Interview mit dem Moderatoren-Duo Ulf Ronnsiek und Sören Hage zur Kleinkunst-Show „Kunst gegen Bares“ in der Osnabrücker Lagerhalle
In der Lagerhalle wird am Donnerstag, dem 17. Oktober, zum dritten Mal das Kapitalistenschwein des Abends gesucht. Aber was hat das mit einer ganz besonderen Show zu tun? Nachdem wir vor der zweiten Ausgabe krankheitsbedingt nur mit Sören Hage sprechen konnten, sprachen wir nun mit Ulf Ronnsiek und Sören Hage über die Acts in der Show und darüber, was die Zuschauer*innen erwarten können.
Osnabrücker Rundschau: Hallo ihr beiden, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein Gespräch genommen habt. Ulf, inwieweit würdest Du Deinen Part in der Show beschreiben? Stell dir vor Sören wäre Thomas Gottschalk, bist Du sowas wie die Michelle Hunziker von Sören?
Ulf Ronnsiek: Haha nein, eigentlich nicht. Keiner ist der Sidekick des anderen. Wir ergänzen uns auf der Bühne als Team. Meine Aufgabe ist grundsätzlich dieselbe wie bei Sören, das Publikum durch den Abend zu begleiten. Die Leute mit einer humorvollen Moderation zu unterhalten und ihnen die Künstler*innen näherzubringen. Natürlich haben wir dabei unsere ganz eigenen Stärken und unseren eigenen Stil.
OR: Wie läuft bei Euch die Vorbereitung ab? Schaust Du Dir häufig die Auftritte der Kolleg*innen an, bevor Du sie einlädst?
UR: Die meisten Gäste kenne ich durch meine Arbeit als Musiker bereits, weil ich mit den meisten schon die Bühne geteilt habe. Das können „Kunst gegen Bares“- Shows in anderen Städten sein oder andere Kleinkunstveranstaltungen. Von daher sind mir die meisten Künstler*innen ein Begriff, sodass ich dann Sören Vorschläge mache, wen ich einladen möchte. Die meisten davon machen schon größere Shows oder haben abendfüllende Programme, haben ihre Karrieren aber häufig bei „Kunst gegen Bares“ begonnen und kehren somit gerne zu ihren Anfängen zurück. Sören hat dann die Möglichkeit, sein Feedback einzubringen und eigene Vorschläge zu machen. Wir entscheiden am Ende immer gemeinsam, wen wir einladen möchten.
OR: In der Show sind vier Acts plus ein Special Gast zu sehen. Wie viele Künstler*innen habt ihr ursprünglich auf Eurer Einladungsliste?
Sören Hage: Wir haben schon eine recht lange Liste an Namen mit Acts aus ganz Deutschland, die infrage kommen und die wir gerne dabeihätten. Dann überlegen wir uns, welche Gäste für die nächste Show zusammenpassen und welche Charaktere gut harmonieren. Es gibt natürlich auch Absagen, damit muss man rechnen. Die meisten Künstler*innen, die wir anfragen, haben aber große Lust. Das hängt zum einen mit dem Format „Kunst gegen Bares“ und zum anderen mit dem deutschlandweit positiven Image der Lagerhalle in der Szene und darüber hinaus zusammen.
OR: Im Gegensatz zu den anderen „Kunst gegen Bares“ Formaten hat die Osnabrücker Ausgabe den Zusatz Deluxe. Was ist das Besondere an Eurer Show?
SH: Wie bereits erwähnt, treten bei uns zum einen nur gestandene Profis auf. Zum anderen hängt das auch mit der Spielzeit zusammen, die bei uns 15 Minuten pro Act beträgt und bei anderen Formaten eher sechs bis sieben Minuten. In manchen Städten ist „Kunst gegen Bares“ sogar als offene Bühne organisiert ohne jegliche Qualitätskontrolle. Das ist bei uns also ganz anders. Zudem haben wir zum Ende der Show einen Special Guest, um tollen Leuten der regionalen Kunstszene ebenfalls eine Bühne zu geben. Das war beispielsweise schon der ehemalige deutsche Meister im Poetry Slam Florian Wintels.
OR: Was macht einen Act zu etwas Besonderem, damit Du ihn/Sie in die Show einladest?
UR: Unser Anspruch ist es, Acts einzuladen, die über Bühnenerfahrung verfügen und die teilweise mit der Kunst bereits ihr Geld verdienen. Der Anspruch ist es, dass sie Bühnenauftritte gewohnt sind und möglichst eine „Kunst gegen Bares“-Vergangenheit haben. Egal, wie erfolgreich die Künstler*innen sind, sollten sie unsere Werte teilen. Dies beinhaltet, dass wir keinen Platz für Künstler*innen haben, die in ihren Bühnenprogrammen für Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten stehen. Wir stehen für Weltoffenheit und Toleranz.
