Fachtag in Osnabrück beleuchtete die Herausforderungen der Einsamkeit
Am letzten Mittwoch fand in der Volkshochschule Osnabrück Fachtag unter dem Veranstaltungstitel: „Risikofaktor Einsamkeit – Wenn Alleinsein zur Qual wird“ statt.
Organisiert wurde der Fachtag vom Bündnis gegen Depression in Stadt und Landkreis Osnabrück e. V. und der Volkshochschule Osnabrück. Die Veranstaltung bot Fachleuten und Interessierten die Möglichkeit, sich intensiv mit den vielfältigen Aspekten der Einsamkeit auseinanderzusetzen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten.
Der Fachtag begann mit der feierlichen Einweihung der ersten „Plauderbank“ auf dem Platz der Städtepartnerschaften vor der Volkshochschule. Diese Initiative soll Menschen ermutigen, miteinander ins Gespräch zu kommen und so der Einsamkeit entgegenzuwirken. Bei der Einweihung war unter anderem der niedersächsische Sozialminister Dr. Andreas Philippi, die Verwaltungschefin vom Fachbereich Soziales, Heike Pape und Stephan Kauffeldt vom Bündnis gegen Depression.
Einsamkeit betrifft uns alle – und hat Folgen
In seiner Ansprache skizzierte Dr. Philippi, wie Einsamkeit entstehen kann und erklärte, warum niemand davon ausgenommen sei. „Menschen, die sich einsam fühlen, sind in der Regel auch einsam“, betonte er. Besonders gefährdet seien Personen, die häufig allein sind – ein Problem, das längst nicht mehr nur ältere Menschen betrifft. Die Corona-Pandemie hat insbesondere bei jungen Menschen ein erhöhtes Risiko der Vereinsamung ausgelöst. Dr. Philippi warnte vor den sozialen und gesundheitlichen Folgen der Einsamkeit, darunter Angststörungen, Herzerkrankungen und Immunstörungen.
Besonders besorgniserregend sei jedoch die Anfälligkeit für extremistische Ideologien bei einsamen Menschen. Ihr starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit mache sie empfänglich für radikale Gruppen, die oft einfache Lösungen für komplexe Probleme anbieten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, seien umfassende Bildungs- und Beteiligungsmaßnahmen unverzichtbar. Als positives Beispiel nannte der Sozialminister das Programm „Gemeinsam statt einsam“, das durch innovative Projekte den sozialen Zusammenhalt stärkt.
Lösungsansätze im Fokus der Workshops und des Austauschs
Mit rund 85 Teilnehmenden war die Veranstaltung gut besucht, darunter vor allem Haupt- und Ehrenamtliche aus verschiedenen sozialen Einrichtungen. Neben den Fachvorträgen und Diskussionen in den Workshops bot ein „Markt der Möglichkeiten“ Gelegenheit, konkrete Hilfsangebote kennenzulernen. Organisationen wie die Fachstelle Senioren oder das Netzwerk „Das wir pflegen“ stellten an Infoständen ihre Arbeit vor und gaben praktische Einblicke in Unterstützungsmöglichkeiten.
Im Rahmen der Workshops wurden spezifische Themen vertieft:
- Einsamkeit als Risikofaktor bei jungen Menschen: Diskutiert wurden Präventionsmaßnahmen und Möglichkeiten zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.
- Nachbarschaftskontakte als Mittel gegen Einsamkeit: Ideen zur Aktivierung lokaler Gemeinschaften wurden präsentiert.
- Einsamkeit aus Sicht der Selbsthilfe: Selbsthilfegruppen berichteten über ihre Erfahrungen und erfolgreichen Hilfsangebote.
- Strategien zur Begegnung von Einsamkeit: Praktische Ansätze und Interventionen wurden vorgestellt, um Menschen aus der Isolation zu führen.
Nach dem Fachtag bleibt die Hoffnung, dass die Veranstaltung der Startschuss für weitere Projekte und Initiativen sein wird. Ziel ist es, das Thema Einsamkeit stärker in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken und nachhaltige Maßnahmen zur Förderung sozialer Bindungen zu entwickeln.