Schon die Fünfziger atmeten eine „autogerechte Stadt“
Zum zweiten Mal setzt die OR ihre Serie zur Präsentation der eindrucksvollen Ansichtskarten-Sammlung von Helmut Riecken fort. „Autogerechte Stadt“: Diese heute gruselig klingende Vision prägte noch in den Siebzigern die kommunale Verkehrspolitik fast aller deutschen Städte. Der Osnabrücker Gastro-Betrieb „Auto-Hotel+Kristall-Palast“, gelegen an der Bohmter Straße 52, nahm somit ein Stückchen Zukunft vorweg – war aber keineswegs nur durchreisenden Menschen auf vier Rädern ein fester Begriff.
Die Adresse, die zuvor stets „Tentenburg“ hieß, wurde vom Gastronomen Erich Risch betrieben und existierte bis in die 70er-Jahre. Dem Hotel mit immerhin 115 Betten waren, wie soll es bei einem Auto-Hotel anders sein, auch eine Tankstelle sowie ein großer Saal angeschlossen. Legendär geblieben sind dort die Auftritte des Voxtruper Medium-Terzetts, das seinerzeit auch dem bundesdeutschen Fernsehpublikum ein fester Begriff war. Auch im Kristall-Palast dürfte der Evergreen „Ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto“ unzählige Male vorgetragen und bejubelt worden sein.
Die farbige Ansichtskarte von 1940 zeigt uns die Innenansicht des Kristall-Palastes, in dem damals – trotz Krieg – ein offenbar reges Leben herrschte.