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Ralph Gehrke: „Forza VfL!!!! Jetzt gilt´s erst recht …“

Eigentlich könnte man die Saison für den VfL abhaken. Der Drops scheint gelutscht, seitdem die Mannschaft am letzten Wochenende eine reelle Chance durch einen Grottenkick auf einen Strohhalm geschrumpft hat. Dafür ist sie nicht nur in der OS Rundschau abgewatscht worden, wie kaum einmal in dieser Saison. Zu Recht! Trotzdem ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um den Stab zu brechen. Im Gegenteil, der VfL steht zwar – wieder mal – in einer Situation, in der er so gut wie keine Möglichkeiten mehr hat, aber warum sollte er die nicht nutzen?

Wie ist die Ausgangslange?

Mit einem Wort: bescheiden.

Im Wettlauf um Platz 4, der zu einem Start in der Hauptrunde zum DFB-Pokal in der Saison 2022/23 berechtigen würde, hat der VfL im Vergleich mit den Mitbewerbern die schlechtesten Karten. Drei Punkte hinter 1860 und auch die Mannheimer haben einen Zähler mehr auf dem Konto. Alle drei Teams treffen in den zwei ausbleibenden Spieltagen auf Gegner, die nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren haben.

Für die Osnabrücker bedeutet das konkret, dass sie morgen um 14 Uhr auswärts gegen Havelse ran müssen und am letzten Spieltag an der Bremer Brücke gegen Magdeburg. Aber genau darin liegt ein kleiner Vorteil, denn beide Clubs müssen absolut gar nix mehr auf den Rasen bringen, weil sie etwas Finales erreicht haben. Die einen (Magdeburg) sind Meister und werden am letzten Spieltag entweder mit Restalkoholgehalt in den Gliedern anreisen oder völlig verkatert vom Dauerfeiern. Man kann darauf hoffen, dass die Magdeburger sich morgen gegen 1860 noch anstrengen werden, weil sie vor eigenem Anhang nicht unbedingt die Feierstimmung eintrüben wollen.

Die anderen (Havelse) sind definitiv abgestiegen und dementsprechend schlecht drauf bzw. null motiviert.

 

Warum sollte der VfL noch 100 Prozent motiviert sein?

Weil die Mannschaft noch immer die Möglichkeit hat, etwas zu gewinnen, und zwar etwas, das man nicht unbedingt erwarten konnte.

Wenn der VfL-Anhang ehrlich ist, dann müsste jeder, der hier mit der Mannschaft fiebert, zugeben, dass die Truppe das gegeben hat, was an Potenzial in ihr steckt. Der VfL hat eine top-durchschnittliche Saison 2021/22 hingelegt. Mehr war nicht drin! Dass es überhaupt so zufriedenstellend gelaufen ist mit diesem Kader, ist sicherlich der Trainingsführung von Trainer Daniel Scherning zu verdanken, dem man jetzt schon bescheinigen kann, das er das Meiste richtig gemacht hat.

Unter ihm haben sich Spieler, die spekulativ aus der 4. Liga geholt wurden, wie Kleinhansl, Kunze, Köhler und Simakala, relativ schnell weiterentwickelt, sodass sie absolut auf Drittliganiveau mithalten können. Das ist schon mal bemerkenswert. Es liegt in der Natur einer Mannschaft, die nach ihrem Limit sucht, dass sie phasenweise auf mehr hoffen lässt. So gesehen hatten die neu entflammte Begeisterung beim Publikum und sporadische Tabellenstände das Wunschdenken vom Aufstieg befeuert.

Jeder, der illusionslos verfolgt hat, was auf dem Rasen wirklich ablief, musste damit rechnen, dass die Saison am Ende mit einem Tabellenplatz belohnt wird, der der Mannschaft entspricht. So gesehen ist die Mini-Chance auf den Pokalstartplatz sogar eine kleine Überraschung. Also sollten wir uns alle freuen.

 

Mit welcher Strategie könnte die Sensation gelingen?

Um es vorweg zu sagen – Strategie ist das falsche Wort. Das System, das die Mannschaft trainiert hat, beherrscht sie aus dem Effeff. Darüber hinaus braucht es keine Strategie, sondern EINSTELLUNG.

