Zwei Jahre früher als bundespolitisch gefordert:
Alle Grundschulen in Osnabrück sind jetzt Ganztagsschulen
Eine Grundschule für den Ganztag fit zu machen ist eine Herausforderung. Baulich müssen Mensaküchen und Speisenräume zur Verfügung gestellt, zusätzliche Räume und Büros für die Ganztagskoordination geschaffen werden. Auch allgemeine Unterrichtsräume benötigen ergänzendes Mobiliar zur ganztägigen Nutzung. Die Beteiligten mussten pädagogische Konzepte mit den Bausteinen Schule, Ganztag und kooperativer Hort erarbeiten und vor Ort umsetzen. Die Stadt Osnabrück hat all dies nicht an einer, sondern an zehn Grundschulen parallel geplant und bis zum Start des aktuellen Schuljahres umgesetzt.
„Der Ausbau aller Grundschulen zu Ganztagsschulen bis zum Sommer dieses Jahres war äußerst ambitioniert“, sagte Katharina Pötter bei einem Besuch der Altstädter Grundschule, die eine der Schulen ist, an denen es seit Sommer ein Ganztagsangebot gibt. „Auch wenn der Rechtsanspruch erst ab Sommer 2026 gilt, war es mir wichtig, hier bereits frühzeitig flächendeckend an den Start gehen zu können und eine für viele Familien herausfordernde Betreuungslücke zu schließen.“
Diese Lücke entsteht, wenn ein Kind die Kita, in der es ein Nachmittagsangebot gibt, verlässt, auf eine Grundschule wechselt und keinen Hortplatz bekommen hat. „Nun stellen wir als kostenlose Betreuung an allen Osnabrücker Schulen ein Ganztagsangebot nach dem Osnabrücker Modell für alle Kinder sicher; durch ein schulisches Angebot bis gegen 15.30 Uhr im Rahmen des Ganztags und durch eine optionale Anschlussbetreuung im Kooperativen Hort“, erklärt Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann.
An den sieben Standorten Altstädter Grundschule, Elisabeth-Siegel-Schule, Elisabeth-/Rückertschule, Franz-Hecker-Schule, Heinrich-Schüren-Schule, Grundschule Pye und Grundschule im Widukindland waren die Umbauarbeiten und Neueinrichtungen zum Ende der Sommerferien 2024 weit fortgeschritten. So konnte hier der Ganztag unter Wahrung von baurechtlichen, sicherheitsrelevanten, logistischen und hygienischen Erfordernissen in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten beginnen. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Materialien war das an den Grundschulen Voxtrup und Haste noch nicht so. Weil diese Engpässe jedoch früh erkannt wurden, konnten dank der Zusammenarbeit mit Partnern der Kinder- und Jugendhilfe Lösungen in den bestehenden Räumlichkeiten gefunden werden, sodass auch dort die Ganztagsbetreuung anlaufen konnte. Nach den Herbstferien sind auch hier die letzten Arbeiten abgeschlossen.
Während an der Altstädter Schule und der Grundschule Voxtrup bereits in weiten Teilen permanente Ganztagslösungen umgesetzt wurden, handelt es sich an den anderen Standorten um Übergangslösungen. Allerdings ließ sich hier nicht ein Vorgehen über alle Schulen stülpen. Vielmehr waren individuelle Betrachtungen notwendig, bei denen es teils nur um kleinere Eingriffe ging, teils die Stellung von Mobilklassen, aber auch der Entwurf gänzlich neuer Grundrisse diskutiert und geplant werden mussten.
Doch bei der Umwandlung in Ganztagsschulen ging es nicht nur um bauliche und pädagogische Aspekte. So musste überall die Mittagsverpflegung ab dem ersten Tag sichergestellt werden. Dafür hat die Stadt alleine 13 neue Küchenkräfte eingestellt. Die Jugendhilfeträger vor Ort wurden intensiv in alle Planungen und die Umsetzung einbezogen. An allen Standorten hat die Verwaltung die Pläne an Elternabenden vorgestellt. Das Ziel der vorzeitigen flächendeckenden Ganztagsschullandschaft konnte nur durch eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, intensive Kommunikation und eine hohe Kompromissbereitschaft erreicht werden. „Durch die optimierten Strukturen an unseren Grundschulen macht die Stadt Osnabrück bildungspolitisch einen großen Schritt“, freut sich Wolfgang Beckermann. „Die beiden Bildungssysteme Schule und Jugendhilfe greifen nun noch besser ineinander.“
Das kann auch Rita Lemper, Leiterin der Altstädter Grundschule, bestätigen. Wo sich vorher drei einzelne Räume befanden, ist an der direkt mit dem Gebäude der Altstädter Schule verbundenen Möser Realschule eine Mensa mit Ausgabeküche entstanden. „Dass das so gut geklappt hat, ist auch der konstruktiven Zusammenarbeit mit der Schulleitung der Möser Realschule zu verdanken“, sagt Lemper. Die Abläufe funktionieren, um 12 Uhr essen die Kinder der ersten beiden Jahrgänge, um 13 Uhr die Klassen drei und vier. Anschließend werden Hausaufgabe gemacht bevor um 14.30 Uhr die Arbeitsgemeinschaften starten. Hier haben die Kinder eine vielfältige Auswahl von sportlichen Herausforderungen über musikalisch-künstlerische Schwerpunkte, den Bereich Sprache, Fremdsprache und Mediation bis hin zum Bereich MINT oder einfach freie Spielzeit. Gibt es nach 15.30 Uhr Betreuungsbedarfe, werden diese durch den kooperativen Hort sichergestellt.
Die Angebote werden an der Altstädter Schule sehr gut angenommen. Von den 151 Schülerinnen und Schülern nehmen 124 das Ganztagsangebot wahr, was einem Anteil von 82 Prozent entspricht.