Freitag, 20. September 2024

Solidarität mit dem SubstAnZ und gegen jeden Antifeminismus

17.09.2024 – Statement des Feministischen Streikbündnisses Osnabrücks zu den Geschehnissen rund um die Besetzung der Frankenstraße 25A um den 07.09.2024

„However I dress. Wherever I go. Yes means Yes and No means No!“

James Cowie (Besitzer des Brücks und neuer Mieter der Frankenstraße 25a) sieht das aber anders, denn in den von ihm neu angemieteten Räumen wurde der Spruch nun zu „No means Yes“ verunstaltet. Wenige Tage später bekennt er sich verantwortlich für diese Verherrlichung geschlechtsspezifischer Gewalt (Insta-Statement: „Hierfür übernehme ich als Geschäftsführer die volle Verantwortung.“)

Zu den Hintergründen: Nachdem am Samstag (07.09) das Haus in der Frankenstr. 25a besetzt wurde, kursierten Bilder auf Instagram, die Veränderungen feministischer Tags im Haus zeigten. Darunter obiger Spruch, der nun aber zur Vergewaltigung aufruft und sexuelle Gewalt verherrlicht. Der Slogan erinnert auch an Vorkommnissse an US-amerikanischen Uni seit dem Jahr 2010 und im Zuge dessen an aufkommende Debatten um rape culture. Eine weitere „Verschönerung“ wurde bei dem Spruch „Fight for Feminism“ vorgenommen, wo nun „Fight for Men“ steht.

Die Brücklyn Gmbh & Co. KG, dessen Geschäftsführer James Cowie ist, ist Eigentümer des Osnabrücker Nachtclubs Brücks und nun der neue Mieter der Frankenstr. 25a. Keine Woche nach Abschluss des Mietvertrags und Schlüsselübergabe wurden erste Änderungen der Räume vorgenommen, unter anderem oben beschriebene Ausdrücke einer antifeministischen Haltung. Das kommt von einem Nachtclub, der eigentlich laut Website „kein aggressives Verhalten, keine Homophobie, Sexismus oder Rassismus“ duldet. Einem Ort, an dem sich FLINTA* sicher vor sexuell übergriffigen Verhalten fühlen, in Ruhe tanzen und ihren Spaß haben sollten. Wir fragen uns da doch ehrlich, wie das Brücks im Falle von Sexismus und übergriffigen Verhalten in ihren Räumen reagiert. Im Sinne der Betroffenen? Wahrscheinlich nicht. Das zeigt dieses Verhalten deutlich sowie das Nicht-Vorhandensein eines Awareness-Konzepts (zumindest findet man hierfür keinerlei Hinweise auf der Website).

Man muss James Cowie schon fast dafür danken, dass er seine Unreflektiertheit und Verhöhnung der Sorgen und Ängste von FLINTA* (sowie Verantwortlichkeit dafür) noch einmal schwarz auf weiß veröffentlicht. Denn dort liest sich, dass es sich bei den Tags um „kindische[n] und unlustige[n] Veränderungen“ handle, „welche nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren“. Nichts daran ist kindisch. Ersetzt das Ganze mit antifeministisch und sexistisch, dann wäre James Cowie zumindest einen Schritt näher an der Reflexion, von der er in seinem Statement schreibt. Das Ganze dann noch im Nachschub damit zu entschuldigen, dass es ja nie für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei, ist keine Entschuldigung sondern ein weitere Beleg für die Unreflektiertheit dieses Statements. Dass das Propagieren von „No means Yes“ hinter geschlossenen Türen stattfinden sollte, ändert rein gar nichts an der Tatsche, dass sich über Einvernehmlichkeit und Konsens hinweggesetzt wurde.

Die Verherrlichung von geschlechtsspezifischer Gewalt und das darauffolgende Statement sind eine Verhöhnung aller Betroffenen sexualisierter Gewalt und aller Menschen, die im Lichte der aktuellen Entwicklungen, um ihre Sicherheit zu fürchten haben.

Jeden Tag lesen wir Schlagzeilen von häuslicher Gewalt und Femiziden. Das ist nur die Spitze dessen, was FLINTA* tagtäglich erdulden müssen. Diese Entwicklungen sind beängstigend und schränken uns in unserem alltäglichen Leben (und ja auch beim Feiern gehen) ein und was macht das Brücks? Es wünscht sich mehr Kämpfe für Männer („Fight for Men“), als wenn diese und solches Verhalten nicht die Ursachen eben jener Entwicklungen wären.

Dass sich Medien, wie die NOZ, nun unverhältnismäßig auf Sprüche wie „Brücks sprengen“ stürzen, kann nur als Ablenkung verstanden werden und drückt den Unwillen aus sich mit dem oben gesagten auseinanderzusetzen. Es gibt keinen begründeten Tatverdacht, in Bezug auf eine FLINTA-Person. Wir sehen darin lediglich einen weiteren traurigen Versuch aus Opfern Täter*innen zu machen. An der Tatsache, dass in einem Patriarchat die Gewalt von Männern ausgeht, ändert sich nichts. Und die sogenannten „kindischen“ Sprüche des Inhabers vom Brücks fordern regelrecht dazu auf diese Gewalt auszuleben. „No means Yes“ ist eine Aufforderung zur Vergewaltigung. Genau das ist das Problem mit dem sich Medien wie die NOZ auch mal beschäftigen müssten.


Für mehr SubstAnZ

Wir sind wütend, dass das SubstAnZ seine Räume verloren hat und somit auch ein wichtiger Safer Space für FLINTA* in Osnabrück wegfällt. Denn Räume, in denen es wirklich darum geht, dass sich alle Menschen wohlfühlen, können nicht primär von kapitalistischen Interessen getrieben sein.

Es braucht autonome und selbstverwaltete Räume!
Es braucht ein Haus für das SubstAnZ!

Feministisches Streikbündnis Osnabrück

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