D  . h., wenn noch etwas zu holen ist, dann nur mit einer Mannschaft, die vom Torwart bis zum Stoßstürmer bereit ist, sich in den restlichen 180 Minuten den Allerwertesten aufzureißen. Dazu benötigt man das richtige Personal. Es geht also um die Frage nach bestimmten Spielern. Da wären zunächst die, auf die man jetzt verzichten sollte.

Nicht einmal nachdenken sollte man über Andrew Wooten. Der gute Mann hat die komplette Saison Altherren-Kick angeboten und deshalb wäre es mehr als sinnvoll, wenn er seine Krankschreibung verlängert bekäme.

Keinesfalls in Betracht zu ziehen ist Ulrich Bapoh. Viel zu viel Geduld hat das Trainerteam mit ihm gehabt, jetzt muss Schluss sein mit Sportpädagogik. Was er spielt ist Alibi, vielleicht weil seine Verletzungsanfälligkeit mittlerweile legendär ist. Wir wünschen ihm alles Gute für eine Zukunft ohne den VfL.

Stolper-Felix Higl. Man muss zugeben, dass er ein paar lichte Momente in einem Zeitenmeer von unzähligen Minuten gehabt hat. Jetzt drauf zu warten, dass womöglich noch einer kommt, wäre grob fahrlässig.

Sebastian Klaas: Der wohl meistüberschätzte Spieler des VfL der letzten fünf Jahre, hat sich schon vor Wochen innerlich verabschiedet. Der ist fix bei Paderborn und wird sich hier nicht weiter in die Gefahr stürzen, noch wieder eine Saison in der Reha zu schwitzen. So etwas mögen neue Arbeitgeber nicht. Ob er sich überhaupt zu einem veritablen Zweitligaprofi hochschrauben kann, steht in den Sternen. Wir wünschen ihm alles Gute dabei, dies zu versuchen.

Auf der Kippe: Ba-Muaka Simakala. In seinem Fall wäre dringend eine klare Ansage unter Männern vonnöten. Den lustigen ´Chance` müsste man nur schlicht, aber pointiert, vor die Frage stellen, ob er den durchaus vielversprechenden Eindruck, den er bis zum Februar bei Trainer und Fans erweckt hat, AM ENDE KOMPLETT VERGURKEN WILL!

Vier Kandidaten für die Tribüne und einer, der wackelt. Durch wen sollen die jetzt ersetzt werden? Grundsätzlich durch Spieler, die bereit sind, ALLES zu geben, was drin ist. Leute von der Bank oder aus der zweiten Reihe, die für die Zukunft stehen und auch selbst um eine kämpfen.

Oliver Wähling, teilweise – hinter der Hand – als absoluter Star beim Training auf der Illoshöhe abgefeiert, aber für die richtigen Spiele kaum berücksichtigt. Zu Beginn mit der 10 ausgerüstet, was darauf hindeutet, dass man mit ihm als Schlüsselspieler im offensiven Mittelfeld gerechnet hatte. Der muss geradezu brennen, ins Spiel geschickt zu werden. Um das auszuprobieren, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt: unbedingt in die Startelf.

Emeka Oduah, in der Winterpause geholt als Hoffnungsrakete für den Sturm. Und was nun? Der junge Mann muss sich doch langsam verladen vorkommen, wenn man ihn immer nur in Situationen bringt, in denen er nur noch für wenige Minuten schaulaufen darf. Kein Wunder, dass er sich dann vor lauter Nervosität erst mal lang hinlegt, anstatt aufs Tor zu schießen. Also, mit Schulterklopfen und ganz viel Aufmunterung in die Startelf (Vorher noch eine Video-Animation von seinen Zeiten in Berlin Nord-Ost).

Dazu gehören auf die Bank einige von den „Talenten“ aus der A-Jugend. Die sind auf alle Fälle motivierter als zum Beispiel ein Davide Itter, dessen tiefergelegtes Limit in der Liga bekannt ist.

Fazit: Wenn der VfL es noch einmal versuchen will, das fast Unmögliche zu reißen, dann nur mit einem Personal, das die Rolle des Jägers voll und ganz umsetzt. Nur mit Spielern, die bereit sind, den Gegner 90 Minuten zu hetzen und zu stellen, wird es gelingen. In die Hände wird ihnen spielen, dass für die anderen die Saison gelaufen ist. Von Havelse und Magdeburg hat dann keiner mehr Bock auf Stress.

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