OR: Was passiert in einem Moment, wenn ihr unterschiedlicher Meinung seid? Wie löst ihr kreative Konflikte? Auswahl der Künstler*innen etc.
SH: Diese Situation kam bislang noch nicht vor. Es ist eher so, dass wir uns in einem produktiven Austausch sind, bezüglich der Abläufe, Zusammensetzung der Acts etc. Am Ende wollen wir nicht nur darauf achten, dass wir vier unterschiedliche Darbietungen haben. Wir wollen nicht nur möglichst die unterschiedlichen Genres an einem Abend repräsentieren, sondern mit dem Publikum eine möglichst emotionale Reise durchleben. Von lustig über nachdenklich und von faszinierend bis zu erstaunlich im wahrsten Sinne des Wortes. Einfach ein Abend fürs Hirn und die Lachmuskeln gleichermaßen.
OR: Gibt es hinter den Kulissen besondere Rituale oder Gewohnheiten, die ihr vor einer Show pflegt, um Euch auf die Bühne vorzubereiten?
UR: Kurz vor Beginn der Show umarmen wir uns und wünschen uns viel Spaß. Zudem checken wir, ob der andere genauso viel Bock hat. Das machen wir auch während der Show. Wir geben uns gegenseitig Sicherheit. Ein weiteres Ritual ist es, dass wir mit den Künstler*innen vor der Show im Backstagebereich Pizza essen und quatschen. Das ist viel toller, als wenn jede/r Künstler*in seine eigene Garderobe hat, seinen Auftritt macht und anschließend nach Hause fährt. Ein kleines Klassenfahrts-Feeling ist uns wichtig.
OR: Wie empfindet ihr die Interaktion mit dem Publikum während der Shows? Welchen Einfluss hat die Stimmung im Raum auf Dich?
UR: Ich empfand die beiden bisherigen Abende als ausgelassen und positiv. Man hat dem Publikum angemerkt, dass sie offen für jede Form der Kunst und diese emotionale Reise sind. Und natürlich überträgt sich das auch auf mich. Ich habe da mehr Bühnenerfahrungen aus der Musik. Dort ist es ebenfalls so, dass die Interaktion während eines Auftritts ein zufriedenes, freundschaftliches Gefühl auslöst. Bei den „Kunst gegen Bares“ Shows hatte ich bislang immer ein wertschätzendes, offenes und lockeres Gefühl.
SH: So geht es mir auch. Und dieser tolle Rahmen gibt natürlich eine zusätzliche positive Energie. Das ist echt toll.
OR: Wie seht ihr die Rolle von „Kunst gegen Bares“ für die lokalen Künstler*innen? Welche Chancen bietet die Show für aufstrebende Talente?
UR: In unserer „Kunst gegen Bares Deluxe Show“ ist es wie gesagt so, dass gestandene und gefeierte Künstler*innen die Bühne betreten und sich messen. Wir wollen zudem der lokalen Künstlerszene eine Möglichkeit geben. Der Special Act kommt wie gesagt immer aus dem Osnabrücker Raum und tritt zum Ende der Show auf, wenn hinter der Bühne die Sparschweine der einzelnen Acts gezählt werden, die vorher reichlich vom Publikum mit Bargeld gefüttert wurden. Diese Schweine sind tatsächlich sehr hungrig haha. Der Special Act bekommt mindestens dieselbe Spielzeit wie die anderen Acts. Wir haben sehr tolle Leute in unserer Region.
OR: Gibt es einen Traumgast für die Show, sei es ein lokales Talent oder ein prominenter Künstler?
UR: Da fällt mir kein konkreter Name ein. Wir erreichen jetzt schon, dass Acts auftreten, die bei uns neues Material testen. Diese Künstler*innen haben zum Teil schon einen höheren Bekanntheitsgrad als „Kunst gegen Bares“. Die testen gerne ihre neuen Lieder, Sketche oder Gags bei uns auf der Bühne.
OR: Wohin würdet ihr „Kunst gegen Bares“ in den kommenden Shows gerne weiterentwickeln? Gibt es Pläne, neue Elemente oder Formate zu integrieren und wie stehst Du zu konstruktiver Kritik aus dem Publikum?
UR: Ich finde, dass wir uns in jeder Show weiterentwickeln. Die kommende Show ist vom Ablauf recht anders als die ersten beiden Shows. Ideen kommen immer wieder, diese bespreche ich mit Sören kontinuierlich. Feedback nehmen wir uns zu Herzen und sprechen das nach der Show gemeinsam durch.
SH: Genau, es gibt auch schon Anregungen, die wir umgesetzt haben. Danke der Lagerhalle und dem Publikum für das bisherige Vertrauen. Erzählt es gerne weiter, damit wir den Saal bald vollmachen und es „Kunst gegen Bares“ wie geplant regelmäßig gibt.
OR: Vielen Dank für das Gespräch und euch natürlich viel Spaß und Erfolg!