Das Institut für Germanistik der Universität Osnabrück, die Altstädter Bücherstuben und das Literaturbüro Westniedersachsen laden ein zur LiteraTour Nord 2024/2025, der renommierten Lesereise von fünf hochkarätigen Autorinnen und Autoren durch sieben norddeutsche Städte.
Bei 33. Ausgabe der Tour sind das: Valerie Fritsch (1. November 2024), Maren Kames (22. November 2024), Clemens Meyer (6. Dezember 2024), Michael Lentz (17. Januar 2025) und Mithu Sanyal (31. Januar 2025).
Die Autorinnen und Autoren starten ihre Reise jeweils am Sonntagvormittag in Oldenburg, lesen am selben Abend in Bremen und an den folgenden sechs Tagen in Lübeck, Rostock, Lüneburg, Hannover und Osnabrück. Die 1992 etablierte Lesereise um den Preis der LiteraTour Nord ist ein einzigartiges Projekt von norddeutschen Kultureinrichtungen, Buchhandlungen, Hochschulen und der VGH Stiftung. Gemeinsam laden wir fünf deutschsprachige Autorinnen und Autoren ein, ihre aktuellen Bücher vorzustellen. Bei der Entscheidung über die Vergabe des Preises berücksichtigt die Jury auch die während der Lesereise abgegebenen Publikumsstimmen. Die Lesungen werden von Lehrenden der örtlichen Universitäten moderiert, die projektbegleitende Lehrveranstaltungen in ihren Studiengängen anbieten. Die VGH Stiftung fördert die LiteraTour Nord seit 2006 maßgeblich und stiftet zudem den mit 15.000 Euro dotierten Preis.
Mit der Saison 2024/2025 übernimmt Dr. Jens Peters, Leiter des Literaturbüros Westniedersachsen, die Rolle des Jury-Sprechers von Kathrin Dittmer, Leiterin des Literaturhauses Hannover.
Weitere Informationen zur Lesereise, den Autorinnen und Autoren finden Sie auf den folgenden Seiten sowie unter www.literatournord.de.
Die Autorinnen und Autoren der LiteraTour Nord 2024/2025 und ihre Bücher im Überblick:
VALERIE FRITSCH, „Zitronen“
Valerie Fritsch, geboren 1989, bereist als freie Autorin die Welt. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2015 wurde sie mit dem Kelag-Preis und dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2020 erhielt sie den Brüder-Grimm-Preis für Literatur. Sie lebt in Graz und Wien.
August Drach wächst in einem Haus am Dorfrand auf, das Hölle und Paradies zugleich ist. Der Vater misshandelt seinen Sohn, Zärtlichkeit hat er nur für die Hunde übrig. Trost findet August bei seiner Mutter. Doch als der Vater die Familie verlässt, verwandelt sich die Zuwendung der Mutter: Sie macht August mit Medikamenten krank, um ihn pflegen zu können. Wie lernt ein erwachsener Mensch, mit einer Kindheit umzugehen, in der Grausamkeit und Liebe untrennbar zusammengehören?
Termin: Osnabrück, Freitag, 1. November, 19 Uhr
Renaissancesaal des Ledenhofes, Am Ledenhof 3-5
ZITRONEN | ROMAN |Suhrkamp Verlag | Berlin 2024 | 186 S. | 24,00 Euro
MAREN KAMES, „Hasenprosa“
Maren Kames, geboren 1984 am Bodensee, lebt als freie Autorin von Lyrik und Prosa und Übersetzerin in Berlin. Ihre Bücher „Halb Taube halb Pfau“ (2016) und „Luna Luna“ (2019) wurden mehrfach ausgezeichnet. „Luna Luna“ wurde 2022 am Schauspiel Leipzig uraufgeführt. Ihr Roman „Hasenprosa“ ist aktuell auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
»Wenn das alles gewesen ist, ziehe ich aus!«, ruft da eine und macht sich in ihren Meilenstiefeln, ihren Reisesocken davon. Auf der Rückbank: ein Hase. Es geht einmal quer durch die Zeit, die Zeitalter und hinaus, ins knalldunkle All. Im Strichflieger durch den Himmel und die Erinnerung: an zwei Großmütter, eine helle, eine dunkle, eine heile, eine wunde. Einen Großvater, seine furchigen Hände. Einen Bruder und seinen Baum. Ein Buch wie ein Kindheitssommer, ausschweifend, »sturzoffen« und leuchtend schön.
