Aus dem Blickwinkel eines Israelis mit Osnabrücker Wurzeln
„Jetzt wird erstmals das Ausmaß des grausamen Ãœberfalls auf Israel vom vergangenen Samstag deutlich“ schreibt Raul Reinberg in einer Nachricht an seine in Argentinien, USA und Canada lebenden Verwandten. Raul wohnt mit seiner Familie in Be’er Sheva, nur 40 km vom Gazastreifen entfernt. Dort hatten Angehörige der Terrororganisation Hamas an über zwanzig Stellen den Sicherheitszaun durchbrochen und nahe gelegene israelische Dörfer überfallen. „Granaten haben Häuser in den umliegenden Dörfern zerstört. In manchen Orten sind zwanzig Prozent der Einwohner vermisst oder von den Hamas als Geiseln genommen“, schreibt Raul Reinberg weiter.
Ein grausames Blutbad mit über 200 Toten hätten die Terroristen unter jungen Menschen auf einem Musikfestival angerichtet. Viele der dort feiernden jungen Leute seien misshandelt und verschleppt worden. Raul Reinberg, dessen Mutter in Osnabrück geboren und in den 1930er Jahren nach Argentinien ausgewandert ist, macht sich Sorgen um die Zukunft seines Landes:
„Ich weiß nicht, wie die Zukunft Israels aussehen wird. Aber alle sind davon überzeugt, dass wir am Ende siegen werden. Doch der Preis dafür wird hoch sein.“ Raul und seine Familie fühlen sich sicher untergebracht, wie er gegenüber seinen Verwandten in Ãœbersee bestätigt, „aber die Sirenen heulen nahezu ununterbrochen und die Straßen sind leer.“ Am Morgen hätten er und seine Frau Susanna in einer Einrichtung mitgeholfen, Pakete mit Verpflegung, Hygieneartikel und Kleidung für die einberufenen Reservisten zu packen.
Dabei habe es zwischen den Menschen aus den unterschiedlichen Bevölkerungsschichten unter den aktuellen Umständen Einigkeit darüber gegeben, die heftigen politischen Differenzen der vergangenen Monate auszublenden. Angesichts der Spannungen auch an der Grenze zum Libanon, wo es ebenfalls Schusswechsel gegeben habe, sei man froh, die USA an der Seite Israels zu wissen. „Ohne die Amerikaner gäbe es uns womöglich nicht mehr.“