Sternguckerin Maria Kirch (*25.2.1670) war die erste Frau, die einen Kometen entdeckt hat
Das Interesse der Pfarrerstochter Maria Margaretha Winckelmann an der Astronomie wurde von Christopher Arnold geweckt, einem Bauern aus Sommerfeld bei Leipzig, der die Astronomie als Autodidakt betrieb. Nachdem Maria mit 13 Jahren beide Eltern verloren hatte, wurde sie sein inoffizieller Lehrling, später seine Assistentin und lebte bei ihm und seiner Familie.
Mit Anfang zwanzig lernte sie den 30 Jahre älteren bekannten Astronomen Gottfried Kirch kennen. Sie heirateten, bekamen sechs Kinder und zogen 1700 nach Berlin, wo der Kurfürst von Brandenburg (der spätere Friedrich I. von Preußen) Gottfried Kirch zu seinem Astronomen ernannte und die kurfürstlich-brandenburgische Sozietät der Wissenschaften zu Berlin ihn anstellte.
Gottfried unterrichtete Maria weiter, da sie als Frau keine Universität besuchen durfte. Und so wurde sie seine Assistentin und wie Maria Cunitz, Elisabeth Havelbus und Maria Clara Reimart eine der wenigen Frauen, die im 18. Jahrhundert in diesem Metier tätig waren.
Maria und Gottfried arbeiteten gemeinsam an den Stern- und Wetterbeobachtungen und Himmelskörperberechnungen (1697 begannen die Kirchen, Wetterinformationen aufzuzeichnen) und erstellten 1701 auch den ersten „chur-brandenburgischen Handlungstern-Kalender“ (Friedrich III. hatte 1700 das Kalendermonopol und eine Kalendersteuer eingeführt, mit der er die Astronomen und Mitglieder der Akademie bezahlte).
Während des ersten Jahrzehnts ihrer Arbeit an der Akademie beobachtete „die Kirchin“, so wurde sie genannt, jeden Tag ab 21 Uhr den Himmel. Während einer solchen Routine-Beobachtung entdeckte sie 1702 auch den „Kometen von 1702“ (c /1702 h1).
In der Öffentlichkeit wurde ihr Mann als Entdecker benannt; der immerhin stellte den Sachverhalt klar. Obwohl die anderen Herren der Schöpfung ihren Anteil an der Forschung kleinredeten, setzte Maria Kirch ihre Arbeit fort und veröffentlichte ihre Beobachtungen über das Polarlicht „Aurora borealis“ (1707), über die Konjunktion der Sonne mit Saturn und Venus (1709) und die (damals bevorstehende) Konjunktion von Jupiter und Saturn (1712) unter eigenem Namen.
1709 stellte der Präsident der Akademie der Wissenschaften, Gottfried von Leibniz, sie dem Preußischen Hof vor, und Kirch trug ihre Sichtungen von Sonnenflecken vor. Nachdem ihr Mann 1710 verstorben war, versuchte sie, seinen Platz als Astronom und Kalender Macher an der Akademie einzunehmen. Die Mitglieder des Akademierats (bis auf Leibniz) lehnten ihren Antrag ab, sie wollte keinen Präzedenzfall schaffen und sich der Lächerlichkeit preisgeben, indem sie eine Frau ernannten.
Und auch Marias Petition an den königlichen Hof wurde nach 18-monatigem Hin und Her endgültig negativ beschieden. Bitter enttäuscht wies sie im Vorwort zu einer ihrer Veröffentlichungen darauf hin, dass eine Frau „so geschickt wie ein Mann sein könnte, den Himmel zu beobachten und zu verstehen …“.
Maria hatte ihre Kinder Christ Fried, Christine und Margaretha in der Astronomie ausgebildet, und letztlich blieb ihr nun nichts anderes übrig, als die Assistentin ihres Sohns zu werden. So konnte sie immerhin weiter oder wieder an ihrer geliebten Sternwarte arbeiten. Männliche Akademiemitglieder beklagten sich jedoch bald darüber, dass sie dort eine zu herausragende Rolle spiele und so wurde ihr befohlen, „sich in den Hintergrund zurückzuziehen und das Gespräch … ihrem Sohn zu überlassen“. Die Kirchin weigerte sich, bis man sie zwang, ihr Haus auf dem Observatoriumsgelände aufzugeben.
Maria Kirch starb 1720 in Berlin.