Konzert mit musikalischer Weite und tiefgründiger Emotionalität
Am 21. November 2024 gastierte Christopher von Deylen, besser bekannt als Schiller, im Osnabrücker Rosenhof im Rahmen seiner „Wanderlust“-Tournee – ein Abend, der die Synthese von musikalischer Weite und tiefgründiger Emotionalität perfekt widerspiegelte. Mit einer atemberaubenden Mischung aus atmosphärischen Klängen, visuellen Effekten und einer besonderen Nähe zu seinem Publikum bewies der deutsche Musiker und Produzent einmal mehr, warum er zu den bedeutendsten Künstlern der elektronischen Musikszene zählt.
Schon zu Beginn des Konzerts war die Stimmung im Rosenhof von einer fast meditativen Erwartung geprägt. Der Raum bildete einen idealen Rahmen für die sphärischen Klänge, die Schiller und seine Techniker erzeugten. Mit „Schiller“ von dem 2001 erschienenen Album „Weltreise“ eröffnete von Deylen die Wanderlust-Show. Danach folgte eine zweistündige musikalische Reise mit einigen Anekdoten des sonst eher wortkargen Musikers. Die feinen, elektronischen Töne, die sanften Rhythmen und die lyrischen Melodien schufen eine fast greifbare Stimmung, die den ganzen Abend über anhielt.
Vom Reiz kleiner Anekdoten
Es waren gerade diese kleinen Anekdoten, die dem Konzert eine intime Atmosphäre gaben. So gestand Christoph, dass er in seiner Teenager Zeit von der Sängerin Sandra fasziniert war, dies wohl eher optisch, denn eigentlich war er von der Studiotechnik ihres Produzenten (Michael Cretu) fasziniert, die ihn schon früh inspiriert habe. Seine Zeit als Teenager zog sich wie ein roter Faden durch das zweistündige Programm und wer die 80er erlebt hat, konnte Songs wie „Hey little Girl“ von Icehouse, „Heaven can wait“ von Sandra und selbst Beats aus dem Italo Pop Hit „African Man“ von Hally & Kongo Band heraushören.
Christopher erklärte, warum er den Titel „Wanderlust“ für seine Clubtournee wählte: Der Weg ist das Ziel, alles ist erlaubt während der Wanderung und es gibt auch keine Setlist oder ein feststehendes Programm. Auf gut Deutsch: Schiller durfte „spielen und das tat er, eingezäunt von Keyboards, Reglern und Effektgeräten. Und er schuf nach und nach atmosphärische Versatzstücke, die Schicht um Schicht einen wabernden Klangteppich bildeten, die das Publikum in eine andere Welt entführten. Dabei schienen die minimalistischen Lichteffekte perfekt mit der Musik zu verschmelzen, so dass der visuelle Eindruck nie als bloße Kulisse, sondern als integraler Bestandteil des Erlebnisses wahrgenommen wurde.
Kontakt zum Publikum
Schiller selbst zeigte sich bei allem Charisma als zugänglicher Künstler, der den Kontakt zum Publikum suchte. Während der zum Teil längeren Pausen zwischen den Songs erklärte er einige Hintergründe seiner Musik und von sich selbst, sprach über die Inspirationen hinter dem „Wanderlust“-Projekt und stellte eine Verbindung zwischen den Klängen und der Reise des Lebens her. Es war diese Authentizität, die den Abend zusätzlich erlebenswert machte und die Fans tief in seine Musik eintauchen ließ.
Das Konzert endete mit einer der raren Zugaben, die das Publikum mit einem Gefühl der Zufriedenheit zurückließen. Schiller hat es einmal mehr geschafft, eine musikalische Brücke zu schlagen – zwischen elektronischer Musik und den tiefen Emotionen, die jeder von uns auf seinen eigenen Reisen erlebt.
Insgesamt war der Abend im ausverkauften Rosenhof ein absolutes Highlight der „Wanderlust“-Tour 2024. Schiller setzte einmal mehr Maßstäbe für elektronische Live-Performance und hinterließ bei seinen Zuhörern das Gefühl, Teil einer gemeinsamen Reise gewesen zu sein.
Nachtrag
Es war nicht mein erstes Schillerkonzert in Osnabrück, und die Akustik vor einigen Jahren in der Osnabrücker Stadthalle war wesentlich besser und ausgewogener als im Rosenhof. Im Rosenhof war es ein „Clubkonzert“ mit fetten Bässen, in der Stadthalle Osnabrück schon fast orchesterhafte Akustik, die von den an den Seiten angebrachten Lichteffekten noch angenehm unterstützt wurde.