doch Golz kann den Ball noch gerade an den linken Pfosten lenken.
Dann in der 35. Minute das 1:0 für den VfL: Eine hohe Flanke von Noel Niemann verlängert Traoré auf Simakala, der sofort reagiert und aus der Drehung mit einem Rechtsschuss das erste Tor erzielt. Das Stadion steht Kopf und der VfL will nachlegen, lässt die Essener kaum vors Tor kommen und wird schließlich mit viel Applaus in die Halbzeit verabschiedet.
Halbzeitfazit
Der VfL zeigt ein ordentliches Spiel und führt zu Recht mit 1:0. Die Partie hat zwar bislang wenig Höhepunkte, ist aber stets aufregend und spannend. Beide Hintermannschaften lassen nur wenig zu. Vermutlich wird es im zweiten Durchgang mehr Chancen auf beiden Seiten geben, da Essen nun kommen muss.
Beide Teams gehen unverändert in die zweite Hälfte …
… und der VfL spielt nun auf die Ostkurve zu. Zunächst fallen beide Fankurven durch kleinere Pyroshows auf, dann nimmt der VfL wieder das Heft in die Hand. In der 49. Minute fast das 2:0. Simakala flankt von rechts in den Strafraum, der Ball landet bei Higl, dessen Schuss aber nicht das Tor, sondern Gyamfi trifft. Pech. Gyamfi kommt zwar an den zweiten Ball, scheitert aber an Golz.
Nach einer längeren Verletzungspause verlässt Wiegel den Platz und wird durch Kefkir ersetzt. Das Publikum scheint heute nicht zu bremsen zu sein. Das ganze Stadion steht, singt und schwingt dazu ununterbrochen die Schals. Der Stimmung nach zu urteilen steht es 5:0.
Nach 60 Minuten …
… ist die Stimmung immer noch besser als das Spiel, das nicht schlecht, aber auch nicht gerade hochklassig ist. Das Spiel lebt von der Spannung und den Fans beider Mannschaften, die einen Höllenlärm veranstalten. Die aktive Fanszene ist heute das ganze Stadion. Das macht einfach Spaß.
Der VfL lässt sich einige Male nach hinten drängen und lauert auf Konter, die allerdings wie gewohnt nicht ausgespielt werden. Essen kommt nun einige Male gefährlich in den Osnabrücker Strafraum. Erst wälzt sich Beermann auf dem Boden, dann Traoré.
Der VfL wechselt in der 70. Miniute: Oduah kommt für Higl, Rorig für den leicht angeschlagenen Traoré und Heider für Simakala. Weitere Wechsel werden nach dem Spiel nachgeliefert, denn diese Arie wird gerade im Minutentakt auf beiden Seiten fortgesetzt.
Das Spiel lebt nun vor allem von der unerträglichen Spannung und der nimmermüden Unterstützung des Publikums. RWE kommt immer gefährlicher vor das Osnabrücker Tor und der VfL spielt seine ohnehin nicht zahlreichen Konter nicht konsequent genug zu Ende. Vermutlich bleibt es bei diesem 1:0, denn die Essener wissen mit ihren guten Chancen nichts anzufangen.
Dass RWE in der letzten Minute nicht den Ausgleich erzielt, ist einer Abseitsstellung zu verdanken und gehört auch zur Dramatik dieses Spiels. Das Publikum dreht immer mehr am Rad. Da sage noch mal einer, ein volles Stadion sei nicht gut für die Stimmung …
Fazit
In einem stimmungsvollen Spiel, wie es die Bremer Brücke schon lange nicht mehr erlebt hat, gewinnt der VfL gegen Rot-Weiss Essen mit 1:0. Verdient deshalb, weil der VfL mehr fürs Spiel getan hat als die Gäste. Der eigentliche Sieger aber war heute das Publikum, das 90 Minuten lang wie aufgedreht den VfL unterstütz hat.
Für den VfL geht es am 18.09. um 13.00 beim SC Freiburg II weiter.
Zahlen, Daten & Fakten
Zuschauer:innen: 15.203, davon etwa 1.500 aus Essen.
Tore:
1:0 Simakala (35.)
Gelbe Karten:
(14.) Wiegel
(84.) Berlinski
(90.+1) Putaro
VfL Osnabrück:
Kühn – Traoré (74. Rorig), Gyamfi, Beermann, Kleinhansl – Köhler – Tesche, Kunze (87. Chato) – Niemann (86. Putaro), Higl (73. Oduah), Simakala (74. Heider)
Trainer: Tobias Schweinsteiger
Rot-Weiss Essen:
Golz – Heber, Rios Alonso, Bastians – Wiegel, Tarnat, Young – Götze, Fandrich – Ennali, Engelmann
Trainer: Christoph Dabrowski
Schiedsrichter: Mietja Stegemann (Bonn)
Statistik:
Es ist die erste Begegnung der beiden Clubs seit dem 08.04.2006. Zuvor trafen die beiden Clubs 39-mal aufeinander. Die Bilanz lautet 11-12-16 für RWE.
Und die erste Partie fand am 11.05.1952 statt. Damals gewann der VfL in einem Gruppenspiel um die Deutsche Meisterschaft mit 3:2.
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Tabellarisches:
Laut Kicker-Formtabelle spielt der Tabellendreizehnte VfL (3,45) gegen den Tabellensiebzehnten aus Essen (3,48). Tatsächlich spielt der VfL als Tabellenfünfzehnter des siebten Spieltags der 3. Liga gegen den punktgleichen Tabellensechzehnten.