Termin: Osnabrück, Freitag, 22. November, 19 Uhr
Renaissancesaal des Ledenhofes, Am Ledenhof 3–5
HASENPROSA | ROMAN |Suhrkamp Verlag | Berlin 2024 | 182 S. | 25,00 Euro
CLEMENS MEYER, „Die Projektoren“
Clemens Meyer, geboren 1977 in Halle / Saale, debütierte 2006 sehr erfolgreich mit „Als wir träumten“. Für sein umfangreiches Werk erhielt er zahlreiche Preise, u.a. wurde er für sein bisheriges Werk mit dem Klopstock-Preis für neue Literatur geehrt. Sein Roman „Die Projektoren“ ist aktuell auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises.
Im Velebit-Gebirge erlebt ein ehemaliger Partisan die abenteuerlichen Dreharbeiten der Winnetou-Filme. Jahrzehnte später finden hier die brutalen Kämpfe der Jugoslawienkriege statt – mittendrin eine Gruppe junger Rechtsradikaler aus Dortmund, die die Sinnlosigkeit ihrer Ideologie erleben muss. Und in Leipzig werden bei einer Konferenz in einer Psychatrie die Texte eines ehemaligen Patienten diskutiert: Wie gelang es ihm, spurlos zu verschwinden? Und was verbindet ihn mit dem Weltreisenden Dr. May? Ein Epos über die Krisen Europas und die Kunst des Erzählens.
Termin: Osnabrück, Freitag, 6. Dezember, 19 Uhr, Museumsquartier (MQ4), Lotter Str. 2
DIE PROJEKTOREN | ROMAN |Fischer | Frankfurt a.M. 2024 | 1056 S. | 36 Euro
MICHAEL LENTZ, „Heimwärts“
Michael Lentz, geboren 1964 in Düren, lebt als Autor, Musiker und Herausgeber in Berlin. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Walter-Hasenclever-Literaturpreis.
Wie kann man ein besserer Vater als der eigene werden? Michael Lentz erinnert sich an die unheimlichen Jahre der alten Bundesrepublik, an eine westdeutsche Kleinstadt-Kindheit zwischen Apfelkuchen und Zorn. Regelmäßig rutscht dem Vater die Hand aus, oder man begegnet sich wortlos im Haus. Es gibt viel zu essen, und die Mutter sorgt für Ordnung und schlechtes Gewissen. Unterbrochen werden die Erinnerungen von der Stimme eines Kindes, das die alte BRD nur noch vom Hörensagen kennt – aus dem Sohn ist nun selbst ein Vater geworden.
Termin: Osnabrück Freitag, 17. Januar, 19 Uhr
Renaissancesaal des Ledenhofes, Am Ledenhof 3–5
HEIMWÄRTS | ROMAN |Fischer | Frankfurt a.M. 2024 | 304 S. | 24 Euro
MITHU SANYAL, „Antichristie“
Mithu Sanyal, geboren 1971 in Düsseldorf, ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin, Journalistin und Kritikerin. 2021 erschien ihr erster Roman „Identitti“, der auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stand und mehrfach ausgezeichnet wurde. Ihr Roman „Antichristie“ war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024.
London 2022, die Königin ist tot! An den Trauernden vorbei rennt Durga: internationale Drehbuchautorin, Tochter eines Inders und einer Deutschen, und voller Appetit auf Rebellion und Halluzinationen. Sie soll an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitarbeiten. Doch auf einmal ist es 1906, und sie trifft indische Revolutionäre, die keineswegs gewaltfrei wie Ghandi kämpfen. Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt? „Antichristie“ fragt nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen und bringt die ganze Welt in die deutschsprachige Literatur.
Termin: Osnabrück Freitag, 31. Januar, 19 Uhr
Juridicum der Universität Osnabrück, Heger-Tor-Wall 14
ANTICHRISTIE | ROMAN |Hanser Verlag | München 2024 | 544 S. | 25 Euro
Die Jury und das Publikum der LiteraTour Nord entscheiden auch in diesem Jahr, wer den mit 15.000 Euro dotierten Preis erhält. Die 33. Tour findet ihren feierlichen Abschluss mit der Preisübergabe am 24. April 2025 in den Räumen der VGH Versicherungen in Hannover.
Titelfotos: Clemens Meyer_©Gaby Gerster, Maren Kames_©MaxZerrahn_SV, Lentz_Michael_©Victor Pattyn, Mithu Sanyal_3_©Carolin Windel, Fritsch-Valerie©oxyblau_SV